Ehe macht gesund - auch homosexuelle Paare

Paare, die in gleichgeschlechtlichen Beziehungen leben, sind meist weniger gesund als heterosexuelle Partner - ein Argument für die volle Gleichstellung der "Home-Ehe"

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Auch wenn der Volksmund immer wieder Gegenteiliges berichtet: Die Ehe macht gesund. Studien weltweit haben in übergroßer Mehrheit bestätigt, dass verheiratete Menschen gesünder und länger leben als Singles, auch unter Berücksichtigung ihres sozioökonomischen Status. Für gleichgeschlechtliche Beziehungen (die weltweit nur in wenigen Ländern den Status der Ehe erreichen können) lagen solche Daten bisher kaum vor.

In einer im Journal of Health and Social Behavior erschienenen Studie liefert jetzt ein amerikanisches Forscherteam dazu neue Erkenntnisse, die auf Befragungen von einigen Tausend Menschen basieren.

Das Ergebnis ist dabei klar: Bei gleichem sozioökonomischem Status bezeichneten sich Paare, die in gleichgeschlechtlicher Beziehung leben, als weniger gesund als verheiratete heterosexuelle Paare. Auf den ersten Blick profitierten auch homosexuelle Paare gesundheitlich davon, in einer Beziehung zu leben, jedenfalls im Vergleich zu Singles.

Als die Forscher dann jedoch den Einfluss des sozioökonomischen Status berücksichtigten (eine feste Beziehung erlaubt generell, gemeinsame Ressourcen effizienter zu nutzen), verflüchtigte sich dieser Vorteil. Das galt übrigens ebenso für unverheiratete, aber in Beziehung lebende Heteros: Sie sind zwar meist gesünder als verheiratete Paare, dies lässt sich aber allein auf den besseren finanziellen Status (in solchen Beziehungen gibt es signifikant weniger Kinder) zurückführen.

Interessante Ergebnisse zeigten sich auch, als die Wissenschaftler ihre Daten getrennt für Frauen und Hautfarben auswerteten. Grundsätzlich blieb das Muster dabei erhalten, dass gleichgeschlechtliche Paare gesundheitlich schlechter dastehen als verheiratete Heteros. Jedoch berichten schwarze Frauen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften von besonders schlechter Gesundheit. Dazu passt, so die Forscher, dass Frauen in diesen Communities ob ihrer sexuellen Veranlagung besonders viel Ablehnung (und damit Stress) erfahren.

Lesbische Beziehungen: besonders gutes Beziehungs-Management

Weißen Frauen hingegen, die unverheiratet in einer lesbischen Beziehung leben, geht es selbst im Vergleich zu einer heterosexuellen Ehe am besten. Das passt zu der Erkenntnis anderer Studien, dass von einer Verlängerung der Lebenserwartung durch die Heirat vor allem die Männer profitieren - vermutlich, weil sie in ihrer neuen Rolle in der Familie ein weniger riskantes Verhalten an den Tag legen. Außerdem sind, das legen andere Studien nahe, lesbische Beziehungen offenbar besonders stark von einer gerechten Verteilung der Hausarbeit und des Beziehungs-Managements insgesamt geprägt.

Zu den möglichen Gründen äußern sich die Forscher ebenfalls. Benachteiligung und öffentliche Diskriminierung, meinen sie, könnte bei schwulen und lesbischen Menschen zum Beispiel zu dauerhaft verstärktem Stress führen, der der Gesundheit abträglich ist. Und solange gleichgeschlechtliche Partnerschaften der Ehe nicht in jedem Aspekt gleichgestellt sind, böten sie auch nicht dieselben psychosozialen, sozioökonomischen und institutionellen Ressourcen, die verheirateten heterosexuellen Paaren zur Verfügung stehen. Schließlich führte eine Gleichstellung durch die damit verbundene verbesserte Akzeptanz auch zu einem höheren Maß an subjektiv empfundener Gesundheit, so die Forscher.