Dreifache Kernschmelze
Seite 3: Die Folgen von Fukushima
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Die Umgebung des Kraftwerks wurde durch die Explosionen weiträumig verseucht. Rund 150.000 Menschen mussten evakuiert werden. Die Regierungen wies zwei Sicherheitszonen aus, eine mit 20, die andere mit 30 Kilometer Radius um das Kraftwerk.
Europäische Regierungen hatten im April 2011 ihren Bürgern allerdings empfohlen, sich den havarierten Reaktoren nicht weiter als auf 80 Kilometer zu nähern. Auch die Internationale Atomenergie Organisation hatte Empfehlungen ausgesprochen, die Zonen zu erweitern.
Zudem zeigten Messungen, dass sich die radioaktiven Partikel nicht an eine gleichmäßige Geometrie gehalten hatten. Die an den Tagen der Explosion vorherrschenden Winde sorgten für einen radioaktiven Korridor, der sich deutlich über die Sicherheitszonen hinaus nach Nordwesten erstreckt.
Die Menschen in diesen Gebieten wurden erst relativ spät gewarnt, wie sich die konservative Regierung überhaupt von Anfang an viel Mühe gab, die Folgen herunterzuspielen. Schon bald setzte zudem eine nationalistische Propaganda ein, mit der Menschen, die sich Sorgen wegen ihrer Kinder machten oder keine Nahrungsmittel aus der Region Fukushima kaufen wollten, unter Druck gesetzt wurden.
Verharmlosung
Auch die Untersuchung der Bevölkerung auf mögliche Strahlenschäden wurde sträflich vernachlässigt. Nach einem Bericht der deutschen Sektion der Internationalen Ärztinnen und Ärzte zur Verhinderung eines Atomkriegs, IPPNW, wurden die Evakuierten lediglich auf Schilddrüsenkrebs bei Kindern systematisch untersucht.
Das sei die am einfachsten festzustellende Folgeerkrankung, da diese Krebsart bei Kindern extrem selten ist und schon ein leichter Anstieg der Häufigkeit auffällt. Verursacht wird er, wie auch aus Untersuchungen nach dem Reaktorunfall 1986 im sowjetischen Tschernobyl (heute Ukraine) bekannt ist, durch radioaktives Jod.
Der IPPNW widerspricht Darstellungen der japanischen Regierung, wonach die registrierte Häufung ein Artefakt aufgrund der systematischen Untersuchungen sei. Nach Ansicht des IPPNW-Vorsitzenden Alex Rosen wurden zwanzig Mal mehr Erkrankungen bei Kindern festgestellt, als zu erwarten gewesen wären.
Der Verband widerspricht auch Darstellungen des Bundesamtes für Strahlenschutz. Dieses sowie ein UN-Komitee, dem nur Staaten mit eigenen Atomkraftwerken angehören, hatten behauptet, infolge des Reaktorunglücks seien bis heute keine Strahlenkrankheiten aufgetreten.
"Wie soll man die gesundheitlichen Folgen seriös abschätzen, wenn lediglich ein kleiner Teil der Bevölkerung der kontaminierten Gebiete auf nur eine einzige strahlenbedingte Krankheit systematisch untersucht wird?", fragt Rosen.
Die japanischen Behörden stellten von den Schilddrüsenstudien abgesehen keine weiteren Untersuchungen auf Erkrankungen an, die mit Strahlenbelastung im Zusammenhang stehen könnten. Stattdessen werde, immer wieder auf "irrationale Strahlenangst" und psychosomatischen Stress verwiesen, die die erhöhten Erkrankungsraten erklären sollen. Nicht einmal ein spezielles Krebsregister sei für die betroffene Bevölkerung angelegt worden.
Stattdessen werden die Menschen gedrängt, in ihre verlassenen Häuser zurückzukehren. Damit werde selbst Schwangeren und Kleinkindern eine Strahlendosis zugemutet, die sonst nur für AKW-Arbeiter als akzeptabel gilt.
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