Erste transgene Klonschweine

Dolly-Erzeuger haben einen weiteren Erfolg im Hinblick auf die Produktion von Xeno-Organen gemacht

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Schon im März 2000 berichtete PPL Therapeutics, ein internationalen Unternehmen mit Filialen in Großbritannien, Neuseeland und den USA, das zusammen mit dem Roslin Institute das Schaf Dolly geklont hatte, dass mit dem erfolgreichen Klonen von Schweinen ein entscheidender Durchbruch zur Herstellung von Xeno-Organen für Menschen gelungen sei (Schweine erstmals geklont). Der damals angekündigte weitere Schritt scheint jetzt erfolgt zu sein: Das Unternehmen hat erstmals genveränderte Schweine geklont.

Am Donnerstag meldete PPL Therapeutics die erfolgreiche Geburt der ersten transgenen geklonten Ferkel. Bei jedem der fünf noch gesunden Ferkel wurde ein "Markergen" in das Genom eingeführt. Das sei, so das Unternehmen, der nächste Schritt auf die Produktion von Xeno-Organen und ein Beweis, dass sich "Knock-out"-Schweine herstellen lassen. "Knock-out"-Schafe hatte das Unternehmen bereits im letzten Jahr herstellen können (Erstmals gezielt gentechnisch veränderte Klonschafe).

Um nämlich die Abstoßung von transplantierten Organen zu vermeiden, muss bei den Schweinen, die als lebendige Ersatzteillager fungieren sollen, das alpha 1-3 Transferasegen ausgeschaltet werden. Es codiert ein Protein, das vom menschlichen Immunsystem als fremd erkannt wird. Die Ausschaltung dieses Gens ist jedoch nur ein Erfordernis. Überdies müssen noch drei weitere Gene in das Genom der Klonschweine eingebracht werden, um eine Abstoßung zu verhindern. Das Unternehmen habe dies bereits erfolgreich an Zellen getestet. Überdies sei man im Besitz des Wissens und des geistigen Eigentums an den Verfahren, Schweine in wenigen Jahren zur Xeno-Transplantation erzeugen zu können. Vor der Transplantation eines Organs von geklonten Schweine habe man vor, den Patienten eine Transfusion mit genveränderten Zellen des Spenderschweins zu verabreichen, damit dessen Organismus das Xeno-Organ besser toleriert.

Doch Probleme macht nicht nur die Immunabwehr, sondern unklar ist auch weiterhin, ob durch Xenotransplantation nicht auch gefährliche Retroviren in den menschlichen Körper einschleust werden könnten. Aufgrund dieser Bedenken, dass mit Organen von Tieren noch unbekannte Krankheitserreger auf Menschen übertragen werden können, stellte der Konzern Geron Bio-Med im letzten Jahr die Unterstützung der Forschung mit geklonten Schweinen am Roslin-Institut ein (Xeno-Transplantation zu gefährlich). Bis jedoch möglicherweise eine Zucht von Geweben und Organen aus Stammzellen möglich wird, könnten Xeno-Organe einen großen Markt erschließen, schließlich sind Ersatzorgane weltweit Mangelware. PPL Therapeutics jedenfalls schwärmt, dass Xeno-Transplantationen "die einzige kurzfristige Lösung für die weltweite Krise des Organmangels" seien. Obgleich Primaten geeignetere "Spender" wären, sind Schweine aus ethischen und technischen Gründen die auserwählten Lieferanten von Ersatzorganen, weil deren Zucht und Tötung kaum große Kritik auslösen wird und weil Schweine bei jedem Wurf viele Ferkel auf die Welt bringen (Neues Klonverfahren bei Affen).

Mit keinem Wort erwähnt das Unternehmen freilich, dass Klontiere bislang nur recht mühsam herzustellen sind, sondern, wenn sie denn lebendig geboren werden, auch viele gesundheitliche Schäden haben. Beispielsweise leiden so oft unter Atemnot, werden unverhältnismäßig dick oder altern frühzeitig. Wie in Menschen eingepflanzte Zellen oder Organe von geklonten Tieren sich verhalten würden, ist noch völlig unbekannt.