EloKa - die Abhörtruppe der Bundeswehr
Seite 6: Auslandseinsätze
Seit Anfang der neunziger Jahre wird die EloKa-Truppe bei den meisten Auslandseinsätzen der Bundeswehr eingesetzt. Bei diesen Militäroperationen hat die EloKa-Task Force im Wesentlichen zwei Aufgaben: Zunächst einmal soll sie die Funkverkehre des Gegners abhören, um Hinweise auf dessen Operationspläne zu bekommen. Dies gestaltet sich besonders schwierig, wenn der Gegner statt Funkgeräten lieber Kuriere benutzt. Hinzu kommt, dass zu Beginn eines solchen Einsatzes Informationen über die verwendeten Funkgeräte und die Organisationsstruktur des Gegners Mangelware sind und eine entsprechende Datenbank erst langwierig aufgebaut werden muss.
Außerdem müssen die deutschen Soldaten bei Patrouillenfahrten vor dem Ansprengen durch ferngesteuerte IED-Sprengfallen geschützt werden. Dazu stellt die EloKa-Begleittruppe mittels eines Störsenders über dem Fahrzeugkonvoi eine Art "elektromagnetische Glocke" her, die eine Fernzündung der Bomben durch Handy-Signale verhindert. Dazu wurde der Störpanzer Hummel mit einem entsprechenden Jammer nachgerüstet.
Unklar ist, in welchem Umfang die EloKa an der Überwachung der privaten Telefongespräche von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz mit ihren Familienangehörigen in der BRD beteiligt ist. Wiederholt kam es bei den Auslandseinsätzen der EloKa-Truppe zu ernsten Zwischenfällen.
Die EloKa-Einsätze im Ausland:
Balkan
Wiederholt wurden Eloka-Kräfte in Bosnien-Herzegowina (IFOR/SFOR/Operation ALTHEA), im Kosovo (KFOR bzw. EUFOR) und in Makedonien (Operation FOX) eingesetzt. Dazu unterhielt die Bundeswehr zeitweise einen Horchposten in Österreich, der zusammen mit österreichischen und französischen Soldaten betrieben wurde.
Seit Januar 1977 ist das EloKa-Bataillon aus Frankenberg in Bosnien im Einsatz. Auf dem Berg Udric bei Mostar wurde eine Stellung bezogen, seit November 2002 war eine EloKa-Kompanie im Außenlager Filipovici eingesetzt. Außerdem war man mit bis zu 17 Fahrzeugen ausgestattet. Der Einsatz diente u. a. der Unterstützung der internationalen Division "Salamandre". Ingesamt wurden 1.300 EloKaler in Bosnien eingesetzt. Im Dezember 2004 endete der Bosnien-Einsatz.
Im Juni 1999 wurden 64 Soldaten aus Frankenberg nach Prisren im Kosovo verlegt. Hier stellt das FmAufklBtl 911 seit dem 1. April 2013 den EloKa-Einsatzleitverband.
Seit 1995 setzte die Bundesluftwaffe Tornado ECR ein; während der Operation ALLIED FORCE vom März bis Juni 1999 feuerten die Flugzeug rund 240 HARM-Raketen gegen feindliche Radarstellungen ab. Außerdem setzte die Bundesmarine ihre damaligen vier Aufklärer Brequet Atlantic BR 1150 vom Marinefliegergeschwader 3 "Graf Zeppelin" (Fliegerhorst Nordholz) ein.
Vermutlich patrouillierten die Flottendienstboote ab 1992 in der Adria. So wurde die Oker ab Januar 1999 im Zuge der NATO-Kosovo Air Verifikaton Mission (NKAVM) und der anschließenden Operation ALLIED FORCE eingesetzt.
Mittelmeer
An der Anti-Terror-Operation ACTIVE ENDEAVOR war im Jahr 2011 das Flottendienstboot Oker beteiligt, das dazu auch vor der libyschen Küste kreuzte.
An der UNIFIL-Mission zur Überwachung der libanesischen Küste, um Waffenlieferungen an die schiitische Hisbollah zu unterbinden, beteiligte sich das EloKaBtl 912 mit ihren Flottendienstbooten. Dabei kam es am 24. Oktober 2006 zu einem Zwischenfall: Sechs israelische F-16 Fighting Falcon flogen Scheinangriffe gegen die Alster, wobei sie ihre Bordkanonen und Flares einsetzten.
Im November 2011 wurde die Alster als Ablösung für die Oker ins Mittelmeer verlegt. Ihr Auftrag war die Überwachung des "arabischen Frühlings" in Libyen, Ägypten und Syrien. Dabei kam es Ende Dezember 2011 zu einem Zwischenfall: Ein Patrouillenboot der syrischen Marine bedrohte die Alster mit seiner Bordkanone. Die Alster wiederum wurde von der Oker abgelöst. Vermutlich im August 2013 gelang es der Oker einen Funkspruch abzufangen, in dem die syrischen Heeresgeneräle den Einsatz von chemischen Waffen forderten.
Daraufhin forderte die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke (Die Linke) am 19. September 2013, die Bundesregierung solle ihren "Bundeswehr-Lauschangriff auf Syrien stoppen". Des Weiteren behauptete Ulla Jelpke:
Zwar lehnt die Bundesregierung bislang eine deutsche Beteiligung an einem drohenden Krieg gegen Syrien ab. Doch entgegen solcher Zusicherungen ist Deutschland in den syrischen Bürgerkrieg verstrickt und an den Kriegsvorbereitungen der USA und weiterer NATO-Staaten beteiligt. (…) Ein Spionageschiff des BND kreuzt vor Syrien und beliefert bewaffnete Oppositionskräfte mit Informationen (über) Truppenbewegungen, die diese wiederum für ihre Anschläge nutzen können.
Ulla Jelpke
Somalia
Am Horn von Afrika war zeitweise das Flottendienstboot Alster zur Piratenbekämpfung eingesetzt.
Afghanistan
Zunächst wurden Soldaten vom EloKa-Bataillon in Afghanistan eingesetzt. Bereits im Januar 2002 wurde ein Vorauskommando nach Afghanistan entsandt. Seit 2002 ist ein EloKa-Kompanie im Camp Warehouse bei Kabul eingesetzt. Ab November 2003 wurden EloKaler auf einer Höhe am Flughafen in Kunduz stationiert, hier werden seit Juni 2006 auch EloKa-Soldaten aus Nienburg disloziert. Auch in Feyzabad war seit Dezember 2005 ein EloKa-Zug stationiert. Im Juni 2006 wurde die EloKa-Kompanie von Kabul nach Camp Marmal bei Mazar-e Sharif verlegt.
Auch in Kandahar war ein "Fernmeldeteam" mit immerhin 200 Soldaten eingesetzt, eine weitere Einheit befand sich in Pol-e-Charki. Die verschiedenen Elemente (Feyzabad, Kunduz und Masar-e Sharif) wurden Mitte 2010 zur so genannten "EloKaKp Afghanistan" zusammengefasst. Diese umfasste 100 Soldaten und 25 gepanzerte Fahrzeuge. Seit 2008 sind die EloKa-Einheiten auch mit Störpanzern ausgerüstet. "Die Ergebnisse der EloKa waren ein besonders wichtiger Faktor, um die teilweise prekäre Lage richtig einzuschätzen"; erinnert sich Oberstleutnant Meik Kotthoff.
Am 7. Juni 2003 richtete sich der erste Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr gegen Angehörige der EloKa. An diesem Tag sprengte sich in Kabul ein Taliban mit einem Taxi in die Luft. Die Explosion galt zwei Bussen, die die Bundeswehrsoldaten zum Flughafen brachte, um nach Deutschland zurückzufliegen. vier EloKa-Soldaten starben, 29 weitere wurden zum Teil schwer verletzt.
Am 16. November 2008 wurden bei einer IED-Explosion bei Baghlan zwei Soldaten verletzt. Bei dem betroffenen Fuchs (Rüstsatz CG20) handelte es sich um ein Fahrzeug des EloKaBtl 932 aus dem hessischen Frankenberg.
Außerdem werden die Auslandseinsätze der Bundeswehr auch aus den Friedensstandorten in der BRD unterstützt. So betreiben die Bataillone Übersetzereinheiten, die bei Bedarf im Schichtbetrieb ständig bereitstehen, um notwendige Übersetzungsarbeiten durchzuführen und die Texte an die Absender zurückschicken.
Über die Zusammenarbeit mit den EloKa-Kräften anderer Staaten liegen kaum Informationen vor, da die einzelnen Länder davor scheuen, ihre technischen Fähigkeiten preiszugeben. Bezüglich der Kooperation mit den USA wurde bekannt, dass einzelne EloKa-Offiziere der Bundeswehr in den USA Lehrgänge absolvierten. Auch gibt es zwischen deutschen EloKa-Einheiten und US-Militäreinheiten so genannte Patenschaften. Inwieweit dies auch die 66th Military Intelligence Brigade (Wiesbaden, Lucius D. Clay Kaserne) oder amerikanische CEWI-Bataillions (Combat Electronic Warfare Intelligence) betrifft, ist nicht bekannt. Auch über eine mögliche Zusammenarbeit mit baltischen, polnischen oder slowakischen EloKa-Einheiten sind keine Informationen verfügbar.