Fast alle Organe im Körper sind betroffen

Seite 5: Einige Schlussfolgerungen

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1. Von den Schäden, die Covid-19 im Organismus anrichten kann, können wir uns bisher nur ein grobes und unvollständiges Bild machen. Es wird noch Jahre mühevoller Forschungsarbeit erfordern, um Klarheit über die zerstörerischen Folgen dieser Virusinfektion zu erlangen und um die Kaskade von Effekten, die im kardiovaskulären wie im Immun-System ausgelöst wird, richtig zu verstehen.

2. Während die Erkenntnisse der Wissenschaft schnell vorwärtsschreiten, ist unsere Hoffnung natürlich besonders auf eine effektive Behandlung dieser schweren akuten Erkrankung gerichtet. Dabei stehen die Forscher vor der schwierigen Aufgabe, schlauer sein zu müssen als das listige Virus, das in den letzten Monaten geschafft hat, die Welt in ihrem bisherigen Verlauf anzuhalten.

3. Auch wenn wir bisher über die krankmachenden Eigenschaften des neuen Corona-Virus nur erste und unvollständige Daten zur Verfügung haben, zeigt diese Darstellung eines doch ganz klar: Wir dürfen dieses gefährliche Virus nicht unterschätzen oder auf die leichte Schulter nehmen.

4. Von den diskutierten Krankheitsbildern in Verbindung mit der Corona-Virus-Infektion sind vor allem Menschen im höheren und hohen Lebensalter, das heißt, die über 70- oder 80-Jährigen, betroffen. Sie haben zu einem großen Teil weitere Risikofaktoren in Form von chronischen Krankheiten. Zu dieser Gruppe gehören zum Beispiel viele Millionen Menschen mit einer "Neben-Diagnose", zum Beispiel einem Diabetes, einer Herzkranzgefäßverengung (koronare Herzkrankheit) oder einem Bluthochdruck. Aber auch Jüngere mit einer Immunschwäche können betroffen sein. Und wahrscheinlich muss man auch viele Menschen, die Raucher sind und im Durchschnitt der mittleren Altersgruppe angehören, zu dieser Risikogruppe zählen, denn bei ihnen besteht häufig eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung, eine sogenannte COPD.

5. Gelegentlich sind Stimmen zu hören, dass es sich bei den von der Corona-Virusinfektion Betroffenen oder Bedrohten um Menschen handelt, die sowieso bald gestorben wären oder nicht mehr lange zu leben hätten. Solche unsäglichen Diskussionsbeiträge sind nicht nur ethisch verwerflich, sondern auch dumm. Bei den "Alten", der wichtigsten Risikogruppe für Covid-19, handelt es sich bei uns in Deutschland um mindestens 15 bis 20 Millionen Menschen, etwa einem Viertel unserer Bevölkerung. Und dabei sind die Millionen Raucher und die Adipösen noch nicht mitgerechnet. Für diese Gruppe gilt heute, dass man auch mit zwei oder drei der oben genannten "Neben-Diagnosen" noch viele Jahre ein lebenswertes Leben führen kann. Und das wünschen sich sicher die meisten von ihnen und haben dafür auch viele Jahrzehnte lang brav ihre Krankenkassenbeiträge gezahlt.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin- Gastroenterologie-, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin- Sozialmedizin-, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Er ist Mitglied des Vorstands der Deutschen Gesellschaft für Nikotin- und Tabakforschung e.V. (DGNTF) und arbeitet in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. Email: klaus-dieter.kolenda@gmx.de