Frauen in Deutschland 2023 – das gesellschaftlich benachteiligte Geschlecht?

Seite 5: Fazit

Sofern es eine materielle Schlechterstellung von Frauen gibt, muss sie nicht zwingend das Resultat von Frauendiskriminierung oder einer "Herrschaft der Männer" darstellen.

Gleichstellungsfeministinnen tun aber gern so als ob. Das soll den eigenen Forderungen zusätzliches moralisches Gewicht verleihen.

Faktisch handelt es sich um einen Konflikt unter Mitgliedern der bürgerlichen Gesellschaft. Ähnlich wie Junge und Alte (in der Auseinandersetzung um Rentenbeiträge, Rentenhöhe und "Lebensleistung") wenden sich Anhängerinnen des Gleichstellungsfeminismus gegen ein wirkliches oder vermeintliches Missverhältnis zwischen Geben und Nehmen. Das ist in Tauschverhältnissen auch sonst häufig umstritten.

Interessengruppen erfinden auch schon mal Benachteiligungen, um damit ihrer Agitation für höhere Zuteilungen mehr Eindruck zu verschaffen. Zu diesen Legenden gehört die Auffassung, die Frauen seien auch bei der Covid-Pandemie … das Hautopfer. (Einige dem entgegengesetzte Informationen finden sich bei N.N. 2022.)

Faktisch verfolgen die Bewegungen für die Gleichstellung der Frau ebenso wie die Gewerkschaften Ziele, die innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft und Marktwirtschaft verbleiben.

Gegen ihre Anliegen spricht das nicht. Nur sollte niemand diese mit der Orientierung an einer grundlegenden Gesellschaftsveränderung oder -transformation verwechseln. Selbst im sonst eher unpoetischen Hamburger Grundsatzprogramm der SPD heißt es:

Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden.

Weder sind die Grundstrukturen der gegenwärtigen Gesellschaft und Ökonomie männlich, noch ist eine "menschliche Gesellschaft" nicht-männlich.

Problematisch wird der Gleichstellungsfeminismus insofern, als er sich das Geschlechterverhältnis allein so wünscht, dass es Frauen keine Nachteile bereitet. Es handelt sich um eine egozentrische Urteilsform.

Sie nimmt Gleichstellung ausschließlich aus der Perspektive einer Seite wahr und blendet die umgekehrte Perspektive aus. (Es ist so, als ob Inge sagt: "Max ist mein Bruder", aber nicht "Ich, Inge, bin die Schwester von Max.")

An den Nachteilen des vorfindlichen Geschlechterverhältnis für die Männer und an seinen Vorteilen für die Frauen nimmt der Gleichstellungsfeminismus keinen Anstoß. Um "Gleichstellung" geht es ihm insofern nur recht relativ.