EloKa - die Abhörtruppe der Bundeswehr

Seite 3: Die Einheiten der EloKa-Truppe

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Die EloKa-Truppe gliederte sich bisher in mehrere ortsfeste Stationen (Fernmeldeaufklärungsabschnitte) und mobile Verbände (Elektronische Kampfführungsbataillone). Im Rahmen der derzeitigen Bundeswehrreform sollen allen ortsfesten Stationen mobile Einheiten zugeteilt werden. Während die ortsfesten Abhörstationen für die rund-um-die-Uhr-Aufklärung im Schichtbetrieb zuständig sind, stellen die mobilen Einheiten das Aufklärungspersonal bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr und dienen der Aufnahme des Stationspersonals im V-Fall.

Die Bundeswehr verfügt heutzutage noch über vier mobile Bataillone. Außerdem wurde ein neues Auswertungszentrum eingerichtet.

Auswertezentrale EloKa

Bis Ende der neunziger Jahre hatten Heer, Luftwaffe und Marine jeweils ihre eigene EloKa-Auswertungszentrale. Das Eifelstädtchen Daun ist traditionell das Zentrum der EloKa-Kriegführung des Heeres. In der Heinrich-Hertz-Kaserne (Heinrich-Hertz-Str. 6) wurden die Erkenntnisse aus den Feldeinheiten gesammelt, ausgewertet und an die Bedarfsträger weitergeleitet. Bis in die neunziger Jahre war die HF-Aufklärungszentrale des Heeres im Gebäude 80 untergebracht, die FmEloAufklZentrale befand sich im Gebäude 51. Die Siemens-Computeranlage trug die Bezeichnung WALDKÖNIG IV. Die Auswertesysteme des Heeres waren damals unter den Codebezeichnungen HERMES und POSEIDON bekannt. Die Luftwaffe hatte ihre Zentrale Auswertung (ZAW) beim Fernmeldebereich 70 in Trier, der mittlerweile aufgelöst und dessen Personal nach Daun versetzt wurde. Die Marine betrieb ihre Auswertung beim Marinefernmeldestab 70 in Flensburg.

Am 14. März 2013 wurde eine neue gemeinsame Auswertezentrale (AuswZentrEloKa) für alle Teilstreitkräfte eingerichtet. Diese wird von den EloKa-Bataillonen mit aktuellen Lagemeldungen beliefert. Dazu gibt es normierte Spruchformate (INTREP, SITREP, TACREP, etc.), die im Alltagsbetrieb vermutlich stündlich oder bei Bedarf über Fernschreib-Standleitungen der Bundespost an die Zentrale abgeschickt werden. Die Zentrale wertet die eingehenden Meldungen aus, entwickelt daraus die EloKa-Lage und nutzt die Meldungen, um den Einsatzkräften vertiefende oder neue Aufklärungsziele zuzuweisen, damit über diese Nachsteuerung Aufklärungslücken gefüllt werden können. Ihre Erkenntnisse liefert die Auswertezentrale laufend an den Stab des KdoStratAufkl.

Zur Aufgabe der Auswertezentrale heißt es offiziell:

Das Ziel ist immer das gleiche: Nämlich die Bereitstellung von "actionable intelligence". Die jeweils gewonnenen Informationen werden miteinander korreliert und zu Hinweisen, Meldungen, Berichten und sonstigen, immer bedarfsträgerspezifisch aufbereiteten Produkten zusammengefasst. Auf diese Weise wird eine Teillage Fm/EloAufkl erstellt.

Die AuswZentr EloKa ist dem Kommando Strategische Aufklärung unmittelbar nachgeordnet. Dort werden die Produkte der EloKa mit den Aufklärungsergebnissen der Abbildenden Aufklärung (durch den Aufklärungssatelliten SAR-Lupe, G. P.) und weiteren Erkenntnissen, zum Beispiel aus offenen Quellen, zu einer Gesamtlage zusammengeführt. Um diesen Auftrag voll umfänglich leisten zu können, ist die AuswZentr EloKa für die fachliche Steuerung der EloKaBtl verantwortlich.

EloKaBtl 911

Das EloKaBtl 911 in der General-Thomsen-Kaserne in Stadum (Am Tannenberg 11) wurde im April 2013 aus dem ortsansässigen Personal des früheren Fernmeldeaufklärungsabschnitts FmAufklAbschn 911 aufgebaut. Kommandeur ist z. Zt. Fregattenkapitän Karsten Sinner. Der Verband betreibt die Großpeilanlage KASTAGNETTE mit einem Durchmesser von 400 m. Die Anlage wurde 1956 vom BND eingerichtet und zu Anfang der neunziger Jahre für 40 Millionen DM modernisiert. Somit ist das Bataillon quasi ein teilmobiler Verband.

Während des Kalten Krieges wurde die Großpeilanlage vom Bundesnachrichtendienst mitbenutzt. So konnte der BND 1982 während des Falklandkrieges die Funkverkehre der argentinischen Marine mithören, dechiffrieren und die Inhalte an den britischen Abhördienst Government Communications Headquarters (GCHQ) weiterleiten. Die Erkenntnisse aus den abgehörten und entschlüsselten Funkgesprächen, das so genannte "Gelbstrich"-Informationsmaterial, fand Eingang in die britische Operationsplanung. In wie weit der BND damit mittelbar Mitverantwortung für die Versenkung des argentischen Kreuzers "Admiral Belgrano" am 2. Mai 1982 trägt (323 Tote), ist nicht bekannt.

Bei der KFOR stellt das FmAufklBtl 911 seit dem 1. April 2013 den EloKa-Einsatzleitverband.

EloKaBtl 912

Das EloKaBtl 912 ist seit dem 17. September 2003 in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg-Langendamm (Am Rehhagen 10) stationiert. Kommandeur ist z. Zt. Oberstleutnant Jochen Rosendahl. Das Bataillon verfügt über 8 Kompanien. Die 1. Kompanie ist die Stabs- und Versorgungskompanie, die 2. bis 6. Kompanie sind Einsatzeinheiten, die 7. und 8. Kompanie sind Ausbildungseinheiten. Die 6. Kompanie stellt u. a. das EloKa-Personal für die drei Flottendienstboote der Bundesmarine. Das Bataillon war u. a. auf dem Balkan, in Afghanistan, im Mittelmeer und vor der Küste Somalias im Einsatz.

EloKaBtl 931

Seit 1965 ist in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun (Eifel) ein EloKa-Verband stationiert. Seit dem 14. März 2013 trägt er die Bezeichnung EloKaBtl 931. Das Bataillon unter dem Kommando von Oberstleutnant Thomas Herbusch umfasst rund 950 Soldaten und Zivilisten. Es rekrutiert sich aus dem Personal des alten FmAufklAbschn 931 und dem aufgelösten EloKa-Bataillon 922 aus Donauwörth. Das Bataillon gliedert sich in sieben Kompanien. Es betreibt u. a. das ortsfeste Antennenfeld ANTERRA, das 1996 errichtet wurde (Deckname: SCHWARZ?). Mit der Anlage kann der Funkverkehr weitreichend abgehört werden. Von Seiten der Bundeswehr heißt es dazu offiziell:

Aber auch zu Hause sind die Dauner rund um die Uhr an 365 Tagen des Jahres im Einsatz. Denn aus dem Standort Daun heraus wird mit modernster Technik ununterbrochen aufgeklärt. Am Puls der Zeit zu sein bedeutet für die Soldaten und Beamten der EloKa, Konflikte und Bedrohungen zu erkennen, noch bevor sie in den Nachrichten erscheinen. Die Frauen und Männer des Bataillons Elektronische Kampfführung 931 leisten damit einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Krisenfrüherkennung, Konfliktbeobachtung und zur Unterstützung der Soldaten und Partner im Auslandseinsatz - und dies seit über 55 Jahren.

Kommando Streikräftebasis

Darüber hinaus war das Bataillon u. a. im Kosovo und in Afghanistan eingesetzt.

EloKaBtl 932

Das EloKaBtl 932 in der Burgwaldkaserne in Frankenberg (Marburger Str. 75) wurde bereits 1962 - unter anderem Namen - aufgestellt. Es wird seit Oktober 2013 von Oberstleutnant Holger Schmör kommandiert. Im Rahmen der laufenden Reform wird der Verband von 1.000 auf rund 700 Soldaten reduziert, gleichzeitig wird die Zahl der Kompanien von sieben auf fünf gesenkt. Die 1. Kompanie bleibt die Stabs- und Versorgungskompanie, die 2. Kompanie wird zukünftig die einzige mobile Bundeswehreinheit mit Schwerpunkt Stören und Täuschen sein, die 3., 4. und 5. Kompanie dient weiterhin der Fernmeldeaufklärung.

Die 5. Kompanie hat im Jahr 2013 vom aufgelösten EloKa-Bataillon 922 in Donauwörth den LEKE-Zug übernommen: Diese "Luftlandefähige Komponente für den Elektronischen Kampf zur Nahunterstützung im Einsatz" (LEKE) soll die Spezialstreitkräfte der Bundeswehr (SpezlKrH EGB und SEK M) unterstützen) Die bisherige 7. Kompanie als Ausbildungseinheit wird/wurde aufgelöst. Die Abhörstation vor Ort trägt den Codenamen GRÜN. Im Rahmen dieser Umstrukturierung wird die Kasernenanlage derweil saniert und modernisiert.

Das Bataillon stellt einen Zug für die NATO Response Force: In Wikipedia heißt es dazu: "Der NRF-Zug des Bataillons ist in kürzester Zeit einsatzbereit und verlegungsfähig, um so in Krisengebieten die Reaktionskräfte mit den Mitteln des Elektronischen Kampfes zu unterstützen." Das Bataillon war von 1996 bis 2004 wiederholt in ex-Jugoslawien (Bosnien und Kosovo) eingesetzt, seit Januar 2002 ist es ständig in Afghanistan im Einsatz.