Es ist voller Sterne!

Das Bild wurde vom „Wide Field Imager“ des MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop aufgenommen, das sich im Observatorium in La Silla (Chile) befindet. Bild: ESO

ESO veröffentlicht neues Bild mit Tausenden Galaxien

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Vor kurzem hat die ESO ein neues Bild veröffentlicht, auf dem mehrere Tausend Galaxien zu sehen sind - insbesondere eine große Gruppe, die zu einem massereichen Galaxien-Cluster mit dem Namen „Abell 315“ gehört. Die Vielzahl der Galaxien ist dabei nur die Spitze des Eisbergs, denn „Abell 315“ enthält große Mengen dunkler Materie. Die große Masse des Clusters beugt das Licht dahinter liegender Galaxien und verzerrt die beobachtete Form dadurch.

Schaut man ohne optische Hilfsgeräte in den Himmel, sieht man dort zumeist Sterne unserer eigenen Galaxie. Weiter entfernte Galaxien sind zu lichtschwach, um sie mit dem bloßen Auge erkennen zu können – könnte man sie alles sehen, böte der nächtliche Himmel ein gänzlich anderes Erscheinungsbild. Das neue Deep-Field-Bild der Europäischen Südsternwarte belegt dies recht eindrucksvoll, denn es zeigt Tausende Galaxien auf einer Himmelsfläche, die etwa so groß wie unser Mond ist. Diese Galaxien befinden sich in unterschiedlichen Distanzen zu unserer Milchstraße. Einige sind relativ nah, so dass ihre Spiralarme oder elliptischen Halos noch zu erkennen sind. Die weiter entfernten erscheinen als lichtschwache Kleckse, deren Licht seit acht Milliarden Jahren auf dem Weg zu unserer Erde ist.

Von der Bildmitte bis zum unteren linken Rand der Aufnahme zeigt sich eine Konzentration von etwa einhundert gelblich leuchtenden Galaxien, die einen massereichen Galaxien-Cluster bilden, welcher bereits 1958 mit der Nummer 315 vom amerikanischen Astronomen George Abell katalogisiert wurde. Dieser Cluster befindet sich zwischen den lichtschwachen blauen und roten Galaxien und der Erde – etwa zwei Milliarden Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild „Walfisch“.

MPG/ESO-2,2-Meter-Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO). Bild: ESO

Galaxien-Cluster gehören zu den größten Strukturen im Universum, die durch Masse zusammen gehalten werden. Es existiert jedoch mehr in diesen Clustern als nur die Galaxien, die man beobachten kann: Sie machen lediglich zehn Prozent ihrer Masse aus, heiße Gase zwischen den Galaxien sind für weitere 10 Prozent verantwortlich. Die restlichen 80 Prozent bestehen aus nicht sichtbarer, so genannter dunkler Materie, die sich zwischen den Galaxien eines Clusters verteilt.

Das Vorhandensein dieser dunklen Materie lässt sich durch einen Gravitationseffekt bestimmen: Die enorme Masse des Clusters beugt das Licht von Galaxien, die hinter ihm liegen so, dass sie an anderer Stelle erscheinen. Durch Beobachtung und Auswertung der durch den Gravitationseffekt verzerrten Formen dieser Galaxien ist es Astronomen möglich, die Masse des Clusters abzuleiten, sogar wenn diese Masse (wie die dunkle Materie) selbst nicht sichtbar ist. Der Effekt ist allerdings sehr gering und es ist daher notwendig eine Vielzahl von Bildern solcher Hintergrundgalaxien zu untersuchen. Im von FallAbell 315 waren es über 10.000 schwachleuchtende Galaxien. Deren Analyse hat ergeben, dass die Masse des Clusters über einhunderttausend-milliarden mal größer als die unserer Sonne ist.

Das Bild der ESO zeigt neben den weit entfernten und großen Objekten allerdings auch einige wesentlich kleinere Himmelskörper, die sich viel näher an der Erde befinden und deshalb relativ groß erscheinen: Neben zur Milchstraße gehörenden Sternen sind dies vor allem Asteroiden, die als blaue, grüne oder rote Spuren sichtbar sind. Sie gehören zum Asteroidengürtel, der sich zwischen dem Mars und dem Jupiter befindet, und sind oft höchstens einige Kilometer groß.