Feuer, Hitze, Gletscherschmelze: Warum die Klimaverwüstungen zunehmen

Waldbrände nehmen immer mehr zu. Bild: pxhere / Public Domain
Energie und Klima – kompakt: Die Stabilität des grönländischen Eisschilds ist gefährdet, Dürren nehmen zu. Warum alles viel schneller gehen könnte. Und wer das besonders zu spüren bekommt.
Zurzeit muss man den Kopf schon sehr weit in den Sand stecken, um nicht die vielen Anzeichen für das aus dem Gleichgewicht geratene Klima zu sehen. Über manches davon haben wir in den letzten Tagen schon berichtet.
Zum Beispiel darüber, dass auch Klimawissenschaftler überrascht vom Tempo der Veränderungen sind, oder über den Zusammenhang von Hitzewellen und Klimawandel.
Am Wochenende hatten wir außerdem auf Telepolis von den schlechten Nachrichten aus dem grönländischen Eis berichtet, die ein sehr weitgehendes Schrumpfen des dortigen Eispanzers befürchten lassen. Allerdings merkten wir an, dass die Eismodelle bisher eher von einem vergleichsweise langsamen Prozess des Eisverlusts ausgehen, der sich über sehr viele Jahrhunderte hinziehen würde.
Doch nicht alle Glaziologen – Eiswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler sozusagen – sind sich dessen sicher. Mancher hält die Modelle für zu stark vereinfacht, und vermutlich ist allen klar, dass es noch zahlreiche unbekannte Variablen gibt, die das Fließen des Eises zum Meer und sein Tauen beeinflussen. Alun Hobbard zum Beispiel ist einer von ihnen. Er forscht und lehrt an der Universität von Tromsø im hohen Norden Norwegens und hat intensiv untersucht, was das Schmelzwasser auf dem grönländischen Eisschild dort bewirkt.
Dieses Wasser bildet im Sommer auf dem Eis regelrechte Flüsse, die kleine Canyons graben und schließlich Trichter aushöhlen, in denen sie tief in das Innere der Gletscher abtauchen, teilweise bis zu deren Grund. Dort bilden sie dann eine Art Film, auf dem das Eis schneller Richtung Meer fließen kann. Auf dem Weg dorthin, so schreibt Hobbard in einem Beitrag für das Magazin The Conservation, bilden sie "ein komplexes Geflecht von Tunneln, das sich über viele hundert Meter ausdehnt".
Es lässt sich leicht vorstellen, dass das der Stabilität des Eises nicht gerade zuträglich ist. Das und andere Erkenntnisse der neueren Forschung lassen Hobbard zu dem Schluss gelangen, dass "das Eis vom Inneren destabilisiert werden könnte" und "die Eisschilde in Grönland und der Antarktis weitaus empfindlicher gegenüber der Klimaerwärmung sind, als die Modelle vorhersagen".
Doch selbst wenn Grönlands Gletscher viel schneller als bisher gedacht schmelzen und zum Meer fließen, werden diese Prozesse sich über Zeiträume hinziehen, die für diese schnelllebige Zeit immer noch schleichend erscheinen. Wer erinnert sich heute noch an die diversen Versprechen in Sachen Klimaschutz der Regierungen Kohl und Merkel, oder an den Grünen 2021er-Bundestagswahlkampf gegen Waffenexporte?
Meeresoberflächen bis zu 30 Grad Celsius warm
Davon abgesehen ist ein steigender Meeresspiegel für viele Menschen noch immer eine recht abstrakte Bedrohung, besonders, wenn sie fernab der Küsten leben. Die zahlreichen Waldbrände rund um das Mittelmeer oder in Kanada sind für viele Betroffene jedoch eine sehr reale Gefahr.
Griechenland zum Beispiel erlebt gerade die intensivste Waldbrandsaison seit Beginn der Aufzeichnungen, wie Copernicus, das EU-Programm zur Beobachtung von Klima und Atmosphäre der EU, berichtet. Und das, nachdem das Land erst 2022 eine verheerende Saison erlebt hatte.
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Die konkreten Ursachen, weshalb Feuer ausbrechen, sind übrigens vielfältig. Sie reichen von Brandstiftung über Fahrlässigkeit und Blitzen bis hin zu defekten elektrischen Leitungen oder Landmaschinen, die auf Steine stoßen und dabei Funken schlagen. Hitze und extreme Trockenheit sorgen dann für die perfekten Bedingungen, unter denen sich die Brände schnell und weit ausbreiten können.
Feuer, Hitze und Trockenheit setzen auch der griechischen Landwirtschaft stark zu. Unter anderem leidet die Weinproduktion unter den hohen Temperaturen, während die milden Winter den Olivenbäumen zusetzen.
Und als wär das alles noch nicht genug, hat sich das Mittelmeer dieses Jahr stärker als je zuvor erwärmt, wie die Weltorganisation für Meteorologie berichtet. Zum Teil lägen die Temperaturen an der Meeresoberfläche über 30 Grad Celsius und machen den Fischen und damit der Fischerei zu schaffen.
Bei derart hohen Temperaturen – von den Gewässern vor Florida werden sogar noch höhere berichtet – werden Korallenriffe empfindlich gestört und können bei längerem Andauern der zu hohen Temperaturen absterben. Die Folgen für die Fischerei wären fatal, denn die Riffe sind eine wichtige Kinderstube für viele Fische.
Ihr Verschwinden hätte erhebliche Auswirkungen auf die Fischbestände und damit letztlich auch auf die Welternährung, denn der Fisch ist in vielen Ländern eine wichtige Eiweißquelle, insbesondere auch für die ärmeren Teile der Bevölkerung, die auch in dieser Hinsicht unter den Folgen des Klimawandels als Erste und am stärksten zu leiden haben.