EXPO-Kurznachrichten

NDR-Umfrage zur EXPO mit skeptischen Ergebnissen - Sexy EXPO - Aktionswoche gegen die EXPO

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Der Millennium-Countdown hat ausgezählt, nun beginnt der Endspurt bis zum Eröffnungstag der 1. Weltausstellung auf deutschem Boden. Zwar sind die Vereinigten Staaten offiziell immer noch nicht auf der EXPO vertreten, aber man möchte der USA weiterhin ein Türchen offen halten. Demnächst wird eine Kommission in die Staaten fliegen, um nach gemeinsamen Möglichkeiten der Beteiligung zu suchen. Besondere Schwierigkeiten bereitet den Organisatoren die Tatsache, dass nach einem Beschluss des Kongresses keine öffentlichen Gelder für die Weltausstellung genutzt werden dürfen. Aber Sorgen müssen wir uns nicht machen, denn Bundeskanzler Gerhard Schröder als Ex-Landesvater und Retter in allen Lebenslagen wird sicher auch dazu eine einvernehmliche Lösung mit Bill Clinton finden.

Peinliche Überraschungen bei der EXPO-Umfrage des Norddeutschen Rundfunks unter der niedersächsischen Bevölkerung: Nur ein Prozent aller Befragten will durch organisierte Busreisen zur EXPO 2000 anreisen. Hannoveraner werden angesichts des erwarteten Verkehrsaufkommens jedoch gleichzeitig aufatmen, denn zwei Drittel der Befragten wollen mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Die Autofahrer finden sich in der Gruppe der 25- bis 34-jährigen, während die Älteren und der Bevölkerungsteil mit höherem Bildungsgrad verstärkt zum öffentlichen Verkehr neigen. Die 18- bis 24-jährigen fallen noch einmal auf, weil sie keine Angaben über Ort und Zeitpunkt der EXPO 2000 geben können. Hier scheinen die Werbestrategien der Weltausstellung noch nicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein.

Auch wenn die EXPO die Umfrageergebnisse positiv wertet, ist doch eher Skepsis angebracht. Ähnlich wie bei der Volkabstimmung zur EXPO zeigt sich auch heute noch nur eine knappe Zustimmung. Die eindeutigsten Werte liegen bei jüngeren Befragten vor. So haben 60 Prozent eher positive Erwartungen, während je 20 Prozent eher Befürchtungen hegen bzw. sich noch nicht entschieden haben. Die gleichen Zahlen stehen für eine Erfolgsbewertung der EXPO, auch hier glauben 60 Prozent an den Erfolg der Weltausstellung. Die Skepsis zeigt sich dann in der Bewertung, ob die Befragten eher für die Expo sind oder dagegen. Hier sind 57 Prozent ungeteilt für die Expo, aber 22 sind sich immer noch in ihrem Urteil unsicher. Eher dagegen sind immer noch 13 Prozent.

Zumindest bei der Einschätzung zur Bedeutung der Weltausstellung für Niedersachsen scheint man sich einig zu sein. So sehen 52 Prozent eine hohe Bedeutung und 29 Prozent zumindest "einige Bedeutung" bei der erwarteten Großveranstaltung für das Land Niedersachsen. Lediglich 13 Prozent sehen "wenig" wenn nicht "gar keine" Bedeutung.

Die Expo wird sich fragen lassen müssen, warum bei Frauen das Interesse an der Weltausstellung deutlich geringer als bei Männern ist. Außerdem zeigt das Umfrageergebnis, dass ältere Menschen nicht die Absicht haben, nach Hannover zu kommen. Nur knapp die Hälfte der Befragten aus Niedersachsen will überhaupt zur Expo kommen, während 40 Prozent schon heute einen Besuch für sich ausschließen. Lediglich 16 Prozent haben sich noch nicht zu einem Besuch durchgerungen.

Stadt Bad Nenndorf ohne EXPO-Baustellen

Da hat die neue Stadt Bad Nenndorf noch einmal Glück gehabt. Wie bereits berichtet sollten während der EXPO in dem beschaulichen Kurort diverse Straßen aufgerissen werden, um die Grauguss-Gasleitungsrohre wechseln zu können. Inzwischen hat sich die Stadt mit dem Bauträger Wesertal darauf geeinigt, die Baumaßnahme während der Weltausstellung ruhen zu lassen. Ab sofort wird jedoch der Asphalt aufgerissen und mit dem Austausch begonnen. Alle laufenden Arbeiten sollen allerdings bis zur EXPO abgeschlossen sein. Somit ist dann doch ein reibungsloser Fremdenverkehr während der EXPO 2000 gewährleistet. Sofort nach der EXPO soll es weitergehen.

Sexy EXPO

Für die Werbestrategen scheint die Jugend ein wichtiger Ansprechpartner für die Weltausstellung zu sein, denn nun möchte man die EXPO sexy erscheinen lassen. Zu lange sei in der Öffentlichkeit über Querelen, Interna oder Finanzprobleme geredet worden, damit will der neue Kommunikationschef Andreas Lampersbach jetzt Schluss machen. Prompt werden andere Verben benutzt, die zeigen sollen, dass die Weltausstellung anziehend, attraktiv und ansprechend ist. Damit sich dieses in den Köpfen der Menschen festsetzt, wird die EXPO rund 40 Millionen Mark in eine neue Werbekampagne stecken. Damit soll die Einmaligkeit der Weltausstellung für die Jugend unterstrichen und ein Schlussstrich unter das Selbstmitleid gesetzt werden.

Aktionswoche gegen die EXPO

Ein Forumsbeitrag gab das Stichwort, noch einmal bei den Gegnern der EXPO vorbeizuschauen. Doch das Ergebnis ist noch nüchterner als vor ein paar Wochen. Der ASTA der Universität Hannover sollte dafür verantwortlich zeichnen, doch seit dem 09.12.1999 "soll es am kommenden Montag eine neu gestaltete Homepage geben". So heißt es eben geduldig warten auf irgendeinen Montag.

Nach Informationen des Partisan-Net soll vom 14. bis zum 16. Januar in Hannover immer noch das Bundestreffen der Anti-Expo stattfinden, aber nähere Hinweise finden sich leider auch nach einem Telefongespräch mit dem ASTA nicht. Dafür gibt es unter dem Veranstaltungskalender inzwischen einen recht umfangreichen Terminplan.

Möglicherweise wird das Anti-Expo-Forum spätestens dann mehr zu tun haben, wenn wirklich während der Weltausstellung Castor-Transporte rollen sollten. Für diesem Fall haben unzählige Verbände Proteste während der EXPO angekündigt. Der Polizeipräsident Hans-Dieter Klosa sieht sich durch zusätzliche Aufgaben dann auch überfordert und betont, dass "ein Parallelereignis EXPO und Castor-Transport überhaupt nicht zu verantworten" sei. Seiner Meinung nach entstünde sogar ein Imageschaden für die Weltausstellung und Deutschland, wenn wirklich die Transporte zeitgleich zur Weltausstellung rollen würden. Mögliche Terroranschläge auf Bahnstrecken würden die Besucher sicher auch vom Besuch in Hannover abhalten.

EXPO-Projekte

Welche Synergieeffekte die Weltausstellung mit sich bringt, verdeutlicht die Zahl der weltweiten EXPO-Projekte. Es existieren fast 800 Projekte in 123 Ländern, die sich das Motto "Mensch - Natur - Technik" auf die Fahnen geschrieben haben. Mitte Dezember wurden die bundesdeutschen Projekte ausgewählt. Aus über 2.000 Anträgen wurden schließlich 280 Projekte als offizielle EXPO-Projekte anerkannt. Wie die Generalkommissarin Birgit Breuel betont, hat dieser Wettbewerb allein einen Investitionsschub von 15 Millionen Mark ausgelöst und es seien über 5.000 hoch qualifizierte Arbeitsplätze entstanden. Eine Auswahl der Projekte, die man zudem auch vor Ort besuchen kann, wird man im "Global House" auf der EXPO-Plaza sehen können.

Schulungen

Jede Menge Servicepersonal wird entweder eigens zur EXPO angestellt oder von den Unternehmen geschult. So unterwies die Deutsche Bahn nach einer Meldung der Hannoverschen Allgemeinen (HAZ) inzwischen 4.000 Zugbegleiter. Süffisant stellt der Reporter fest, dass diese Zugbegleiter vorher Schaffner genannt worden seien.

In zweitägigen Kursen ist auch das Personal in den Fernzügen auf die EXPO vorbereitet worden. Schließlich rechnet die Bahn während der fünfmonatigen Weltausstellung mit mehreren hunderttausend zusätzlichen Fahrgästen. Weil sich darunter natürlich ausländische Fahrgäste befinden werden, gehörte gleich ein kleiner Sprachkurs dazu. So soll es in einer Mitteilung der Bahn geheißen haben: "Zumindest einige Sätze auf Englisch sollen die Zugbegleiter wechseln können..." So ganz nebenbei wurden Höflichkeit und Freundlichkeit thematisiert, denn man möchte die EXPO-Gäste schon im Zugabteil über mögliche Verspätungen informieren. Der Dienstleister und Weltpartner Bahn kommt, aber wann er wirklich ankommt, kann er den Gästen nun auch auf Englisch mitteilen.

Unangenehme Nebenkostenabrechnung für Bewohner der EXPO-Siedlung

In unmittelbarer Nähe zum Weltausstellungsgelände ist die Kronsberg-Siedlung mit über 3.000 Wohnungen entstanden. Kennzeichnend für den modernen Siedlungsbau sollten die Häuser in besonderer Niedrigenergiebauweise sein, doch die Überraschung kam mit den ersten Nebenkostenabrechnungen, die die Bewohner jetzt erhalten haben. Sie fielen aus allen Wolken, denn die Heizkostenabrechnung offenbarte ihnen eine ordentliche Nachzahlungsforderung. Die Mieter sind stinksauer und fühlen sich betrogen, denn gerade von der Niedrigenergiebauweise hatten sie sich so viel versprochen.

Inzwischen wird offen darüber spekuliert, ob man sich bei der Planung verkalkuliert habe oder ob die Bewohner nicht mit der modernen Lüftungstechnik umgehen könnten. Fachleute erläutern, dass wohl bis zu 20 Prozent Mehrkosten wegen der Baufeuchte kalkuliert werde müssen. Die Wogen sind damit noch nicht geglättet, denn auf einer Mieterversammlung, an der fast 100 Mieter teilnahmen, wurden Vorwürfe laut, die auf eine Mitschuld beim Bauträger schließen lassen. So wurde den Mietern empfohlen, Luftwechsler einfach zuzukleben, es fehlten eine Zeit lang die Ablesegeräte und die Mieter mussten wohl auch das Heizen leer stehender baufeuchter Wohnungen mitfinanzieren. Eine Gesprächsrunde mit Vertretern der Stadtwerke, der Stadt, der Bauträger und der Bewohner soll nun eine Lösung bringen. Die Mieter fordern bis zur endgültigen Klärung einen Zahlungsaufschub, doch die Stadtwerke als Energielieferant erklären sich damit nicht einverstanden. Ein Sprecher der Bauträger bat um Verständnis, schließlich sei "der Kronsberg ein Experiment, und Experimente bergen immer Startschwierigkeiten". Es bleibt für die Bewohner zu hoffen, dass sie keine Versuchskaninchen sind und dieses Experiment nicht zu ihren Lasten gehen wird.