"Fossiler Dinosaurier des Tages"

Bali, zweiter Tag

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Normalerweise kommen UN-Klimakonferenzen erst in der zweiten Woche so richtig in Gang. Dann reisen nämlich die Minister oder Ministerinnen und die anderen Regierungsvertreter an. Dieses Jahr ließ Japan aber schon an ersten Tag eine "Bombe platzen". Der Kyoto-Prozess sei unzulänglich und man bräuchte etwas, was darüber hinausginge, sagte der japanische Vertreter. Leider ließ er die Welt im Unklaren darüber, was mit diesem "darüber hinaus" gemeint ist. Da er jedoch die notwendigen Reduktionsziele für die Industriestaaten nicht erwähnte, ist nun zu befürchten, dass Japan sich den USA auf deren Weg anschließen will.

Präsident George W. Bush hatte im vergangenen Sommer die Hauptemittenten von Treibhausgasen versammelt, um über freiwillige Klimaschutzmaßnahmen zu sprechen. Der neueste Bericht des Weltklimarates IPCC macht jedoch klar, dass eine Reduktion der globalen Treibhausgase um 50-80 Prozent gegenüber 1990 erforderlich ist, um die Erderwärmung auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen. Angesichts dieser Herausforderung werden freiwillige Vereinbarungen nicht ausreichen. Vor allem dann, wenn man berücksichtigt, dass bereits in der Vergangenheit viel zu oft freiwillige Zusagen nicht eingehalten worden sind.

Hinzu kommt, dass die Industriestaaten die Klimaschutzziele nicht allein erreichen können. Die Entwicklungsländer jedoch werden nur dann für ein internationales Klimaschutzprogramm gewonnen, wenn die Industriestaaten sich auf Bali endlich klar zu ihrer Verantwortung bekennen und hohe sowie verbindliche Reduktionsziele akzeptieren.

Wegen seines Vorstoßes wurde Japan gestern mit der zweifelhaften Auszeichnung "Fossile-of-the-day-Award" ("Fossiler Dinosaurier des Tages") geehrt. Diesen "Preis" bekommen jene Länder, die sich aus Sicht der Umweltverbände in den Klimaverhandlungen besonders kontraproduktiv verhalten.

Mit gutem Beispiel geht die neue Regierung Australiens voran. Es war ihre erste Amtshandlung: Mit der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls verpflichtet sich Australien nun, bis 2012 die Emissionen auf einen Zuwachs von maximal acht Prozent gegenüber 1990 zu begrenzen. Das bedeutet klare und ambitionierte Minderungsziele, denn bis 2005 stiegen die Emissionen Australiens um 25,6 Prozent...

Der BUND beglückwünscht Australien und seinen neuen Premier Kevin Rudd zu der vorwärtsweisenden Entscheidung, dem Kyoto-Abkommen beizutreten und den Klimaschutz zu einem Hauptziel seiner Politik zu machen.