Energiewende: Das Risiko liegt beim Verbraucher

Seite 2: LNG und Wärmepumpen: Kostenexplosion und Risiken

Die Energiewende – ökologisch oder transatlantisch motiviert – scheint von hehren Zielen geleitet und offenbart am Ende doch oft nur das hässliche Gesicht des politischen Dilettantismus. Zwei Beispiele energiepolitischer Projekte führen uns gerade vor Augen, wie solche Vorhaben scheitern können, wenn sie mehr von politischem Wunschdenken denn von Fachexpertise geleitet sind.

Zum einen zeigt sich das an den LNG-Terminals an der Nord- und Ostseeküste. Die Bundesregierung hofft, mit den Flüssiggas-Stationen mittelfristig auf den Import von russischem Erdgas verzichten zu können, schrieb unlängst Telepolis-Autor Bernd Müller. Das lasse sie sich einiges kosten – und wie jüngste Medienberichte zeigten, werde der Bau wesentlich teurer als zuvor angenommen.

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) geht inzwischen von Kosten in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro aus. Im Frühjahr war noch von 2,9 Milliarden Euro die Rede.

Während sich die staatliche Fehlplanung in solchen Zahlen zeigt, werden sie wohl zahlreiche Hausbesitzer im Privaten erleben. Denn angesichts massiv steigender Gas- und Ölkosten möchten derzeit viele Hausbesitzer auf Wärmepumpen umsteigen. Dieser Trend wird von der Politik massiv forciert, hat aber eine entscheidende Schwachstelle.

So hat sich das EU-Parlament dafür ausgesprochen, die maximale Dauer des Genehmigungsverfahrens für Solaranlagen auf Gebäuden und Wärmepumpen auf einen Monat zu verkürzen. Bisher dauern Genehmigungsverfahren oft mehrere Jahre, hieß es in Presseberichten.

Auch der Vorsitzende der Internationalen Energie-Agentur (IEA), Fatih Birol, empfahl der EU einen schnellen Ausbau etwa von Wärmepumpen. Grund sei, dass man in der EU "im kommenden Jahr (…) wahrscheinlich gar kein russisches Gas mehr haben" werde. Der Experte warnte auch vor "außergewöhnlichen Engpässe" auf dem Markt für Flüssiggas (LNG).

Die große Krise kommt womöglich also noch. Denn was geschieht dann mit den Wärmepumpen, von denen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) und die Bundesverbände Wärmepumpe sowie Heizungsindustrie ab 2024 pro Jahr eine halbe Million Wärmepumpen neu installieren wollen?

Vaillant, einer der Marktführer in der Heizungsbranche, hat in boomenden Raum Berlin-Brandenburg nach Angaben von Firmenvertretern nur zwischen 17 und 22 Außendienstmitarbeiter. Bei Mitbewerber Viessmann sieht es dem Vernehmen nach kaum besser aus.

Wer einen Wartungstermin vereinbart, muss selbst beim vergleichsweise teuren Werkskundendienst mitunter wochenlang auf einen Termin warten, nicht selten werden sie unternehmensseitig aus Personalmangel verschoben. Das Netz ist voll mit Berichten wütender Kunden, die mit einem defekten Gerät über Tage oder gar Wochen sitzengelassen werden.

Die Ankündigung Millionen neuer Geräte wurde medienwirksam verkündet. Ob eine parallel angekündigte "Qualifizierungsoffensive des Handwerks" zu neuen Fachkräften führt, ist offen. Ähnliche Ausbildungsinitiativen in der Vergangenheit hatten eine durchwachsene Bilanz. Eine Maschine ist schnell produziert, eine Fachkraft muss motiviert und bei der Stange gehalten werden.

Das Risiko liegt am Ende bei den alten und neuen Wärmepumpenbesitzer. Wenn es keine Fachleute gibt und das Haus bei einer Störung kalt bleibt, können die sich ja aber einen Pulli überziehen (Wolfgang Schäuble), sich mit einem (kalten) Waschlappen waschen (Winfried Kretschmann).

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