Fleischmarkt: Schweinehaltung in der Dauerkrise

Seite 2: Forderungen an die Politik

Die wirtschaftsfeindlichen Politik setze immer stärker auf Ordnungsrecht, klagen Vertreter des ISN. Das gehe zu Lasten der Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Schweinehaltung. Um den gestiegenen Kosten Rechnung zu tragen, brauche es wieder auskömmliche Ferkel- und Mastschweinepreise. Die Tierhaltung sei durch die "politischen Rahmenbedingungen und gesellschaftliche Entwicklungen gefährdet", kritisiert Joachim Rukwied.

Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV) fordert "positive Signale von der Politik", um den Strukturbruch zu stoppen. Die Kosten und Belastungen auf den Betrieben können nicht in Gänze am Markt weitergegeben werden. Unter den widrigen Bedingungen seien die Tierhalter nicht imstande, auch noch die Auflagen und Vorschriften in Bezug auf das Tierwohl zu erfüllen oder gar in neue Ställe zu investieren.

So verpflichtet die novellierte Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung die Sauenhalter, bis 2026 Konzepte für den Umbau ihrer Betriebe vorzulegen. Außer mit finanziellen Problemen sehen diese sich nun auch mit unüberwindbaren Hürden bei der Baugenehmigung konfrontiert. So sei es zum Beispiel aussichtslos, eine Genehmigung für den Stallumbau zu bekommen.

Die Tierbestände abzubauen – das ist aktuell ein politisches Ziel, das die Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Silvia Bender, auf der ISN-Mitgliederversammlung bereits im Juni einforderte.

Bio-Schweine finden ihren Absatz

Die Krise geht auch an den Bioschweinemästern nicht vorbei. Hier sind vor allem die Futterkosten stark gestiegen. Eiweißhaltige Futtermittel sind knapp. Besonders schwierig gestaltet sich die bedarfsgerechte Ferkelfütterung für Mäster, die ihre Futtermischungen selber zusammenstellen. So ist Biosoja aus China derzeit knapp, zudem ist die Einfuhr mit hohen Logistikkosten verbunden.

Raps und Sonnenblumen stammen überwiegend aus der Ukraine und Russland, aktuell fehlen hier 30 bis 50 Prozent. Auf Grund nicht vorhersehbarer Lieferprobleme wurde die 100-Prozent-Biofütterung für Schweine ab 35 kg zum Jahresende ausgesetzt. Bis dahin dürfen die Mäster bis zu fünf Prozent konventionelle Eiweißfuttermittel zufüttern. Neuerdings konkurrieren Bioschweinemäster und Biomilchviehhalter um Bioackerbohnen aus Skandinavien.

Der Bioschweinemarkt entwickelt sich seit vielen Jahren unabhängig vom konventionellen Markt. Das Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland e.V. (ABD) geht jedoch davon aus, dass die Anforderungen an die Haltung von Öko-Schweinen, die ein Prozent der hierzulande geschlachteten Schweine ausmachen, in den kommenden Jahren wachsen.

Das Bündnis setzt sich für stabile Erzeugerpreise ein, die sich an den Erzeugungskosten orientieren. Da vor der Krise die Nachfrage höher war als das Angebot, gebe es zumindest keine Überschüsse. Unterm Strich sind die Aussichten positiv. Will ein Betrieb auf Bio umstellen, sollte er vorher allerdings die Vermarktung sichern.

Für den Festtagsbraten Fleisch aus artgerechter Haltung!

Beim Kauf von Fleisch ist vor allem darauf zu achten, dass die Tiere aus artgerechter Haltung mit genügend Auslauf bzw. Stroheinstreu stammen. Wer im eigenen Wohnort keinen Händler mit Biofleisch- und wurst findet, kann entsprechende Ware im Netz bestellen oder gar ein eigenes Tier leasen.

Wer alte, robuste Rassen erhalten will, kann bei der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall bestellen. Sie vermarktet Fleisch vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein. Die Schweine wachsen im schwäbischen Hohenlohe durch Eichelmast im Freiland heran.

Im Norden Deutschlands sieht man vereinzelt Rotbunte Husumer in der Erde wühlen. Das rotgefärbte Schwein mit dem weißen Sattel galt bereits als ausgestorben, als sich in den 1980er-Jahren wenige Tiere fanden, mit denen weitergezüchtet wurde. Im Freiland nehmen die Tiere nur langsam zu. Dennoch liefern sie ein schmackhaftes Fleisch, versichert ein Züchter der rotbunten Schweine. Die Rasse wird auf der Roten Liste der GEH als extrem gefährdet eingestuft.

Wem es wichtig ist, dass das Tier in natürlicher Umgebung aufgewachsen ist, kauft Wild aus der Region, zum Beispiel für ein Wildschweingoulasch an Weihnachten. Beim Kauf von Tiefkühlfeisch ist darauf zu achten, dass es aus heimischen Wäldern stammt und nicht importiert wurde.