Die großen Ängste der Kleinen...

...sind die Ängste der Großen: Britische Schulkinder haben Angst vor dem Terror und dem Klimwawandel

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Britische Grundschüler leiden unter massivem Stress und großen Ängsten. Das geht aus größer angelegten Untersuchungen im Rahmen der Cambridge University's Primary Review hervor. Heute wurden die ersten Ergebnisse veröffentlicht und sorgten für einiges Aufsehen auf der Insel.

Mehrere Hundert Kinder, Eltern und Lehrer sind für den ersten Bericht - "Community Soundings Bericht (PDF) – interviewt worden. Die Primary Review-Serie will etwas über die Verfassung der britischen Grundschüler und die Bedingungen, unter denen sie aufwachsen, herausfinden. Immerhin hat sich die Labour-Regierung Schule und Erziehung eine große Priorität eingeräumt.

Doch der große Tenor, in dem die meisten Interviewten einstimmten, sei "pessimistisch" und "kritisch", meldet der Community-Soundings-Report schon gleich zu Anfang. Man mag die Klage kennen, in der Drastik überrascht sie doch: Die Kinder würden "exzessivem" Druck in der Schule und exzessiven kommerziellen Ansprüchen der größeren Gesellschaft ausgesetzt; zugleich sei das Familienleben und das Gemeinschaftsleben im Niedergang begriffen; allenthalben würde Respekt und Mitgefühl zwischen den Generationen verschwinden und das Leben außerhalb der Schule als unsicher und gefährlich empfunden.

Kinder zwischen 7 und 11 seien darüberhinaus Stress und Ängsten ausgesetzt, von denen man eigentlich annimmt, dass sie Erwachsenen vorbehalten sind: die Schnelligkeit der Veränderungen, die Angst vor Terroranschlägen und die Angst vor den Folgen des Klimawandels.

Ein Unicef-Bericht, schreibt der Guardian, habe dieses Jahr britische Schüler, was ihr Wohlbefinden angeht, ans Ende der Skala in den entwickelten Ländern platziert. Die Primary Review würde dies bestätigen. Besonders bemerkenswert ist die Angst, welche die Kinder vor der Gewalt außerhalb des Schulgeländes haben. Nicht weiter verwunderlich laut Guardian, da 95% der 10- bis 15Jährigen in ihrem Leben mindestens schon einmal Zeugen eines Verbrechens gewesen sein sollen.

Die meisten der genananten Ängste reflektieren zum großen Teil wohl auch Ängste der Eltern. Wer beispielsweise Wiederholungen von Tagesschausendungen aus früheren Jahren ansieht, der kann über Kinder bei Friedensdemonstrationen in den achtziger Jahren staunen. In ihren Händen Transparente, auf denen zu lesen ist: "Ich habe Angst vor einem Atomkrieg". Politische Frühreife oder ein leicht manipulatives Manöver der Eltern?

In einem unterscheiden sich die Ängste der britischen Schüler von denen ihrer Eltern deutlich: Während die Kinder, die in urbanen Gegenden aufwachsen, Angst vor der Gewalt anderer hatten, ängstigten sich die Eltern vor allem vor Unfällen im Straßenverkehr.