"Enge Verbindung zwischen Anstrengung und Erfolg"

Schüler auf der USS George Washington; Bild: US Navy; gemeinfrei

US-amerikanische Wissenschaftler versuchen die besseren schulischen Leistungen von Einwanderen aus asiatischen Ländern zu erklären und stoßen auf bekannte Tigermütter-Ideen sowie interessante Begleitphänomene

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Konfuzius erklärt die deutlich besseren schulischen Leistungen der Kinder asiatischer Einwanderer in die USA nicht ganz, ist in einer US-Wissenschaftsstudie zu lesen. Auch wenn sich in Konfuzius-Zitatsammlungen schnell Aussagen finden lassen, die der Erklärung der Soziologen Amy Hsin (University of New York) und Yu Xie (University of Michigan) nahekommen: "Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben."

Auch der sozioökonomische Status und bessere kognitive Fähigkeiten, höhere Intelligenzwerte werden von den beiden Wissenschaftlern mit asiatischem Migrationshintergrund als Faktoren für den nachweislich größeren Schulerfolg ausgeschlossen. Ihre Auswertung zweier Langzeitstudien ermittelte stattdessen eine andere signifikante Korrelation: ein besonderer Arbeitsethos beim Lernen - gekennzeichnet durch Aufmerksamkeit, Disziplin, hohe Erwartungen, die an die Schüler gestellt werden, und nicht zuletzt hohe Motivation - macht den Unterschied.

Es gebe Unterschiede innerhalb der vier großen Gruppen asiatischer Einwanderer, welche die Wissenschaftler aufgestellt haben - allerdings in sehr großen Blöcken: Ostasiaten, Philipinos, Südostasiaten und Südasiaten. Die Eltern aus Südasien würden besonders hohe Erwartungen an die schulischen Erfolge ihrer Kinder richten. Danach kämen die Philipinos. Die ethnischen und kulturellen Unterschiede, die sich zeigen, würden darauf verweisen, dass die konfuzianische Tradition schon als Ursprung der "engen Verbindung zwischen Anstrengung und Erfolg" anzusehen sei, aber eben nicht alleine.

Was die Langzeitstudien als schulischen Vorankommen demonstrieren, gilt laut Studie für alle vier Gruppen. Liegen die Kinder asiatischer Einwanderer mit der Vergleichsgruppe weißer Amerikaner zu Schulanfang noch gleichauf, zeigt sich im fünften Schuljahr bereits ein großer Unterschied, der sich in der weiteren Schullaufbhan noch vergrößert. Das Geschlecht der Kinder spielt dabei keine Rolle.

Es sind vor allem kulturelle Orientierungen, die Fleiß und Anstrengung gegenüber Talenten betonen und der größere Druck vonseiten der Eltern, die von den Wissenschaftlern als klare Unterscheidungen ermittelt werden und dazu noch Phänomene, die den kulturell forcierten Motivationsschub verstärken: der Status der Immigranten, der im Selbstverständnis der asiatischen Gemeinschaften als Ansporn verstanden wird, die zugeschriebenen Image-Besonderheiten, wie eben der große Wille zum schulischen Erfolg, zu bestätigen, was wiederum Wechselwirkungen mit den Lehrkräften hat, die sich Schülern asiatischer Herkunft gegenüber anders verhalten.

Begleitet wird dies von einer außerordentlichen Netzwerkarbeit: Einwanderer aus asiatischen Länder erfahren viel Unterstützung durch die Community in neuen Land, genannt werden Nachhilfekurse und Hilfe bei Fragen danach, welche Schule, welcher Kurs etc. besonders geeignet sind.

Interessant ist die Feststellung der Studie, dass sich der Vorsprung der Schüler mit asiatischem Hintergrund in späteren Generationen aufhebt. Erklärt wird dies pauschal mit Assimilationswirkungen. Für den Nachwuchs späterer Generationen könnte dies einhergehen mit größerer Lebenszufriedenheit.

Denn, auch dies hat die Studie festgestellt: der Ehrgeiz der Eltern hat laut Angaben befragter Schüler negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden. Erfüllen sie die Erwartungen nicht, so habe ihr Selbstwertgefühl damit zu kämpfen, dass sie sich als Versager fühlen. Selbst diejenigen, die sie erfüllen, würden deswegen sich nicht unbedingt besser fühlen, da sie nur das erreicht haben, was ohenhin als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wurde.