Einen Tag ohne Konsum

Buy Nothing Day heute in Nordamerika, in Europa morgen

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Traditionell am letzten Freitag im November, damit heute, gibt es in Nordamerika den "Buy Nothing Day", eine von der New Media Foundation gestartete Initiative, zumindest einmal im Jahr dem allgemeinen postmodernen Konsumwahnsinn nicht nachzugeben und das Einkaufen bleiben zu lassen.

Poster zum download bei www.buynothingday.co.uk

In Europa kann noch jeder mitmachen, denn da ist dieser "Kauf Nix"-Tag vierundzwanzig Stunden später (Kontaktadressen deutscher Aktionisten sind hier). Immerhin weltweit 48 Länder umfaßt die von Adbusters ins Netz gestellte Verbündetenliste, in Europa scheinen die Holländer am aktivsten zu sein. Über den Initiator der kanadischen Adbusters und damit auch des Buy Nothing Day, Kalle Lasn, fand sich kürzlich in der Zeit der Beitrag Unzeigen statt Anzeigen.

Kein Programm für etablierte Verbraucherorganisationen

Die arrivierten Verbraucherorganisationen machen hier - abgesehen einmal von den Schweden nicht mit, ihre Themen sind und bleiben: "Online deliveries, mobile phones, camcorders and microwave ovens" (so die Briten), und ähnlich. Bei den Etablierten geht es offenbar nach dem Motto: mehr und besser Konsumieren ist das Ziel.

Die Konsumspirale, die in den "westlichen" Ländern in Gang gesetzt wurde und in deren Sog sich auch die ökonomischen Oberschichten in den "Entwicklungsländern" befinden, hat kein Ende. Dieser Immer-Mehr-Mechanismus fand sich kürzlich in Robert H. Franks "Luxury Fever"1 für US-Verhältnisse ja recht drastisch beschrieben. Er ist für viele obsessiv geworden und kulturell äußerst positiv gefärbt. Konsumexzesse wurden früher einmal mit dem Ausdruck "Angeber" quittiert, heute ist die Antwort ein anerkennendes "Ahhh". Allseits Lebens- und Aufmerksamkeitsgier, gewissermaßen.

1 Robert H. Frank: Luxury Fever. Why Money Fails to Satisfy in an Era of Excess. New York 1999.