Ein italienischer Wissenschaftler will Menschen klonen
Vater oder Mutter werden zu können, sei ein Menschenrecht, legitimiert der Wissenschaftler sein Vorhaben
Während George W. Bush ankündigt, die Forschung an Stammzellen für das therapeutische Klonen nicht mit öffentlichen Geldern fördern zu wollen, kündigen andere bereits den nächsten Schritt (wieder einmal) an. Der italienische Fruchtbarkeitsexperte Severino Antinori und der Reproduktionswissenschaftler Panayiotis Zavos vom Andrology Institute of Americ haben am Donnerstag in Lexington bekannt gegeben, wie der Lexington Herald-Leader am Freitag berichtete, dass sie im nächsten Jahr den ersten Menschen klonen wollen.
Beide Wissenschaftler sind Experten auf ihrem Gebiet. Antinori leitet ein Reproduktionszentrum in Rom und ist unter anderem bekannt geworden, weil er 60jährigen Frauen noch zur Schwangerschaft durch In-Vitro-Fertilisation verhelfen konnte, ein Verfahren entwickelt hat, um eine Eizelle nur mit einer Samenzelle zu befruchten, und männliche Spermienzellen in Mäusehoden einpflanzt, um die Spermienqualität zu verbessern. Auf einem Vortrag über "Recent advances in Assisted Reproductive Technologies for the new Millennium" in einem Krankenhaus in Lexington, Kentucky, sagte Antinori, dass er schon oft nach den Möglichkeiten des Klonen von Menschen gefragt worden sei, aber dass er seine Absichten noch nie der Öffentlichkeit mitgeteilt habe - was allerdings nicht ganz richtig ist.
Offenbar meinte er, jetzt sei die Zeit gekommen. Zumindest behauptete er, dass bereits 10 Ehepaare als potentielle Kandidaten für "therapeutisches Klonen" bereit stünden. Das würde er freilich nur bei den Paaren machen, bei denen es keine andere Möglichkeit gebe, Kinder zu erhalten. Im Augenblick baue er eine "internationale Koalition" von Experten auf diesem Gebiet auf: "Leben ist wichtig. Das Ziel, Vater oder Mutter zu sein, ist ein Menschenrecht. Ein absolutes Menschenrecht."
Im März soll eine Konferenz zu diesem Thema in Rom durchgeführt werden, zu der Antinori auch einen Vertreter des Vatikans einladen will. Das Klonen soll in einem nicht genannten Land im Mittelmeerraum durchgeführt werden.
Antinori will für das Klonen einige Zellen aus einem männlichen Körper entfernen, den Zellkern mit dem genetischen Material entnehmen und es in eine entkernte Eizelle einfügen. Dann würde die befruchtete Eizelle stimuliert, um mit dem Teilungsprozess zu starten. In einer Meldung von Reuters ist die Rede davon, dass Antinori dafür auch Stammzellen verwenden würde. Umgekehrt sei es auch möglich, Frauen zu klonen. Und er deutet an, dass dabei auch die Embryonen selektiert würden: "Wir haben ein großes Wissen. Wir können Embryos nach ihrer Qualität einstufen, wir können die Gene analysieren, wir können eine Qualitätskontrolle vornehmen."
Bis zum ersten Klonen benötige man aber noch 18 Monate Forschungsarbeit: "Das ist nicht das leichteste Unterfangen. Die Stabilität der genetischen Information ist wichtig. Wir klonen jetzt einen Menschen, wir versuchen nicht, eine Dolly zu erschaffen. Man will kein Monster erzeugen."
Zavos sagte auf derselben Veranstaltung, dass sich das Klonen mit der vorhandenen Technik durchführen ließe und gesunde Kinder dadurch auf die Welt kämen: "Die Welt wird selbst bestimmen, ob man Klonen und wann man es realisieren wird. Ich glaube, die Welt ist jetzt dafür bereit." Ob man dies mögen würde oder nicht, so werde es in nächster Zeit die ersten geklonten Menschen geben, behauptete oder rechtfertigte sich Zavos: "Wenn dies vorsichtig und in verantwortlicher Weise gemacht wird, dann gibt es, glaube ich, für das Klonen ein Platz auf der Welt."
Bislang sind für das Klonen sehr viele mehrere hundert fusionierte Eizellen notwendig. Nur aus wenigen entstehen Embryos, die eingepflanzt werden können, und auch dann ist die Rate an Frühabgängen, Totgeburten und Geburtsschäden groß.
Möglicherweise handelt es sich auch nur um eine Art Werbeaktion, denn mit der Ankündigung einer solchen moralischen Überschreitung kann man sicherlich viel Medienaufmerksamkeit einheimsen - oder vielleicht tatsächlich das Feld vorbereiten und geldkräftige Interessenten anlocken, schließlich hatte er bereits 1998 das erste Mal verkündet, Menschen klonen zu wollen (Italienischer Embryologe will Menschen klonen). Nach der erfolgreichen Geburt des geklonten Schafes Dolly hat bereits der Reproduktionsmediziner Richard Seed angekündigt, demnächst Menschen klonen zu wollen. Seitdem hat man davon nichts mehr gehört (Klonen, Aufmerksamkeit und Empörung). Angeblich haben südkoreanische Wissenschaftler bereits bekannt gegeben, sie ein menschliches Embryo geklont, es aber nicht einer Frau eingepflanzt (Erstmals menschliche Zellen geklont?). Auch darüber wurde nichts näheres bekannt. Und dann gibt es noch die Rael-Sekte (Erstes Klonkind?), sie auch kurz nach Dolly behauptet, Menschen klonen zu wollen ...