EloKa - die Abhörtruppe der Bundeswehr

Seite 4: Ausbildung

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Zur Fachausbildung der Fernmeldeaufklärer Sprechfunk gehört das Erlernen der im Einsatzgebiet gebräuchlichen Fremdsprache. In Zeiten des Kalten Krieges war dies Russisch oder Tschechisch, in den letzten Jahren Serbokroatisch, Urdu oder Dari und in Zukunft wird vermutlich Russisch wieder einen stärkeren Umfang einnehmen. Hinzu kommt die fernmeldetechnische Fach- und militärische Führerausbildung. Dies bedingt eine längere Verpflichtungszeit der EloKa-Rekruten (mindestens vier Jahre). Die Suche nach sprachkundigem Personal ist ein Dauerproblem in der Bundeswehr, zumal wenn die Truppe an immer neuen Orten in der Welt intervenieren soll.

Allerdings ist die Sprachausbildung auf den militärischen Bedarf zugeschnitten. Zwar können die Soldaten nach ein paar Monaten die Begriffe "Sturmgewehr" und "Granatwerfer" übersetzen, aber die Vokabeln für "Messer" oder "Gabel" kennen sie nicht unbedingt. Außerdem ist die Fernmeldeaufklärung nicht besonders attraktiv, da es für Urdu oder Dari kaum eine Verwendungsmöglichkeit im späteren Zivilleben gibt. Die Bundeswehr kann hier nicht im gleichen Maße wie der BND auf Personen mit Migrationshintergrund rekurrieren:

Knapp ist da vor allem sprachkundiges Personal. Während es in der Bundeswehr genügend Offiziere gibt, die Russisch sprechen, erwiesen sich Kenner der französischen Sprache beim Kongo-Einsatz 2006 als absolute Mangelware. Am Hindukusch sollten die Fernmelder, die aus Containern in den Bundeswehr-Camps oder mit antennenbewehrten Panzerfahrzeugen wie 'Fuchs' und 'Dingo' Telefonate belauschen, tunlichst sogar drei exotische Fremdsprachen beherrschen. Die 'Aufständischen', wie Taliban, Warlords und Drogenbarone neuerdings pauschal heißen, wechseln im Gespräch gern zwischen Dari, Paschtu und Farsi.

Die Tonaufzeichnungen aus Afghanistan werden deshalb zur Auswertung meist in die rund 800 Soldaten starke KSA-Zentrale übermittelt. Um das Auswerten zu beschleunigen, basteln Tüftler der in Hof ansässigen Abteilung 'Weiterentwicklung' an einer 'automatisierten Spracherkennungsmaschine', die gesprochene Worte auch in geschriebene Texte umwandeln soll. Sie sind aber noch nicht sehr weit gekommen.

Der Spiegel

Schule für Strategische Aufklärung

Die Schule für Strategische Aufklärung der Bundeswehr (SchStratAufklBw) in Flensburg-Mürwik (Mürwiker Str. 203) wurde erst am 15. Januar 2013 neu eingerichtet. Sie steht unter dem Kommando von Oberst Bernd Georg Nolte und verfügt über ein Stammpersonal von ca. 200 Mitarbeitern. Jährlich sollen rund 6.500 Lehrgangsteilnehmer an der Schule ausgebildet werden.

Neben dem Schulstab besteht die "Lehrgruppe A - EloKa". Hier wird militärisches und ziviles Personal in einem breiten Spektrum verschiedener Lehrgänge für die Aufgaben der Fernmeldeaufklärung ausgebildet. Die Lehrgänge dauern i. d. R. sechs Monate. In welchem Umfang auch BND-Personal an der Schule unterrichtet wird, ist nicht bekannt.

Zum Strukturelement Militärisches Nachrichtenwesen (MilNW) gehören die VI. und VII. Inspektion. Zur deren Lehrangebot heißt es bei der Bundeswehr:

Die Inspektionen sind für die Durchführung aller lehrgangsgebundenen Ausbildungs- und Weiterbildungsmaßnahmen für Personal im Militärischen Nachrichtenwesen (MilNW) zuständig. Dabei werden Soldaten aller Dienstgradgruppen in Lehrgängen mit teilweiser internationaler Beteiligung ausgebildet. Das breit gefächerte Lehrgangsangebot bereitet anfänglich querschnittlich auf verschiedenste Aufgaben im System MilNW vor. Fort- und Weiterbildungslehrgänge qualifizieren daran anknüpfend für spezialisierte Verwendungen in der Nachrichtengewinnung und Aufklärung, der Lagebearbeitung, im Bereich Militärische Sicherheit und vermitteln Fähigkeiten zur effizienten Nutzung der nationalen und NATO- Informationssysteme. Vor dem Einsatz wird das MilNW-Personal der Einsatzkontingente und internationaler HQs, in Zusammenarbeit mit den Leitverbänden, im Rahmen der Einsatz-Vorbereitenden Ausbildung (EVA) lageaktuell unterrichtet und in die Einsatz-typischen Verfahren und Abläufe (Zelle MilNW bzw. Directorate Intelligence) eingewiesen.

Kommando Streitkräftebasis

An der Schule werden außer dem EloKa-Personal auch noch Soldaten des militärischen Geo-Informationswesens und Angehörige der Operativen Kommunikation (vormals: psychologische Kriegsführung) ausgebildet. Auch für ausländische Soldaten werden spezielle Lehrgänge für Militärisches Nachrichtenwesen angeboten.

Bundessprachenamt

Um die einheimischen Sprachen in den Einsatzgebieten verstehen und sprechen zu können, ist eine entsprechende Fremdsprachenausbildung notwendig. Dafür ist traditionell das Bundessprachenamt (BSprA) in Hürth bei Köln zuständig. Das Bundessprachenamt ist dem Bundesverteidigungsministerium nachgeordnet. Als Präsident fungiert derzeit Hauptmann d. R. Wolfgang Steimels. Das Lehrerkollegium der "Abteilung S" umfasst rund 400 Ausbilder. Unterrichtet werden mehr als 30 Fremdsprachen. Hier werden Soldaten auf ihre Verwendung in internationalen Stäben (NATO/EU/UN) oder auf ihre Verwendung als Fernmeldeaufklärer Sprechfunk vorbereitet. Zu den Schülern zählen außerdem angehende Diplomaten oder BNDler. Außerdem erhalten jährlich ca. 1.000 Soldaten aus sechzig Ländern Deutschunterricht. Das Bundessprachenamt betreibt über 30 Außenstellen (u. a. in Naumburg).

Früher wurden an der damaligen Fernmeldeschule und Fachschule des Heeres für Elektrotechnik in Feldafing auch EloKa-Soldaten ausgebildet. Mittlerweile ist diese Schule geschlossen und die Kaserne (Tutzinger Straße 46) beherbergt heute die "Führungsunterstützungsschule der Bundeswehr und Fachschule der Bundeswehr für Informationstechnologie" (FüUstgSBw/FSBwIT). Es ist nicht bekannt, in welchem Umfang hier heute noch EloKa-Kräfte etwa zum Elektro- oder Informatiktechniker ausgebildet werden.