EloKa - die Abhörtruppe der Bundeswehr

Seite 5: Spezialtechnik

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Eine Sondereinheit wie die EloKa benötigt jede Menge geheimer Spezialtechnik, die in mehr oder weniger kleinen Stückzahlen beschafft wird. Zu den Herstellern dieser HighTech-Produkte zählen u. a. EADS, ESG, Pfitzer, Plath, Rhode & Schwarz, Siemens, Telefunken und Thales. Über die Vielzahl der aktuellen Antennen und Funkempfänger sind kaum Informationen verfügbar, zumal die Systeme in irgendwelchen Gebäuden oder Fahrzeugen "verschwinden". Nicht wenige Systeme tragen Namen, die sich nicht einmal googeln lassen, wie z. B. der "Intelligente Sensorverbund Nachrichtengewinnung und Aufklärung" (ISVA Grid 2 und ISVA plus), "MOBCAP 2000", "PAWEX" oder "Sensoren zur elektronischen Lageabschätzung" (SELA).

Transportpanzer 1A1A5 "Hummel"

Zu den bekanntesten EloKa-Waffensystemen zählt der Radpanzer TPz 1 Fuchs. Er wurde Ende der siebziger Jahre von Thyssen Henschel (jetzt Rheinmetall AG) hergestellt. Die - nach unterschiedlichen Angaben - 87 bis 102 EloKa-Panzer haben eine Länge von jeweils 7,1 m bei einem Gesamtgewicht von 16,5 t. Im Gegensatz zum Transportpanzer sind sie nicht schwimmfähig, haben daher kein Schwallschild und keine Heckpropeller. Es gibt zwei Varianten: einen Stör- und einen Peilpanzer.

Das Störsenderfahrzeug TPz 1A1A5 "Hummel" (andere Bezeichnung: EloKa-Fuchs Typ 1) ist mit dem Rüstsatz Störsender EK 33 ausgestattet, dieser kann im VHF-Bereich gegen Sprach- und Datenverbindungen eingesetzt wird. Der Störsender 33 arbeitet im Mehrkanalbetrieb ("Look-Through"-Betrieb), wobei die zu störenden Frequenzen ohne Einschränkungen über den gesamten Frequenzbereich verteilt sein können. Im Jahr 2000 wurden die Panzer mit den Störsendern Cassidian SGS-2000 nachgerüstet.

Seit 2007 wurde eine Kampfwertsteigerung mit verbesserter Antennenanlage (KWS-RMB) durchgeführt: "Diese Fahrzeuge werden als Hummel 0506 bezeichnet und sind zusätzlich mit einer VHF-Büschelstörantenne, UHF-Discone-Empfangsantenne sowie einem GSM-Störantenne (900/1800 MHz) ausgerüstet. Weiter ist in diesem Rüstsatz eine ausfahrbare VHF-LPD-Störantenne für den Frequenzbereich zwischen 80-500 MHz am Heck angebracht. Im Inneren sind weiter ein 2000-Watt-HF-Leistungsverstärker und zwei zusätzliche VHF-Funkgeräte SEM80/90 nachgerüstet worden."

Transportpanzer 1A1 "Peiler"

Der Peilpanzer TPz 1A1 "Peiler" (andere Bezeichnung: EloKa-Fuchs Typ 2) ist mit einem HF/VHF-Aufklärungsgerät ausgerüstet und dient der Lokalisierung von Sendern. Auffällig ist der am Heck des Peilfahrzeugs montierte Klappmast zur Reichweitensteigerung. Mit dem elektronischen Peilgerät von EADS ist ein Empfang des taktischen Truppenfunks im Bereich von zehn Kilohertz (kHz) bis zu 40 Gigahertz möglich. Seit 2007 wurde ein kampfwertgesteigerter Peiler (KWS-RMB) mit verbesserter Antennenanlage eingeführt.

Störsender 33 "Hummel" während der Informationslehrübung 2012 des deutschen Heeres. Bild: CC-BY-SA-2.0

Transportpanzer 1A8 mit Störsender CG-20

Außerdem sind einige Transportpanzer TPz 1A8 Fuchs der verschiedensten Varianten mit einem Störsender CG20+ ausgerüstet worden, um ferngesteuerte Sprengfallen (Radio Controlled Improvised Explosive Device - RCIEDs) auszuschalten.

EMU

Das "Elektronische Minengeschützte Unterstützungsfahrzeug" (EMU) ist eine EloKa-Version des Radpanzers ATF 2 Dingo 1. Er ist u. a. mit dem "Elektronischen Unterstützungsgerät leicht" (EUle) gestattet, um fremde Funkstationen abzuhören und zu orten. Dazu gehören ein Empfänger ED 200 im Frequenzbereich 0,01 bis 3.000 Mhz, und ein Peilgerätesatz DFF06M (20 bis 3.000 Mhz) mit einer VHF/UHF-Peilantenne ADD 150 und einer UHF-Peilantenne ADD 070.

Wolf mit Eule

Auch der Jeep vom Typ Wolf kann mit dem "Elektronischen Unterstützungsgerät leicht" (EUle) gestattet werden.

Wolf SSA mit CG10

Der Wolf SSA (Sonderschutzausstattung) ist mit einem verbesserten Minenschutz und dem Störsender CG10 gegen IEGs ausgestattet.

Systemdemonstrator MoGeFA

Das "Mobile Geschützte Fernmeldeaufklärungsgerät" (MoGeFA) befindet sich noch in der Entwicklung. Die Hamburger Firma Plath GmbH hat mittlerweile einen Demonstrationsträger vorgestellt.

Tornado ECR

In den Jahren 1990 bis 1992 beschaffte die Bundesluftwaffe 35 Maschinen des Typs Tornado ECR (Electronic Combat Reconnaissance). Mit den verbliebenen Maschinen ist das Taktische Luftwaffengeschwasder 51 "Immelmann" (TaktLwG 51) in Schleswig-Jagel unter dem Kommando von Oberst Michael Krah ausgerüstet. Der Tornado ECR besitzt ein Emitter Location System (ELS) des amerikanischen Herstellers Raytheon TI Systems, mit dem gegnerische Radaranlagen identifiziert und lokalisiert werden können. Anschließend kann der Pilot im Rahmen der Niederhaltung der gegnerischen bodengebundenen Luftverteidigung (Supression of enemy Air Defence - SEAD) das Radargerät mit einer AGM-88B High Speed Antiradiation Missile (HARM) zerstören.

Während des Jugoslawienkrieges waren Tornado ECR seit 1995 in Piacenza (Italien) stationiert. Im März 1999 zerstörten die Flugzeuge zahlreiche Radaranlagen bei der NATO-Operation ALLIED FORCE. Insgesamt feuerten die Flugzeuge circa 240 HARM-Raketen ab.

Drohnen (?)

Nachdem die Projekte Locust und Mücke in den vergangenen Jahren eingestellt worden waren, scheiterte nun auch die geplante Einführung einer SIGINT-Variante der deutsch-amerikanischen Drohne Eurohawk. Die Bundeswehr verfügt z. Zt. nur über Foto- oder Infrarot-Aufklärungsdrohnen. Es bleibt abwarten, wann die Streitkräfte ihre erste EloKa-Drohne beschaffen werden.

Flottendienstboote

Seit Ende der sechziger Jahre setzt die Bundeswehr Spionageschiffe ein. So setzt die Bundesmarine seit 1988/89 drei Flottendienstboote (FD-Boote) der Klasse 423 (Oker-Klasse) ein. Es handelt sich um die Schiffe A50 Alster II, A52 Oste II und A53 Oker II. Die Boote wurden von der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft gebaut. Sie haben eine Länge von 83,5 m und eine Einsatzverdrängung von 3.200 t. Mit einem Fahrbereich von fast 9.000 km können die Boote längere Zeit alleine auf hoher See operieren. Die seemännische Schiffsbesatzung besteht aus 36 Matrosen, hinzu kommt das EloKa-Personal bei Auslandseinsätzen, das so genannte Bordeinsatzteam See (BET See). Es besteht aus 40 Soldaten, die vom EloKaBtl 912 in Nienburg gestellt werden.

Die Spionageschiffe sind mit verschiedenen elektromagnetischen, hydroakustischen und elektro-optischen Systemen ausgestattet, z. B. dem AISYS-Sonargerät oder dem digitalen Störsender FL1800S. Die drei Boote gehören organisatorisch zum 1. U-Bootgeschwader in Eckernförde, oft dümpeln sie im Tirpitzhafen von Kiel. Ihr früherer Rufname lautete MEISTERSINGER. Auch die Schnellboote (Klasse 143A) und Fregatten (Klassen F123 und F124) sind mit dem gleichen Störsender ausgestattet.

Sonstiges Fernmeldegerät

Um bei Auslandseinsätzen die Verbindung zu ihren EloKa-Kontingenten in den Kriegsgebieten aufrechterhalten zu können, sind die Stammbataillone mit modernen Satellitenkommunikationsanlagen (SATCOM) ausgestattet. Darüber hinaus sind die Flugzeuge und Kriegsschiffe der Bundeswehr zu ihrem Selbstschutz mit verschiedenen EloSM-Anlagen ausgestattet.

Waffenentwicklung

Angesichts der rasanten technologischen Entwicklung im Bereich der Informations- und Kommunikationssysteme ist hier die staatliche Forschungsförderung besonders gefordert, da sich nur mit Systemen auf dem "Stand der Technik" die geforderten Aufklärungsziele erreichen lassen. So erfolgt die Entwicklung der Spezialtechnik von den Herstellerfirmen in Zusammenarbeit mit einschlägigen Forschungsinstitutionen, wie der Wehrtechnischen Dienststelle für Informationstechnologie und Elektronik (WTD 81) in Greding (Bergstr. 18), der Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft (IABG) in Ottobrunn (Einsteinstr. 20) und dem Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie (FKIE) in Wachtberg-Werthhoven (Neuenahrstr. 20).

Die Zentrale Untersuchungsstelle der Bundeswehr für Technische Aufklärung (ZU-StelleBwTAufkl) in Hof gehört offiziell nicht zur EloKa-Truppe, arbeitet ihr aber zu. Sie wurde 1996 eingerichtet und wird derzeit von Oberst Norbert Reinicke geführt. Um mit der waffentechnologischen Entwicklung im IT-Bereich oder der Laserforschung mithalten zu können, versteht sich die Untersuchungsstelle als "Bindeglied zwischen technisch-wissenschaftlicher Arbeit und praktischer Umsetzung", konkret geht es um die Entwicklung neuer Aufklärungssysteme und -Verfahren. Dazu ist die Untersuchungsstelle mit einer "modernisierten Antennenlandschaft" ausgerüstet. In einer offiziellen Bundeswehrdarstellung heißt es:

Das bedeutet, dass hier unbekannte elektromagnetische Signale technisch-wissenschaftlich analysiert werden, um dann in der Truppe weiter bearbeitet werden zu können. Dies betrifft das gesamte Spektrum der Fernmelde-, Elektronischen- und Optronischen Aufklärung sowie den Elektronischen Kampf. Das Personal der Dienststelle befindet sich regelmäßig in den Einsatzgebieten, um aktuelle Erkenntnisse zu gewinnen. (…)

In Hof werden auch Experten für Spezialgebiete der Technischen Aufklärung ausgebildet, neue technische Verfahren mit wissenschaftlichen Methoden entwickelt, Spezialgeräte entworfen und im Einsatz erprobt sowie Kontakte zu wissenschaftlichen und industriellen Einrichtungen gepflegt.

Streitkräftebasis