Falsche Geschäfte dank falscher Identitäten

Polizei fasst trickreichen Internetbetrüger, der Scheingeschäfte systematisch abwickelte

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Mittels eines "ermittlungstaktischen Klimmzugs" ist es der Aachener Polizei gelungen, einen Mann festzunehmen, der Kaufwillige mit falschen Angeboten via Internet betrogen hat. Angeboten, sagte Polizeisprecher Paul Kemen gegenüber Telepolis, habe der 21-Jährige fiktive Waren über ein Versteigerungsportal. Für die Scheingeschäfte habe der junge Mann falsche, wiewohl authentische Identitäten angenommen. Wirklich echt seien dabei lediglich seine Mobilfunk- und Kontonummern gewesen.

In Gang gesetzt hatten die Ermittlungen Anzeigen zweier Geschädigter im baden-württembergischen Freiburg. Nachdem sich Hinweise auf den nun Verhafteten verdichtet hatten, hatte die dortige Staatsanwaltschaft Haftbefehl gegen ihn erlassen. Die Polizei in Aachen wurde um Mithilfe gebeten und observierte daraufhin verschiedene Internetcafés, von denen vermutet wurde, dort tätige der 21-Jährige seine Betrügereien. Der Täter, so Kemen, sollte auf frischer Tat ertappt werden - was auch geschah. Bei einer anschließenden Wohnungsdurchsuchung wurde laut Ordnungshüter umfangreiches Beweismaterial, darunter auch Zahlungsbelege, sichergestellt. Über den angerichteten Schaden könne noch keine Angaben gemacht werden. Die Ermittlungen dauerten an.

Laut Ermittler war das Vorgehen des jungen Mannes über einen längeren Zeitraum nahezu identisch. Er bot über das Web fiktive Ware an, meist teure Mobiltelefone oder Unterhaltungselektronik. Nach dem vermeintlichen Geschäftsabschluss ließ er sich dann den angeblichen Verkaufspreis überweisen. Für die Scheingeschäfte, sagte Kemen, habe er sich bei dem Versteigerungsportal unter anderem Namen registriert. Schwer sei die Identifizierung des Täters gewesen, da er sich wahllos Namen und Adressen aus dem Telefonbuch heraussuchte und sich in verschiedenen Internetcafés unter diesen Tarnidentitäten bei dem Verkaufsportal registrierte und einloggte. Kemen wollte sich nicht dazu äußern, welches Portal für die Scheingeschäfte genutzt wurden.

Erschwerend für die Ermittler war nicht nur das strategische Vorgehen des Täters, um ihm auf die Spur zu kommen. Er habe sich das Geld jeweils von den Geschädigten auf verschiedene Konten ins benachbarte Ausland überweisen lassen. Wegen der vielen Grenzpendler im Dreiländereck ist es nicht unüblich, dass Deutsche in den Niederlanden oder Belgien Konten führen oder umgekehrt. Einige Konten habe der 21-Jährige sogar unter falschen Namen führen können. Wie dies genau möglich war, wollte Kemen nicht erläutern. Weder wolle er "detailliertere Betriebsanleitungen" preisgeben, noch die Tricks der Fahnder zwecks Überführung des Täters. Alles in allem sei es aber ein "ermittlungstechnischer Klimmzug" gewesen.

Kemen rät dazu, bei Geschäften "am besten immer mit dem Verkäufer persönlich in Kontakt zu treten". Aber nicht via Mobilfunkrufnummern oder per Email, sondern über einen Festnetzanschluss.