Ein Schrotthaufen wird zur Schatzgrube
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Wenn Schrott eine andere Wertigkeit annimmt, nach außen hin aber die alten Signale aussendet, dann wird es vielleicht nichts mit nachhaltigen Effekten bei dem Teil der Menschheit, der liest?
Dann bleibt Schrott Schrott, wird Schrott als Schrott gelesen und eine Abwertung als Schrott wird möglich.
Doch Schrott-Fiction stellt sich gegen diese leichte Vermarktung; allein die Bandbreite in der englischen Sprache, Müll zu bezeichnen, weist auf eine breite Interpretationsliste hin: "waste, garbage, scrap, rubbish, litter, trash, junk, filth and so on" (zitiert in einem Aufsatz von Franziska Reichenbecher aus dem Jahr 2016 bei Lewe, Othold und Oxen).
Schrott-Texte gehen von einem Schrottplatz aus, der sich auf eine Stadt ausweiten kann. Mit Mitteln der Literatur, aber auch den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie das gehen kann, zeigen unter anderem die erwähnten Werke. Zentral ist der Ort, von dem die Handlung ausgeht. Es ist eine besondere Art der Politik: eine Bewusstmachung des Ausgeschlossenen, Marginalisierten und Verworfenen.
Die nächste Stufe wäre, nicht allein über den Schrott und Müll dieser Welt zu schreiben oder zu Handlungen mit und gegen ihn anzuregen. Die nächste Stufe wäre, den Schrott als Material in die Texte zu integrieren, um interaktiv auf die (mögliche) Verwüstung unserer Welt hinzuweisen. Ähnlich, wie es Osahon Izeiyamu sieht:
Umwelt bedeutet für mich immer auch die Beziehung zwischen Menschen, weil ich denke, dass das Verhältnis zwischen zwei Menschen auch ihre Beziehung mit der natürlichen Umgebung beeinflusst. Ich bin überzeugt davon, dass wir uns als Menschen mit der Umgebung, in der wir uns befinden, im Gespräch befinden. Ich schaue daher immer auch auf die Beziehungen zwischen uns allen, um die Umwelt beschreiben zu können, in der wir leben.
Und sollte all dies bloß Schrott sein, so haben wir immerhin etwas in unseren Händen, mit dem wir spielen können. Oder als Werkzeug nutzen.
Es geht um eine Zukunft und wie mit Material und Materie umgegangen wird. Ein ökologisches Experiment, das durch Probieren und Studieren gelingen, misslingen oder verklingen kann. Alles ist möglich. Aber vielleicht auch vergeblich.