Ein Ständchen für Bush

Das Geburtstagsständchen von Marylin Monroe für den Ex-US-Präsidenten John F. Kennedy ist legendär. Der "Un-Präsident" George W. Bush muss sich mit ganz anderen Ständchen herumschlagen: "Bushflashs"

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Die Bush-Administration der Vereinigten Staaten von Amerika hat sich seit ihrem Amtsantritt nicht besonders viele neue Freunde gemacht. George Walker Bush selbst bietet eine Menge Angriffspunkte, an denen sich Kritiker und Satiriker auslassen. Ganze Bücher sind inzwischen über die verbalen Ausrutscher des mächtigsten Mannes der Welt erschienen, in denen Bush den Krieg gegen die englische Sprache führt.

"Ich möchte Ihnen danken, dass Sie sich die Zeit genommen haben, herzukommen und zuzusehen, wie ich aufgehängt werde.

George W. Bush zur Einweihung seines Portraits, Austin, Texas, 4. Januar 2002

Das Internet hat über die weltpolitische Entwicklung der letzten Jahre eine neue Form des Protestes und der Satire hervorgebracht: Bewegte Bilder, untermalt mit Sound - realisiert im Flash-Format der Firma Macromedia. Die Raubkopierszene und die Tauschbörsen haben dafür gesorgt, dass jeder, der es wollte an die Software zum Erstellen von Flash-Filmen herankam. Später kam freie Software wie der Flashbuilder hinzu. Entsprechend vielfältig sind die Ergebnisse, die von Animationen über Spiele, Pornografie bis hin zu Video-Collagen reichen.

George W. Bush und seine Politik bieten reichhaltiges Material. Bereits vor dem Irak-Krieg erschienen ist Golf War 2 aka World War 2.5, das war Monate bevor der Ex-CIA-Direktor James Woolsey den 4. Weltkrieg ausrief (Verbreitung des Terrors: Die Woolsey World Tour). Verglichen mit dem in "Golf War 2 aka World War 2.5" prophezeiten Szenario des Irak-Krieges ging der Krieg selbst vergleichsweise glimpflich aus. Bislang. Denn die Vorhersagen und Befürchtungen, die diese Flash-Animation skizzierte, decken sich sicher nicht nur mit den Befürchtungen der Kriegsgegner, sondern zum Teil auch mit der Realität: Selbstmordanschläge der Palästinenser, Radikalisierung der arabischen Welt, neue Aktivitäten der Hisbollah, inner-irakische Auseinandersetzungen ...

Humor und Zynismus finden sich trotz des eigentlich ernsten Hintergrunds in den meisten Flash-Filmen. Eher harmlos kommt die Frage daher, wer Bush eigentlich an der Nase herumführt? Auch die Suche nach Bin Ladin wurde von der Flash-Szene eher zynisch im Comic-Stil kommentiert. Und als Osama nicht mehr ganz oben auf der Schurkenliste stand, rutschte Saddam Hussein an seine Stelle.

Wer auf Strike-Free.net nach der "richtigen" Pille greift, darf sich die "real matrix" anschauen. Dieser Film zeigt auch, dass die Kritik am Krieg und an der Politik von Bush nicht an den engen Grenzen, die die Themen ziehen, Halt macht. Als "Randerscheinung" gibt es immer wieder Querverweise zur Kommerzialisierung, den WTC-Anschlägen, der fortschreitenden Beschneidung der Bürgerrechte (Stichwort "Patriot Act"), der Militarisierung und der Vermischung zwischen Lüge und Wahrheit, wenn es den Mächtigen darum geht, ihre Ziele durchzusetzen. Wie sagte Michael Moore bei der Oscar-Verleihung: We live in Fictitious Times.

The Real Matrix

Die wohl bekannteste Website mit politisch motivierten Flash-Movies ist BushFlash.com von Eric Blumrich. Blumrich, Freelancer für Illustrationen und Webentwicklungen, begann aus Ärger und Frustration über die Politik seiner "ungewählten Regierung" im März 2003 mit der Gestaltung von Flash-Movies. Offensichtlich angeregt von den weltweiten Anti-Kriegs-Demonstrationen am 15. Februar entstand Antiwar 2. Unterstützt wird Blumrich dabei vor allem in Form von Recherchen durch freiwillige Helfer. Die nötigen Arbeiten (Design, Animation, Sound-Editing, Grafiken) nehmen je nach Motivation einzelne Tage bis zu 2 Wochen in Anspruch.

Nur 4 Tage dauerten die Arbeiten am neuesten Werk von Blumrich. Auslöser war ein Bootleg des Songs Idiot son of an asshole der Punkband NoFX, der in der holländischen Stadt Zwolle aufgenommen wurde. NoFX haben dort auf ihrer Tour zum neuen Album War on Errorism ein Konzert gegeben. Blumrich unterlegte den Song mit Bildern des "Un-Präsidenten Bush" (NoFX) und dem Text des Songs. Darauf aufbauend existieren inzwischen sieben verschiedene Versionen dieses "Bushflash", deren Untertitel auch in anderen Sprachen erscheinen: Portugiesisch, Italienisch, Deutsch, Spanisch, Holländisch und Koreanisch! Weitere Übersetzungen, z.B. ins Arabische oder Russische, scheiterten bislang an fehlenden Übersetzern.

Und was sagen die Medien zu Bushflash.com? Blumrich: "

Die Medien in den USA sind konzern-gesteuert, die großen Networks würden nicht einmal Leuten wie Ralph Nader 5 Minuten in den Abendnachrichten geben, geschweige denn einem Typen wie mir.

Eric Blumrich

Bislang drei Interviews gab es in kleinen, sowieso regierungskritischen Radiostationen wie KPFA und eine Nominierung für den Medienpreis der National Association of Muslim Women. Trotzdem sieht er die Anti-Bush-Bewegung in den USA "aktiv und wachsend":

Selbst FOX-'News' - die schändlichsten Multiplikatoren der Pro-Bush-Lügen hier in den USA - berichtet, dass die Mehrheit der Amerikaner etwas anderes als Bush will. Das Problem ist: Plötzliche Überraschungen in der Zukunft wie spektakuläre 'Waffenfunde' im Irak oder - viel schlimmer - weitere katastrophale Terrorattacken in den USA.

Suggeriert er Verschwörungen? Blumrich: "Die Zeit wird es zeigen..."

Zum Song der Happytones "I hate Republicans" gibt es auf Bushflash.com ebenfalls eine Animation, doch messen lassen will Blumrich sich lieber an Warcrimes, Victory und Grand Theft America. Die Forderung nach einem Diskussionsforum auf Bushflash.com lehnt er ab: Es gibt tausende Boards im Netz, die Leute sollen, anstatt wieder und wieder mit Gleichgesinnten im Netz zu diskutieren, lieber von Angesicht zu Angesicht mit "echten" Personen reden.

Blumrich sieht Flash durchaus als "Medium des kleinen Mannes", aber mit der Einschränkung, dass Flash nur jenen zur Verfügung steht, die Zugriff auf das Internet haben - und das schließt Arme und Leute mit "niederen Jobs" meist aus. Und was sollen die Leute aus seinen Animationen mitnehmen bzw. lernen?

Dass Amerikaner gute Menschen sind - urteilt nicht über uns anhand der Taten unserer nicht-gewählten Regierung. Trotz der Sehnsüchte, der harten Arbeit und des Engagements der Menschen in den USA wurde unsere Regierung unrechtmäßig von einer Gruppe wahnsinniger Demagogen ohne Respekt für Anstand, Ehre oder Freiheit beschlagnahmt.