Donald Trump vor Gericht: Spielball der liberalen Medien

Demonstrantin in der Nähe eines Gerichts in Miami im Juni 2023, anlässlich einer Verurteilung Trumps

Demonstrantin in der Nähe eines Gerichts in Miami im Juni 2023, anlässlich einer Verurteilung Trumps. Bild: Ben Von Klemperer /Shutterstock.

Donald Trumps Gerichtsverfahren ziehen die große Aufmerksamkeit der liberalen US-Presse auf sich. Die Strategie dahinter ist einfach, die Risiken groß.

Der Wahlkampf von Donald J. Trump könnte besser laufen. Während er in früheren Wahlkämpfen zur gleichen Zeit die Stadien der USA mit seinen Veranstaltungen füllte, steht der Präsidentschaftskandidat der Republikanischen Partei derzeit vor Gericht. Dabei geht es um seine umstrittene Schweigegeldzahlung an die Pornodarstellerin Stormy Daniels.

Eigentlich sollte die Anwesenheitspflicht in einem New Yorker Gerichtssaal Trumps persönliche Medienreichweite einschränken. Denn das Image des Make-America-Great-Again-Stars basiert auf dem ständigen, halb-persönlichen Kontakt zu seinen Fans.

Gerade im liberalen New York ist Trump nun wirklich meilenweit von den konservativen Hochburgen und Swingstates entfernt, also jenen Schauplätzen, auf denen er seine gottesdienstähnlichen Wahlkampfveranstaltungen abhalten könnte.

"Mehr Besucher als Elton John"

Das muss hart sein für einen geborenen Showman, der noch im letzten Wahlkampf behauptete, seine Wahlkampfauftritte würden regelmäßig die Besucherrekorde von Rockgrößen wie Elton John brechen – und das "ganz ohne Gitarre".

Immerhin kann sich Trump der ungeteilten Aufmerksamkeit der liberalen US-Presse sicher sein. Egal, ob CNN oder ABC News, viele der großen, gemeinhin als liberal geltenden Nachrichtensender haben in den vergangenen Tagen jeden noch so kleinen Schritt Donald Trumps peinlich genau dokumentiert.

Und peinlich ist in diesem Fall keine Untertreibung, denn die 24-Stunden-Nachrichten sind sich nicht zu schade, etwaige Programmlücken mit noch so kleinen Nichtigkeiten rund um das Gerichtsdrama zu füllen. Wenn nichts passiert, werden wilde Vermutungen angestellt oder ein "Courtroom-Sketch" interpretiert. Ja, es wird sogar die Zeichnerin interviewt.

Medien üben Selbstkritik: Was folgt daraus?

Ein solcher Medienzirkus wäre sicherlich amüsant, wenn es nicht genau dieselben liberalen Medienstimmen wären, die nach der Wahl Trumps zum Präsidenten 2016 schockiert und beschämt einräumten, dem damaligen Außenseiterkandidaten zu viel Airtime in ihrer Berichterstattung eingeräumt zu haben.

Die Selbstkritik der liberalen US-Presse bezog sich damals auf einen brancheninternen Hang zum Sensationalismus, den man in Zukunft sicher vermeiden könne.

Heute ist Trump längst kein Außenseiter mehr, sondern der unangefochtene Frontrunner der Republikaner, der nicht nur die konservative Wählerbasis, sondern mittlerweile auch die Institution der Republikanischen Partei fest im Griff hat.

Er ist damit fester Bestandteil des Zwei-Parteien-Systems. In dem sich Liberale und Konservative unversöhnlich gegenüberstehen, gilt dies in besonderem Maße auch für die Akteure im medialen Diskurs der USA.

In den Vereinigten Staaten zeigen die großen Medienhäuser in der Regel offen ihre politische Parteinahme. Offen parteiische Berichterstattung birgt aber auch Gefahren oder kann zumindest unerwünschte Folgen haben.

Journalisten als Sprachrohre: Die Risiken ...

Denn wenn man sich als Journalist im aktuellen Wahlkampf als Sprachrohr des einen oder anderen politischen Lagers versteht, hat man die Wahl, entweder positiv über den eigenen Kandidaten oder negativ über den der Gegenseite zu berichten.

Das ist das Problem der liberalen Presse. Wenn man nicht ständig darüber berichten will, wie schlecht sich Donald Trump vor Gericht benimmt und was ihn das kostet, dann muss man sich auf den eigenen Präsidentschaftskandidaten konzentrieren.

Leider ist Präsident Joe Biden nicht gerade ein Kandidat, der besonders viel Rampenlicht verträgt oder bei näherer Betrachtung unbedingt sympathischer wird.

... und die Optionen

Es liegt daher im wahltaktischen Interesse der liberalen US-Presse, Trump weiterhin stark zu fokussieren. Dies gilt umso mehr, als Bidens Hauptargument im aktuellen Wahlkampf – wie auch schon 2020 – die Angst vieler Wähler vor einer erneuten Trump-Präsidentschaft ist. Aus dieser Perspektive macht die übertriebene Betonung der juristischen Schwierigkeiten Trumps durch viele liberale US-Medien Sinn.

Ja, es scheint fraglich, ob die liberalen US-Medien in der aktuellen politischen Landschaft eine andere Rolle bevorzugen würden. Ob diese Taktik jedoch wahlkampftechnisch sinnvoll ist, bleibt abzuwarten, denn in seiner aktuellen Situation profitiert Trump sicherlich von dem Rampenlicht, das ihm die liberale Presse zugesteht.

Denn auch eine schlechte Presse ist sicherlich besser, als in der heißen Phase des Wahlkampfes isoliert in einem Gerichtssaal zu verrotten.

Fraglich ist allerdings, ob die Menschen außerhalb des Washingtoner Speckgürtels wirklich an einer derart kleinteiligen Politikberichterstattung interessiert sind.

Bei der heutigen Informationsflut dürfte es den Zuschauerinnen und Zuschauern, Hörerinnen und Hörern jedenfalls schwerfallen, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten und das große Ganze im Blick zu behalten.