Die Kunst des Rückzugs

Vgl. Merkel sieht Risiken für Bundeswehrabzug aus Afghanistan, AFP, 12.03.2011

In den zwei Tagen vor der Einnahme Saigons konnten die Amerikaner über 7.000 Menschen aus der belagerten Stadt evakuieren (Operation "Frequent Wing"). Aber das Ende des US-Engagements in Vietnam ist im kollektiven Gedächtnis untrennbar mit der Symbolkraft des Fotos des niederländischen Fotographen Huber van Es von der Presseagentur UPI verbunden. Das Bild zeigt, wie eine Menschenmenge am 29. April 1975 (Ein Tag vor dem Fall Saigons) sich verzweifelt drängt und versucht, über eine Leiter einen auf dem Dach eines CIA-Gebäudes wartenden Hubschrauber zu erreichen. Obgleich die US-Operation militärisch erfolgreich verlief, wird dem propagandistischen und somit politischen Sieg dem Vietcong zugeschrieben, da die Amerikaner in der Weltpresse weitestgehend gedemütigt gezeigt wurden.

Von den ca. 8 Millionen Einwohner Algeriens haben ungefähr 260.000 Personen, darunter ca. 60.000 sogenannte "Harkis", also einheimische Hilfssoldaten, für den Verbleib in der Französischen Republik im Unabhängigkeitskrieg (1954-1962) gekämpft oder mitgewirkt. Nach dem Krieg galten deshalb, inklusive Familien, etwa 1,5 Millionen Menschen als gefährdet. Weniger als 100.000 Menschen wurde das Aufenthaltsrecht in Frankreich gewährt. Heute gehen die meisten Forscher davon aus, dass ca. 60.000 bis 70.000 Menschen dem Rachefeldzug des Siegers zum Opfer fielen.