"Die Pflicht zu rebellieren"
Seite 3: Die Klimaflüchtlinge von morgen
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Seit einigen Jahren warnen Wissenschaftler, Entwicklungshilfeorganisationen und andere davor, dass der Klimawandel in Zukunft mehr und mehr Menschen in die Flucht treiben wird. Im Jemen kann, wer es nicht glauben mag, derzeit beobachten, wie die verschiedenen Ursachen zusammenkommen, die Menschen das Leben immer unerträglicher machen.
Das Land gehört zu den ärmsten in der Region und wird seit gut drei Jahren von einem brutalen Stellvertreterkrieg zwischen dem vom Westen unterstützten Saudi-Arabien und dem Iran verheert.
Betroffen ist bisher vor allem der Westen des Landes, wo von der Weltöffentlichkeit viel zu wenig beachtet vor allem Zivilisten und insbesondere hungernde Kinder unter dem Krieg zu leiden haben, der auf der saudischen Seite nicht zuletzt auch mit Waffenlieferungen aus den NATO-Staaten geführt wird.
Der Osten des Landes, der bisher von den direkten Kriegshandlungen verschont blieb, leidet derweil unter einer zunehmenden Zahl tropischer Wirbelstürme. Das Online Magazin Asia Times berichtet von den Zerstörungen, die in dem sonst eher sehr trockenen Land von den Fluten angerichtet wurden, die die Wirbelstürme mit sich bringen.
Bisher waren tropische Wirbelstürme im Jemen eine Seltenheit. Ohnehin treffen sie, aus den Gewässern vor Pakistan und Indien kommend, die Arabische Halbinsel nur gelegentlich und wenn vor allem das östlich gelegene Oman. Seit den 1990er Jahren beginnt sich das jedoch zu ändern. Im Osten Jemens mehren sich die Stürme und 2015 sowie 2018 waren besonders verheerend.
Zuletzt hat Mitte Oktober der Tropensturm "Luban" das Land getroffen. Die Regierung spricht von 14 Todesopfern und 8.000 Menschen, deren Häuser und Wohnungen zerstört wurden.
Der Bericht der Asia Times beschreibt, wie die nie zuvor erlebten Überschwemmungen Straßen, Schulen und Brücken zerstören - auch, weil die Infrastruktur bisher auf solche Ereignisse nicht ausgelegt ist. Viele 2015 angerichtete Schäden sind wegen knapper Kassen und Bürgerkrieg - wenn überhaupt - erst notdürftig behoben.
Man kann sich leicht vorstellen, dass diese Mischung aus militärischen Konflikt (angeheizt unter anderem mit deutschen Waffen), aufgrund des Krieges fehlender Ressourcen und zerstörerischen Folgen des Klimawandels (unter anderem angeheizt mit deutschen Emissionen) die Lebensverhältnisse immer weiter verschlechtert und insbesondere junge Menschen dazu drängen wird, ihre Zukunft andernorts zu suchen.
Die Anzeichen für die klimatischen Veränderungen in der Region häufen sich derweil: Erst im Mai 2018 war der östliche Nachbar Oman vom für dortige Verhältnisse stärksten Sturm in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen getroffen worden. Die Zyklon "Mekunu" hätte im Nordatlantik als ein Hurrikan der Stufe 3 (Windgeschwindigkeiten von 178 bis 207 Kilometer pro Stunde) gegolten.
In einem wärmeren Klima - bisher hat sich die durchschnittliche globale Temperatur gegenüber den vorindustriellen Verhältnissen um rund ein Grad Celsius erhöht - sind sowohl die Meeresoberflächen als auch die Luft wärmer, was sowohl die Verdunstung als auch die Aufnahmefähigkeit der Luft erhöht. Mehr Wasserdampf in der Luft bedeutet wiederum stärkere Stürme mit mehr Niederschlag.