Energiewende: Woher Deutschland den meisten Strom bezieht

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Energie und Klima – kompakt: Neuer Grünstrom-Rekord 2023. Windkraft auf dem Vormarsch, Kohlekraftwerke auf dem Rückzug. Woher die meisten Stromimporte kommen.

Der Umbau der Stromversorgung schreitet weiter daran, was sicherlich eine gute Nachricht für den Klimaschutz ist, wenn auch – gemessen an den Zielen – keine ausreichend gute.

Industrie, Heizen und Straßenverkehr verursachen weiter reichlich Emissionen des Treibhausgases Kohlendioxid, das sich in der Luft anreichert. Dort wird es durch seine abschirmende Wirkung für einen Teil der Wärmeabstrahlung der Erdoberfläche und der unteren Luftschichten für Jahrtausende zur Erwärmung des Planeten beitragen.

Eigentlich müsste der Verbrauch von Erdgas, Kohle und Erdölprodukten dringend und drastisch reduziert werden, aber davon kann bisher nicht die Rede sein und auch bei der Kohle, deren Verbrennung 2023 weiter zurückging, ist das Tempo viel zu gering.

Aber immerhin tut sich einiges im Stromsektor. 2023 deckten die Erneuerbaren 56,9 Prozent des Bedarfs im öffentlichen Netz ab, wie aus den Zahlen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hervorgeht. Das war der mit Abstand der höchste Beitrag, was auch mit dem zurückgehenden Stromverbrauch zu tun hat.

Verbrauch auf niedrigstem Stand seit langem

Mit 456,8 Milliarden Kilowattstunden hatte die Last im öffentlichen Netz, also der Verbrauch, den seit langem niedrigsten Stand. Damit setzte sich ein seit 2018 anhaltender Trend zu niedrigerem Stromverbrauch fort, der nur 2021 durch nachholende wirtschaftliche Aktivitäten nach dem ersten Corona-Jahr unterbrochen wurde.

Derweil haben Sonne, Wind & Co. 2023 aber auch in absoluten Zahlen weiter zugelegt. Nach den vorläufigen Daten des ISE speisten sie im vergangenen Jahr 258,8 Milliarden Kilowattstunden ins öffentliche Netz ein. Ein Jahr zuvor waren es 241,2 gewesen – und der bisherige Jahresrekord war 2020 mit 242,1 Milliarden Kilowattstunden aufgestellt worden.

Der Anstieg ist vor allem verstärkter Produktion von Windstrom, zu verdanken, während die Solarenergie knapp den Vorjahresrekord verfehlte, der das Ergebnis eines überaus sonnenscheinreichen Jahres war.

Löwenanteil klimafreundlicher Energie liefert Windkraft

Den Löwenanteil des Beitrags der klimafreundlichen Energieträger zur Stromversorgung lieferte 2023 wie gehabt die Windenergie. Windkraftanlagen an Land trugen 25,2 und solche auf See weitere 5,1 Prozent zur Abdeckung des Bedarfs bei, Solarstrom deckte 11,7, Biomasse 9,3 und Laufwasser 4,3 Prozent ab.

Bemerkenswert waren vor allem Juli und Dezember. Im Juli haben die Erneuerbaren 63,6 Prozent des Bedarfs abgedeckt und im Dezember 63,5 Prozent. Insgesamt schwankte die monatliche Abdeckungsrate zwischen 49,7 im windschwachen und sonnenscheinarmen Februar und 63,6 Prozent im sonnenreichen Juli.

In der zweiten Hälfte des Dezembers haben die erneuerbaren Energieträger oft über längere Zeit mehr als 100 Prozent des Bedarfs abgedeckt, sodass entsprechend zu diesen Zeiten der Stromexport in die Höhe ging. (Einige Kohle- und Gaskraftwerke liefen in diesen Zeiten dennoch unnützer Weise weiter, vermutlich aufgrund technischer Gründe.)

Netto-Stromimporte für rund eine Milliarde Euro

Insgesamt ist Deutschland allerdings 2023 erstmals seit sehr langem Netto-Importeur von Strom gewesen. 8,6 Milliarden Kilowattstunden wurden netto aus dem Ausland bezogen, wenn man Ein- und Ausfuhren miteinander verrechnet. Unterm Strich wurden für Stromeinfuhren eine knappe Milliarde Euro mehr ausgegeben, als für Ausfuhren eingenommen wurde.

Netto hat der Importstrom also rund 10,8 Cent pro Kilowattstunde gekostet. Alles allem also kein so schlechtes Geschäft, wie oft von jenen unterstellt, die meinten, es müsste Wind- und Solarstrom im Ausland verschleudert werden.

Im Einzelnen war der Austausch mit Frankreich fast ausgeglichen, wie die ISE-Zahlen zeigen. Nur 0,4 Milliarden Kilowattstunden wurden von jenseits des Rheins mehr bezogen, als dorthin geliefert worden waren. Von der oft unterstellten Abhängigkeit von französischen Atomkraftwerken kann also nicht die Rede sein.

Viel Strom aus norwegischer Wasserkraft eingeführt

Deutlich größer war mit 4,5 Milliarden Kilowattstunden der Netto-Stromimport von Norwegens Wasserkraftwerken. Außerdem gab es mit 10,3 Milliarden Kilowattstunden einen besonders großen Netto-Zufluss aus Dänemark, das mit seinen vielen Windkraftanlagen oft einen erheblichen Überschuss an Windenergie hat und als kleines Land mit seinen Nachbarn besonders viel Strom austauscht.

Auffällig war, dass nach dem Abschalten der letzten Atomkraftwerke im April auch die Produktion in den Kohlekraftwerken zurückging. Mit dem Preis für CO2-Zertifikate, also für die Erlaubnisscheine, die Kraftwerke für ihre Emissionen brauchen, lässt sich das vermutlich kaum erklären.

Dieser hat nämlich schon in den Vorjahren bei 70 Euro pro Tonne oder mehr gelegen, ist aber in den letzten Monaten eher etwas zurückgegangen.