Die Obergrenze für (tödlichen) Frauenhass ist erreicht

Seite 4: Das Misstrauen, die "Einzelfälle" und das veränderte Klima

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Am vergangenen Wochenende kam es zu einem sexuellen Übergriff auf eine 19jährige Passantin, die am U/S-Bahnhof "Jungfernstieg" aus einer Bahn ausgestiegen war. Der Jungfernstieg ist neben dem Hauptbahnhof einer der Hauptknotenpunkte des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Hamburg, der zweitgrößten Stadt Deutschlands, einer Weltmetropole.

Der Vorfall ereignete sich Medienberichten zufolge kurz vor Mitternacht. Das ist in Hamburg keine Zeit, in der U- oder S-Bahnhöfe menschenleer sind. Eine andere junge Frau wurde dann auch aufmerksam und griff ein und der Täter floh. Aufgrund der Beschreibung konnte kurze Zeit später ein Tatverdächtiger festgenommen werden: Ein Asylbewerber aus Afghanistan. Ein Einzelfall! Ja, klar.

Nur sind bedauerlicherweise die Medien voll von diesen "Einzelfällen". Und Frauen nehmen das wahr. Selbst wenn es nicht zu sexuellen Übergriffen oder tätlichen Angriffen kommt, spüren Frauen das veränderte Klima. Sie werden zunehmend konfrontiert mit Männern, die raumgreifend dieses Verhalten, das ich als "despektierlich" bezeichne, ihnen gegenüber an den Tag legen.

Gruppen von 14jährigen, die sich einer für ihre Verhältnisse uralten Frau in den Weg stellen, weil sie es für selbstverständlich erachten, dass diese ihnen aus dem Weg geht, Anrempler, drohende Blicke, Anzüglichkeiten, Beschimpfungen, bis hin zu körperlichen Angriffen, all das erleben Frauen. Gruppen von vermeintlich oder tatsächlich arabischen/muslimischen Männern, an der Bushaltestelle, auf dem Marktplatz, am Bahnhof, in den Straßencafés und beim Bäcker.

Gruppen von Männern, die Frauen Unwohlsein bereiten. Auch dann, wenn diese nichts Böses im Sinn haben. Denn das ist leider die Kehrseite der Medaille: Ein zunehmendes Misstrauen gegenüber allen Männern, die irgendwie "nordafrikanisch", "arabisch", oder "muslimisch" aussehen.

Dieses Misstrauen ist allerdings berechtigt und kann für Frauen eine Lebensversicherung sein. Ändern muss sich das Verhalten bestimmter Gruppen von Männern, nicht das der Frauen. Selbstverständlich haben nicht-deutsche Männer kein Patent auf Gewalt gegen Frauen und rüpelhaftes Verhalten erleben Frauen in der U-Bahn, bei Großveranstaltungen und an vielen anderen Orten auch von deutschen Männern.

Aber - und ich wiederhole mich - nicht in diesem Ausmaß, nicht mit der Selbstverständlichkeit, nicht mit der Brutalität, und in aller Öffentlichkeit, wie es häufig nicht-deutsche Männer tun. Vor allem jene, die aus Kulturen kommen, in denen Frauen keinen Wert besitzen.

"Die Bereitschaft etwa, eine fremde Frau auf der Straße ins Gesicht zu schlagen, wenn diese sich über Anmacherei beschwert, sei bei Männern mit arabisch-muslimischem Hintergrund weitaus höher", beschreibt Martin Niewendick in einem Artikel in dem Blog Salonkolumnisten.

Um es mit meinen Worten zu sagen: Säure-Attacken auf Frauen, Ex-Ehefrauen, die mit einem Seil hinter dem Auto her geschleift werden, junge Mädchen, die öffentlich hingerichtet werden, wobei ihnen das Gesicht mit einem Messer regelrecht zerfetzt wird, Frauen nach einer Vergewaltigung im Fluss ertränkt, Schwestern von Angesicht zu Angesicht erschossen, weil diese zu selbstbestimmt, sprich "zu deutsch lebt", völlig fremde Frauen die U-Bahn-Treppe hinunterstoßen, Gruppen von Jugendlichen, die alten Frauen demonstrativ den Weg versperren, all das ist mir in mehr als 40 Jahren, in denen ich mich mit dem Thema "Gewalt gegen Frauen" beschäftige, nur in Verbindung mit Männern mit eigenem oder familiärem Migrationshintergrund untergekommen.

Was nicht heißt, dass es nicht auch in deutschen Familien unfassbar brutale Verbrechen gibt, oder diese von deutschen Männern an Frauen und Kindern verübt werden. Aber was wir derzeit erleben, hat eine neue Qualität.

Diese Taten, die in aller Öffentlichkeit stattfinden, haben eine ganz andere Ausstrahlung auf die Gesellschaft, als jene, die sich im heimischen Schlafzimmer abspielen. Und vermutlich wird es nicht lange dauern, bis auch einheimische Männer sich trauen, "ihre" Frauen in aller Öffentlichkeit zu maßregeln und zu züchtigen. Oder auch fremde Frauen, sofern ihnen diese nicht unterwürfig genug erscheinen.

Gegen eine Vergewaltigung im heimischen Schlafzimmer kann frau sich schützen, zur Not, indem sie zölibatär lebt. Dagegen, auf einer Rolltreppe an einem Verkehrsknotenpunkt angegriffen zu werden, nicht. Deshalb haben viele Frauen das Gefühl, das Maß ist voll. Die Obergrenze an (tödlichem) Frauenhass ist erreicht. Wir haben mit dem, was schon da ist, genug zu tun, wir können nicht permanent noch stärker belastet werden.

Viele der Männer, die aus Afghanistan oder anderen islamisch geprägten Staaten hierherkommen, sind unbestreitbar einer Kriegssituation entflohen. Sie haben das Recht auf Asyl. Dieses Recht kann aber nicht über dem Recht von etwa 40 Millionen Frauen auf Bewegungsfreiheit, über dem Recht von etwa 40 Millionen Frauen auf körperliche Unversehrtheit, über dem Recht von etwa 40 Millionen Frauen auf ihre physische Existenz stehen.

Wer die vertrauten islamischen Strukturen für unverzichtbar hält, sollte in den mehr als 50 islamischen Staaten der Welt um Asyl bitten. In nicht wenigen davon wurde der Frauenhass sogar institutionalisiert und in Recht gegossen.