Erneut Schleuserschiff gekentert

500 bis 700 Afrikaner und Araber könnten ertrunken sein

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Der Times of Malta zufolge kenterte gestern Nacht zwischen der libyschen Küste und der italienischen Insel Lampedusa ein Schleuserschiff aus Libyen. Dabei könnten bis zu 700 Afrikaner und Araber ums Leben gekommen sein, die illegal nach Europa einreisen wollten.

Das Boot kenterte der Zeitung zufolge, weil sich die Insassen alle an die Seite drängten, an der sich ein Handelsschiff näherte. Dieses Verhalten führte in der Vergangenheit bereits mehrfach zu ähnlichen Unglücksfällen.

Die Besatzung des Handelsschiffs setzte nach dem Kentern des Schleuserschiffs einen Notruf ab und fischte 28 Menschen aus dem Meer. Die italienische Küstenwache, die mittlerweile vor Ort ist, hat bislang weder weitere Überlebende noch Leichen gefunden, geht aber der BBC zufolge davon aus, dass 500 bis 700 Personen an Bord des Boots gewesen sein könnten.

Karte: NASA.

Vor einer Woche ertranken zwischen Libyen und Italien etwa 400 illegale Einwanderer, als ihr Boot sank. 144 wurden von der Küstenwache gerettet. Das Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass bei solchen Vorfälle in den ersten dreieinhalb Monaten des Jahres 2015 fast 1.000 Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Mindestens 12 davon starben am 14. April, weil sie Christen waren und von Islamisten unter Allahu-Akbar-Rufen über Bord geworfen wurden. 2014 ertranken etwa 3500 Afrikaner und Araber, die sich in die Hände von Schleusern begeben hatten.

Bei den Schleusern handelt es sich häufig um Angehörige krimineller Netzwerke, die ihre Gebühren bereits vor der Überfahrt kassieren, weshalb ihnen relativ egal ist, ob die illegalen Einwanderer die italienische Küste lebend erreichen oder nicht. Die Boote, die in Europa bleiben, sind für sie reine Kostenfaktoren und häufig entsprechend wenig seetüchtig. Um die Kosten niedrig zu halten, werden außerdem so viele Menschen wie möglich in die Boote gepackt, was das Risiko eines Kenterns oder Sinkens zusätzlich erhöht.

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