E-Mobilität in Deutschland: VW schmiert ab, Tesla startet durch
US-Hersteller plant Ausbau des Werks in Grünheide bei Berlin. Volkswagen fährt E-Auto-Produktion zurück. Warum das eine mehrfach schlechte Nachricht für Deutschland ist.
Während der deutsche Automobilriese VW bei der Elektromobilität den Anschluss zu verlieren droht, will der US-Newcomer Tesla sein Werk im Brandenburgischen Grünheide ausbauen.
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Ziel ist es, die Produktionskapazität im bisher einzigen E-Auto-Werk dieses Konzerns in Europa von ursprünglich geplanten 500.000 auf eine Million Autos pro Jahr zu verdoppeln. Dazu hat Tesla beim Land Brandenburg einen dreiteiligen Antrag auf umweltrechtliche Genehmigung gestellt.
Die Meldung kommt just zu einem Zeitpunkt, zu dem der VW-Vorstand beschlossen hat, die Produktion von E-Autos im Werk Emden zu drosseln. Begründet wurde das, wie der Fachautor Hans-Josef Fell heute bei Telepolis berichtet, mit der angeblichen Zurückhaltung der Käufer in diesem Marktsegment. Fell dazu:
Als Gründe werden eine Verringerung der Förderung in Deutschland sowie hohe Strompreise angegeben. Diese Begründung ist nicht überzeugend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass die Strompreise in den letzten Wochen und Monaten weiter gesunken sind und Volkswagen nicht nur in Deutschland E-Autos verkauft.
In Bezug auf Tesla berichten Nachrichtenagenturen, dass der US-Elektroautobauer wegen der geplanten Erweiterung seines Werks in Grünheide bei Berlin höhere Sicherheitsanforderungen erfüllen müsse als bisher. Nach der Störfallverordnung werde der Betrieb angesichts des geplanten Wachstums von der unteren in die obere Klasse eingestuft. Konsequenzen sind ein umfangreicherer Sicherheitsbericht. Künftig seien weitere Meldepflichten nötig und die Werkfeuerwehr müsse besser ausgerüstet werden.
"Geplant sind für den Ausbau der Produktion auf eine Million Fahrzeuge 22.500 Beschäftigte", schrieb dazu die Deutsche Presse-Agentur (dpa) unter Berufung auf die Potsdamer Neuesten Nachrichten, die zuerst über den geplanten Ausbau berichtet hatten. Die dpa dazu:
Mit dem ersten Antrag auf Teilgenehmigung sind laut Unternehmen,auch ein Lagergebäude für die Lagerung von Stoffen, ein Lager für flüssige,und gefährliche Abfälle, ein Labor für Batteriezelltests, eine,Recyclingstelle für Batterieabfälle und eine Anlage zur Rückgewinnung von,Wasser aus dem Produktionsprozess verbunden.
Am morgigen wird Tesla darüber bei einer Veranstaltung in Grünheide über den Ausbau informieren. Ab Mittwoch (19. Juli) werden die Antragsunterlagen einschließlich der Stellungnahmen der Behörden öffentlich ausgelegt und im Internet veröffentlicht. Bürgerinnen und Bürger können dann bis zum 18. September Einwendungen gegen das Vorhaben erheben.
Das Unternehmen hatte schon zu Baubeginn im Brandenburgischen Grünheide einen Wasserbedarf von 1,4 Millionen Kubikmeter im Jahr angemeldet. Nach Informationen des zuständigen Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) entspricht das einer Menge, die eine Stadt mit 40.000 Einwohnern im Jahr verbraucht. Für Tesla war das von Beginn an nicht genug: Sollte die Fabrik komplett ausgebaut sein – und das nur in den gegenwärtigen Dimensionen –, könnte sie rund 3,6 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr verbrauchen.
Für die Menschen im Umfeld der Megafabrik bedeutet das wohl weitere Einschränkungen beim Wasserverbrauch. Der Branchenvergleich mit VW zeigt, dass die deutsche Industrie im Rennen um die Mobilitätswende weiter zurückfällt. Im Gesamtbild eine Lose-lose-Situation.