Fantasmen der Gerüchte-News: "Ganz Frankreich brennt"

Tweet von Pamela Geller, Screenshot

Und ganz Stockholm auch. Der Glaubwürdigkeitsverlust der Leitmedien und das Aussparen der wirtschaftlichen Verhältnisse bei der Darstellung von Krawallen

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Ganz Frankreich steht in Flammen, im Land selbst wird das vertuscht. Die Mainstream-Medien schweigen über den Aufstand, der sich in Frankreich ausgebreitet hat, ausgehend von "no-go-areas", beherrscht von Muslimen, nur wenige gut Informierte wissen Bescheid über die dramatischen Ereignisse, die dort vor sich gehen. Pamela Geller zum Beispiel. Ihr Tweet vom 16. Februar lässt keinen Zweifel aufkommen.

Die französische Zeitung Le Monde mokierte sich gestern über "Fantasmen", die zu den Krawallen in französischen Vorstädten vorwiegend auf englisch-sprachigen Webseiten kursieren.

Laut dem Radar-Blog-Eintrag der Le Monde, der dem Leser beim Entschlüsseln von Nachrichten helfen soll, machte die amerikanische Autorin, Kolumnistin und Redakteurin des Geller-Reports, Pamela Geller, den Anfang für die politische Fiktion über die Aufstände in Frankreich. Die Reichweite der Erzählung von einer anderen Wirklichkeit beschränkte sich weitgehend auf das Twitter-Publikum.

Gemeinsame Lust auf "dramatic scenes"

Allerdings gibt es eine Lust auf gekonnt auffrisierte Storys, die Teilen der Twitter-Sphäre und den traditionellen Boulevardmedien gemeinsam ist. So habe Geller, nachdem ihr Tweet auf Twitter und von Buzzfeed in die Mangel genommen wurden, auf Berichte in "traditionellen Medien" verwiesen, um den Wahrheitsgehalt ihrer Behauptung zu stützen.

Dabei, so Le Monde, rekurrierte Geller auf einen Artikel im britischen Daily Express, wo neben spektakulären Bildern von Feuer, Rauch, zerstörten Geschäften und maskierten Rebellen, auch die obige Karte "Trouble across France" auftaucht, und einen ähnlich spektakulär bebilderten Artikel in der Daily Mail, wo Polizisten in martialischer Kluft in einem kriegerisch anmutenden Paris im Rauch herumstehen und auf brennende Autos starren: "dramatic scenes".

Gleich neben einem Zitat von Le Pen, das im Englischen an Kino-Qualität zulegt - "The forces of order are targeted by bands of scoundrels" - wird der Express-Leser kurz und bündig mit der Rahmenerzählung zu den Bildern vertraut gemacht:

Die Polizei wurde gezielt mit Molotow-Cocktails beworfen, dabei gefilmt, wie sie von Autos gejagt wurde und sogar mit Metallbällen beworfen, wie sie beim französischen Petanque-Spiel verwendet werden. Eine Person wurde sogar beschuldigt, dass sie eine scharfe Waffe benutzt habe

Express

Die Berichte machten die Runde in der rechten Szene. Infowars, Breitbart, auch die konservative US-TV-und Radiomoderatorin Laura Ingraham werden als berüchtigte namhafte Verteiler einer bestimmten Version der Krawall-Story in Frankreich genannt, die, wie neben Le Monde auch die französische Ausgabe von Slate moniert, auf der Botschaft abheben, dass sich Frankreich als eine "no-go-zone in Expansion" entpuppt.

Unruhen im schwedischen Vorort

Während sich der Artikel in Slate wie auch der Radar-Blog-Artikel in Le Monde die Mühe machen, einige Kernpunkte der Desinformation zu zerlegen, ist man anderorts schon mit dem nächsten Aufstand beschäftigt, der die These von der muslimischen Gefahr in Europa im Nachrichtenstrom weiter auflädt.

Wer sich gestern über die Mainstreammedien hinaus darüber informieren wollte, warum die Krawalle im Stockholmer Stadtbezirk Rinkeby ein derartiges Hallo bei Fans der dunklen Seite der Trump-Macht hervorriefen - und gespannt war, wie dies mit der eigenartigen Schweden-Äußerung des Präsidenten verschraubt wird, der wurde bei der Webseite ZeroHedge fündig.

Der Tyler-Durden-Artikel beginnt mit der Feststellung, dass sich Mainstream-Medien, einschließlich mancher Berühmtheiten und schwedische Politiker, nun erneut bei Präsident Trump zu entschuldigen hätten. Das Argument geht so: Die Ausschreitungen fanden in einem Stadtteil mit einer "hoher Konzentration an Immigranten oder migrantischen Hintergrund statt", der Zusammenhang zwischen Immigration und Kriminalität, auf den Trump mit seiner Schweden-Äußerung anspielte, werde durch die Ausschreitungen belegt.

Dass es bereits vor der großen Zuwanderungswelle im Jahr 2015 zu Ausschreitungen im Stadtbezirk Rinkeby, bzw. in dessen Stadteil Husby gekommen war (vgl. Unruhen in Stockholms Vorstädten), blieb eine von Tyler Durden unbeachtete Nebensächlichkeit.

An einer Auseinandersetzung mit Hintergründen der schwedischen Einwanderungspolitik (vgl. Schwedens liberale Flüchtlingspolitik am Scheideweg) war ihm nicht gelegen.