Italienischer Embryologe will Menschen klonen

Wettrennen um die Premiere

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Bekannt wurde Severino Antinori, als er es einer 64-jährigen Frau 1994 ermöglichte, ein Kind durch In-Vitro-Fertilisation auszutragen. Das war lediglich eine Möglichkeit, die in der Reproduktionstechnologie bereits angelegt war. Wie sinnvoll es ist, wenn alte Menschen noch Kinder bekommen, steht freilich auf einem anderen Blatt.

Jetzt kündigte Antinori an, der eine private Reproduktionsklinik in Rom betreibt, daß er die Technik, mit der das Schaf Dolly geklont wurde, auch auf Menschen anwenden wolle. Helfen wolle er allerdings nur unfruchtbaren Männern. Klonen sei einfach eine Technik, um eine "glückliche Familie" zu schaffen. Sein Ziel ist, aus deren Zellen den Kern zu entfernen und diesen dann in eine entkernte Eizelle einzuführen. Der möglicherweise entstehende Embryo wird dann in den Uterus der Frau eingepflanzt und von dieser ausgetragen.

Ob das allerdings zufriedenstellend funktionieren wird, ist zunächst mehr als fraglich, denn auch für die Erzeugung von Dolly waren fast 300 Versuche notwendig. Anders als seine Konkurrenten Richard Seed und die Rael-Sekte mit der Firma CLONAID, die sich bereits kurz nach Dolly anheischig machten, als erste Menschen, aber auch Tiere wie Rennpferde klonen zu wollen, hat der Spezialist für künstliche Reproduktion sicherlich wegen seiner Kenntnisse die besseren Aussichten, die Ankündigung auch in die Tat umzusetzen.

In Italien allerdings wird er das vorerst nicht machen können. Hier ist, wie in der BRD auch, das Klonen von Menschen verboten - und die katholische Kirche ist von den Eingriffen in die Sexualität bekanntlich auch nicht begeistert, denn Klonen bedeutet für sie eine Umgehung der natürlichen, sprich: göttlichen Reproduktion. Aninori kündigte also bereits an, daß er Italien verlassen und ein Land suchen werde, wo er die notwendigen Experimente an Tieren ohne gesetzlichen Auflagen durchführen könne. China wäre möglicherweise ein guter Ort dafür, denn wie eine unlängst veröffentlichte Befragung von chinesischen Genetikern gezeigt hat, wären diese bereit, Gentechnik ziemlich hemmunglos einzusetzen. Andererseits ist Klonen alleine wahrscheinlich nur für unerschütterliche Narzißten ein Ziel. Wenn man schon mit allen Mitteln seine Nachkommen künstlich erzeugen will, so wäre die Optimierung von deren Genom doch sicherlich noch reizvoller, egal ob man die Gene der/des Geliebten oder die eines Nobelpreisträgers verwendet. Klonen, zusammen mit der Keimbahntherapie wird vermutlich erst den Durchbruch bewirken, der mit großer Wahrscheinlichkeit irgendwo in unserer globalen, aber keineswegs moralisch vereinheitlichten Welt stattfinden wird.