Die lästige teure Endlagerfrage

Seite 2: 35 Milliarden für französisches Endlager Bure vorgesehen - mindestens

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Dass die 18 Milliarden Euro nicht ausreichen dürfen, zeigt ein Blick auf die Endlagerpläne in Frankreich. Auch dort wurden die Kosten nie seriös berechnet, weil das die heilige Kuh Atomkraft und das Märchen vom billigen Atomstrom in Frage stellen würden. So musste die eng mit dem Energieversorger EDF verbundene "Nationale Agentur für das Management radioaktiver Abfälle" (Andra) die ursprünglich angesetzten Kosten für die Endlagerung von ursprünglichen 13,5 bis 16,5 Milliarden schon vor einigen Jahren auf 36 Milliarden Euro heraufsetzen. Dagegen hatte damals EDF widersprochen. Doch der Konzern musste gerade zugeben, dass allein die Kosten für das geplante Endlager im lothringischen Bure auf 35 Milliarden explodieren dürften.

Die Entscheidung für Bure als Endlager im Dreiländereck Frankreich-Deutschland-Luxemburg ist rein politischer Natur und verstößt gegen die eigentlichen gesetzlichen Vorgaben. Eigentlich sollten in Frankreich verschiedene Lagermedien erforscht werden. Da das nicht gelang, soll nun am "Versuchs-Labor" Bure ein Endlager entstehen, weil in der bevölkerungsarmen Gegend nicht genug Widerstand entwickelt werden konnte. Genau das hatten die Atomkraftgegner stets befürchtet. (Endlager verzweifelt gesucht!). Wenn alles gut geht - was zu bezweifeln ist - soll 2020 mit dem Bau begonnen werden. Der erste Atommüll könnte nach den Planungen schon 2025 eingelagert werden.

Neben steigenden Kosten hat die Achillesferse der französischen Atompolitik noch mit weiteren Problemen zu kämpfen. So ist im vergangenen Sommer der Trick aufgeflogen, mit dem versucht wurde, die Planungen auch gesetzlich festzuklopfen. Die wurden in einem Gesetzespaket zur Wirtschaftsförderung versteckt - und das wurde auch noch ohne Abstimmung im Parlament beschlossen. Dass passte allerdings dem Verfassungsrat nicht. Die oberste Institution in Frankreich, in manchem mit dem Bundesverfassungsgericht vergleichbar, strich den Passus wieder aus dem "Macron"-Gesetz (Französischer Verfassungsrat kippt Gesetz zum Atommülllager bei Bure).

Die sozialistische Regierung kündigte derweil aber an, die Frage in einem eigenen Gesetz im ersten Halbjahr 2016 zu regeln. Wenig förderlich ist für sie aber, dass erneut ein Arbeiter das Leben verlor, noch bevor überhaupt mit dem Bau des Endlagers begonnen wurde. Bei Probebohrungen kam es im Versuchslabor in 500 Metern Tiefe zu einem Felssturz, der einen Arbeiter erschlug und einen zweiten verletzte. Nun wird ermittelt, wie es zu diesem zweiten tödlichen Unfall kam.

2005, als man mit den Bohrungen die Lehm-Ton Schicht erreichte, in der die hoch radioaktiven Abfälle eingelagert werden sollten, war es schon einmal zu einem tödlichen Unfall gekommen. Das Gestein sei brüchig, warnten Arbeiter, die schon damals Verzögerungen vorhersagten, weil man mit den Bohrungen nicht wie geplant vorankomme (Endlager gefunden?). Eigentlich sollte zu diesem Zeitpunkt, so sah es das "Bataille"-Gesetz von 1991 vor, die Forschung abgeschlossen und eine Lösung für die Endlagerung gefunden sein, die es definitiv auch zehn Jahre später weiterhin nicht gibt.