Erdrutschsieg absehbar: Warum Donald Trump wohl als 47. Präsident der USA zurückkehrt

Donald Trump vor US-Fahne

Donald Trump vor US-Fahne. Bild: Jonah Elkowitz/ Shutterstock.com

Trump offenbar wieder im Weißen Haus. Ex-Präsident setzte sich klar gegen Kamala Harris durch. Wie ihm das trotz aller Skandale gelang.

Der 47. Präsident der Vereinigten Staaten heißt Donald Trump. Das war schon seit dem frühen Morgen mitteleuropäischer Zeit klar. Trump habe eine "very big night", kommentierte eine Moderatorin des Senders CBS, den Vormarsch des ehemaligen und künftigen Präsidenten USA, eine überragende Nacht. Zu diesem Zeitpunkt lag Kamala Harris entgegen aller Vorhersagen abgeschlagen auf 44 Prozent der Wahlstimmen; Donald Trump bei 55 Prozent.

Und Trump lag mit 267 von 270 notwendigen Wahlleuten nur noch knapp vor dem uneinholbaren Sieg.

Moderatoren sprachen schon von "nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika", nachdem Trump im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania gewonnen hatte.

Und alle warteten auf die zeitlich genau auf die Auszählung abgestimmte Rede des Republikaners, in der er eine "völlig neue politische Bewegung" beschrieb: "Ich werde jeden Tag für Euch kämpfen". Es werde die "goldene Äre Amerikas" werden, so Trump, der die Bühne in Begleitung seiner Ehefrau Melania Trump betrat. "USA, USA, USA", skandierten seine Anhänge immer wieder.

Damit war im Grunde schon klar: Trump hat die US-Präsidentschaftswahlen 2024 für sich entschieden und damit zum zweiten Mal das höchste Amt im Staat errungen – auch wenn in einzelnen Staaten vielleicht doch Nachzählungen stattfinden und die für die USA üblichen Rechtsstreits um das Wahlergebnis folgen werden.

Klar ist, das wird nun Gegenstand vielfältiger Debatten werden: Trotz erheblicher Altlasten ist es dem ehemaligen Präsidenten gelungen, sich gegen die amtierende Vizepräsidentin Kamala Harris durchzusetzen. Analysten sehen verschiedene Gründe für Trumps Erfolg.

Unzufriedenheit mit der Lage im Land

Ein entscheidender Faktor war offenbar die weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Situation in den USA. Laut einer ABC/Ipsos-Umfrage vom Sonntag vor der Wahl waren 74 Prozent der Wähler der Meinung, das Land bewege sich in die falsche Richtung.

Trump konnte die Wähler mit seiner düsteren Darstellung des Zustands der Nation und der Erinnerung an vermeintlich bessere Zeiten während seiner Präsidentschaft für sich gewinnen.

Wirtschaftliche Sorgen trotz positiver Indikatoren

Obwohl die Wirtschaftsdaten mit einem Preisanstieg von nur 2,1 Prozent im September und einem kräftigen Wachstum von 2,8 Prozent im letzten Quartal eigentlich positiv ausfielen, empfanden 75 Prozent der Wähler die wirtschaftliche Lage als schlecht.

Trump nutzte dies aus und verwies auf einen schwachen Arbeitsmarktbericht kurz vor der Wahl, um Harris und Biden eine Schuld an der angeblich desolaten Wirtschaftslage zuzuweisen.

Einwanderung als Wahlkampfthema

Trump kehrte zu dem Thema zurück, das seine politische Marke definiert: die von illegaler Einwanderung ausgehende Bedrohung und Unordnung. In Werbespots zeigte er Schwarzweiß-Bilder von Einwanderern, die über die Grenze strömen oder in Städten marodieren.

Er forderte die Todesstrafe für Migranten, die Polizisten töten und warnte, die Vororte seien in Gefahr. Trump übertrieb Berichte über von Migranten begangene Verbrechen maßlos, um den Eindruck zu erwecken, die Wähler könnten bald in ihren eigenen Gemeinden belagert werden.

Loyale Basis und Widerstandsfähigkeit

Ein Trump-Sieg ist auch ein Beweis für die tiefe und intensive Zuneigung, die Trump bei einem großen Teil der Wählerschaft genießt. Obwohl sein Wahlkampf alles andere als fehlerfrei war, überstand er Rückschläge, die jeden anderen Kandidaten versenkt hätten, wie z.B. sein Debakel in der TV-Debatte gegen Harris oder eine umstrittene Kundgebung im Madison Square Garden.

Wenn er häufig behauptete, sich seinen eigenen Beratern zu widersetzen und vorbereitete Reden wegzuwerfen, um stattdessen über "innere Feinde" oder Liz Cheney zu sprechen, frustrierte das zwar seine Berater, begeisterte aber seine Anhänger.

Geschlechterfrage und Frauenbild

Mit seinem Sieg gegen Harris hat Trump nun zwei von drei Präsidentschaftswahlen gegen Frauen gewonnen. Das deutet erneut darauf hin, dass es vielen Wählern schwerfällt, sich eine Frau im Oval Office vorzustellen. Vor allem aber haben die Demokraten eine miserable Performance abgegeben: Zu lange haben Sie an dem offensichtlich altersschwachen Präsidenten Joe Biden als Kandidaten festgehalten, zu wenig überzeugend, waren ihre politischen Konzepte.

Laut der letzten Umfrage der New York Times und des Siena College Ende Oktober lag Trump bei den Männern mit 55 zu 41 Prozent vorn. Sein draufgängerischer, ungehemmter Stil und sein Versprechen einer boomenden Wirtschaft fanden bei schwarzen und lateinamerikanischen Männern besonderen Anklang, was ihm half, einen wichtigen Teil der demokratischen Basis zu schwächen. Das dürfte auch am Selbstbild der Demokraten und ihre Anhänger in Übersee, auch in Deutschland, kratzen.

Transgender-Personen als Sündenböcke

Trump bediente sich geschickt der Wut und des Grolls vieler Wähler, die den Eindruck hatten, die Demokraten seien in einigen kulturellen Fragen, allen voran bei Transgender-Rechten, zu weit nach links gerückt. Er suggerierte fälschlicherweise, dass Kinder zur Schule gingen und mit einer geschlechtsverändernden Operation nach Hause kämen, ohne dass die Eltern davon wüssten oder dem zugestimmt hätten.

Sobald sein Wahlkampfteam Videoclips fand, in denen Harris als kalifornische Generalstaatsanwältin in diesen Fragen angeblich "woke" Positionen vertrat, gaben er und seine Verbündeten Millionen aus, um diese Aussagen den Wählern zu präsentieren.

Laut einer Analyse der New York Times auf Basis von Daten der Medien-Tracking-Firma AdImpact hatten Trump und republikanische Gruppen einen Monat vor der Wahl 65 Millionen Dollar für Werbung ausgegeben, die sich auf Trans-Themen konzentrierte.