Die Russen fehlen

In Polens Wintersportort Zakopane kommen die spendablen russischen Gäste dieses Jahr nicht

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Es hat geschneit in Zakopane, der polnischen "Winterhauptstadt" am Rande der Hohen Tatra, doch die Flocken im übertragenen Sinne rieseln gerade nur spärlich in die Beutel der Wirte. Die spendabelsten Gäste, die Russen, bleiben aus - 70 Prozent Reservierungen wurden abgesagt, vor allem wegen der Abwertung des Rubels.

Erwartet werden die Gäste aus dem Nachbarland generell Anfang Januar, wenn die Orthodoxen Weihnachten feiern. Dann hörte man an den Ski-Liften, in den Hotels und den rustikalen Restaurants fast allein Russischen und Ukrainisch. Die Russen fühlten sich bei den mentalitätsnahen Polen Zuhause, das Kreml-skeptische Warschau war in jeder Hinsicht von Zakopane weit entfernt.

Maria Gruszka, Wirtin eines der typischen spitzgiebligen Zakopane-Holzhäuser spricht nun schon in Vergangenheitsform von dem slawischen Brudervolk: "Das war ein sehr guter Kunde und in die Kirche ging er auch." Noch im letzten Januar schlug der Probst der Orthodoxen Kirche in Krakau vor, eine orthodoxe Kirche für die Tausenden von russischen und ukrainischen Touristen zu bauen, die sonst in den katholischen Kirchen feierten. Dieser Plan wird wohl erst einmal aufs Eis gelegt.

Die russischen Gäste haben nicht nur einen finanziellen Grund - in ihren Medien wird berichtet, dass sie in Polens Restaurants als Antwort für Putins Ukraine-Politik nicht bedient werden. Polen ist innerhalb der EU der strengste Moskau-Gegner, der auf harte Sanktionen drängt.

Falschmeldungen sind dies nicht. Der Hotel-Unternehmer Piotr Zygarski erklärte im Sommer den polnischen Medien, dass er Russen, die ihn kontaktierten, sage, sie hätten "bei ihm nichts zu suchen". Schließlich würden rund 90 Prozent der russischen Bevölkerung Putin unterstützen. Er werde stattdessen vor allem Ukrainer aufnehmen und habe von diesen schon Dankesschreiben erhalten, was andere Gastronomen für eine Marketingstrategie halten. Den Ukrainern fehlt auch das Geld.

Die Regionalpolitiker und die weiteren Unternehmer sind von der Aktion nicht begeistert, schließlich habe man "mühsam eine Marke im Osten" aufgebaut.