Feuchte Träume für die ganze Familie

Bild: © 2018 Warner Bros. Ent. Inc. TM & © DC Comics

Blubb, platsch, glibber: "Aquaman" ist ein erstaunlich unterhaltsamer Superheldenweihnachtsfilm

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Wir haben es immer geahnt: Atlantis ist nicht untergegangen. Der in der Antike auf Geheiß der Götter im Ozean versunkene Kontinent existiert auf dem Meeresgrund weiter. Diese Annahme bildet den Boden von "Aquaman", der nun der breiteren Öffentlichkeit jenseits jener Comic-Fans, die ihn schon seit Jahrzehnten kennen, mittels des ersten "Aquaman"-Kinofilms vorgestellt wird (nicht aufregen, liebe Fans, schon klar: In "Justice League" kam er bereits vor).

"Aquaman", auch das sei pflichtschuldigst für all jene erwähnt, die in der Superheldenschwemme der letzten Jahre noch durchblicken, gehört zum DC-Universum, der mit Batman, Wonderwoman und Superman bevölkerten Parallelwelt zu den Marvelhelden, mit denen sie wöchentlich um die Weltmarktmacht an den Kinocharts kämpfen.

Das Auftauchen von Aquaman ist eine überraschend erfreuliche Begegnung. Denn dies ist nicht nur ein Augenspektakel, das mit Riesenhaien und Seepferden aufwartet, auf denen man Tiefseeritte unternehmen kann, mit sonderbaren Maschinen und Unterwasserbooten, mit Tsunamis und Stars, sondern auch jenseits seiner Bilderpracht erstaunlich unterhaltsames Kino.

Dies ist ein Superheldenfilm von seltener Grandezza: Alles hier ist "bigger than life". Das geht mit Hauptdarsteller Jason Momoa los, der mit seinem körperlichen Charisma einem Hollywood-Kostümschinken der 50er Jahre oder einem italienischen Sandalenfilm entsprungen sein könnte. Und es geht mit der übrigen Besetzung weiter: Nicole Kidman, Dolph Lundgren, Willem Dafoe und sogar die 83-jährige Julie Andrews sind dabei.

Aquaman (20 Bilder)

Bild: © 2018 Warner Bros. Ent. Inc. TM & © DC Comics

Gegengift im pazifistischen Zeitalter

Kidman spielt hier die schillernde Meereskönigin Atlanna, die sich - das scheint der amerikanische Traum zu sein - in den arg schlicht gestrickten Leuchtturmwärter Tim (Temuera Morrison) verliebt und mit ihm ein Kind zeugt, eben besagten "Aquaman", eine Chimäre aus Mensch und nunja: Unterwasserwesen, nicht Fisch, nicht Mensch. Weil Atlanna bald wieder in der See verschwindet, wächst der Bub als Sohn des Leuchtturmwärters auf. Nicht zufällig unter dem Namen Arthur ("the once and future king"). Recht schnell hakt der Film die Jugendjahre und die Initiation des Knaben ab, dann ist er reif, Mami auf den Thron zu folgen.

"Wer den Frieden will, muss den Krieg vorbereiten" - dies ist so eine weitere jener antiken Weisheiten, die im Superhelden-Kino wöchentlich boomen. Denn unser Zeitalter sieht sich selbst gern als überaus friedlich und pazifistisch an, auch wenn die Nachrichten dem täglich widersprechen. Kriegshelden sind aus der Mode, und man darf wie die Bundeswehr nur dann kämpfen, wenn es dem Frieden dient. Das Unterbewusste tobt sich dafür in Computerspielen und Kinofilmen wie diesem aus.

Denn natürlich muss es krachen im Superhelden-Kino, und Aquaman bekommt reichlich Gelegenheit für den Frieden zu kämpfen: Ein böser Bruder fordert ihn heraus, der Wechsel aus Handlungen und Gegenhandlungen, Höhepunkten und Anti-Höhepunkten steigert sich und bald platscht Welle um Welle von Bösewichtern und seltsamen, im CGI-Schaum geborenen, Kreaturen auf unseren Helden ein. Als hätten Regisseur James Wan und seine drei Drehbuchautoren befürchtet, dass dies ihre einzige Chance sein könnte, im Leben einen "Aquaman"-Film zu drehen, haben sie offenbar jede Idee, die sie hatten, in den Film gestopft.