Die gespaltene katholische Kirche

Nur in Afrika gibt es Unterstützung für die Ablehnung von Verhütungsmitteln.

Zwischen den Katholiken in Afrika und Asien und dem Rest der Welt, aber auch zwischen den westlichen Katholiken und dem Vatikan gibt es im Hinblick auf Familie, Sexualität und Reproduktion einen tiefen Bruch

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Es war schon lange bekannt, dass zwischen der Lehre der katholischen Kirche, die vom Vatikan im Bereich Sexualität, Abtreibung, Verhütung oder Homosexualität vertreten wird, und den 1,2 Milliarden katholischen Kirchenangehörigen teilweise eine tiefe Kluft herrscht. Bestätigt wird diese Kluft nun von einer Umfrage in 12 Ländern, allerdings ist eine ebenso große Kluft zwischen Katholiken in Afrika und Asien und denjenigen in Europa, Nordamerika und großen Teilen Lateinamerikas sichtbar. Papst Franziskus scheint zwar geneigt zu sein, die moralischen Zügel zu lockern, würde aber bei einer Liberalisierung das weitere Auseinanderdriften oder gar den Bruch riskieren.

Befragt wurden insgesamt 12.000 Katholiken in Frankreich, Italien, Polen, Spanien, den USA, Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, den Philippinen, Uganda und der Demokratischen Republik Kongo. Mit großer Mehrheit sagen die Katholiken in den USA, in Lateinamerika und Europa, dass ein Mensch, der sich scheiden lässt, nicht in Sünde lebt und daher exkommuniziert werden sollte. In den beiden afrikanischen Ländern stimmen dem aber mit über 70 Prozent ebenso viele zu, wie dies in den anderen Ländern ablehnen. Auf den Philippinen ist man gespaltener Meinung.

Bis auf Mexiko, den afrikanischen Ländern und den Philippinen sind die Menschen auch mehrheitlich dafür, dass Priester heiraten sollen, also dass das Zölibat nicht mehr zeitgemäß ist. Dass Frauen auch Priester werden sollen, scheint die Katholiken noch eher zu beunruhigen. Mit Ausnahme von Polen ist eine Mehrheit in Italien (59%), Spanien (78%), Frankreich (83%), Argentinien (60%), Brasilien (54%) und 59 Prozent in den USA dafür, am schärfsten ist die Ablehnung mit um die 80 Prozent in den afrikanischen Ländern und auf den Philippinen.

Für ein Abtreibungsverbot sprechen sich in Europa nur zwischen 5% (Frankreich) und 13 Prozent in Polen und Italien aus, in Brasilien sind es 18 Prozent, ansonsten sind es wie in den USA 21 Prozent oder in Kolumbien zwei Drittel, aber in Afrika und Asien spricht sich eine deutliche Mehrheit dafür aus.

Die Homo-Ehe ist ein Thema, bei dem die katholische Kirche am ehesten punkten kann. Selbst in den USA sind 40 Prozent dagegen, in Afrika sogar 99 Prozent, insgesamt sprechen sich 66 Prozent dagegen aus. Allerdings sieht die Sache, was die Verhütung angeht, anders aus. 78 Prozent aller Befragten sind für den Gebrauch von Verhütungsmitteln, teilen also nicht die Ansicht, dass Sexualität immer auf Zeugung angelegt ist.

Keine leichten Entscheidungen für Papst Franziskus. Bild: Christoph Wagener/CC-BY-SA-3.0

Franziskus ist das Problem natürlich bekannt. Es ist schwer vorstellbar, wie die auseinanderstrebenden Kirchenwelten zusammen gehalten werden können. Der Papst hat daher im Oktober eine außerordentliche Synode einberufen, um die Familienpolitik der katholischen Kirche zu klären.

Franziskus ist weiterhin gegen Priesterinnen, die Homo-Ehe und die Abtreibung (Katholische Kirche: Aus den "langweiligen Schablonen" befreit), will aber sonst weniger streng in der Doktrin sein, was aber auch zu seltsamen Kapriolen führt (Der Papst und der Homo-Hass). So verurteilt er zwar Scheidungen und die geringe Wertschätzung der Ehe, fordert aber mehr Barmherzigkeit für die Geschiedenen und eine bessere Vorbereitung auf die Ehe. Damit wird er im Westen keine großen Erfolge erzielen.