Gegenoffensive der Ukraine: "Es wird lang, es wird hart, es wird blutig"
Seite 4: Das Kämpfen (und Sterben) geht weiter
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Die Ukraine sendet stetig neue Lageberichte, die diesen Eindruck löschen sollen. Aktuell melden westliche Medien und Nachrichtendienste, dass die Armee der Ukraine ihre Angriffe im Süden des Landes wieder ausweite und eine neue Phase der Gegenoffensive begonnen habe.
Selbst russische Quellen sprechen von verstärkten Angriffen ukrainischer Truppen, die auch mit Leopard-Kampfpanzern ausgestattet seien. Sogar Wladimir Putin ging darauf am Rande des Russland-Afrika-Gipfels in St. Petersburg ein. Um gleich zu bekräftigen, dass die Ukraine an keinem Frontabschnitt Erfolge erziele.
Interessant ist in diesem Zusammenhang wieder der Hinweis von der Spiegel-Redaktion:
Seine Behauptungen konnten nicht unabhängig überprüft werden. Die Ukraine hat sich bislang nicht offiziell zum Verlauf ihres Vorstoßes geäußert. US-Medien hatten über den wichtigen Vorstoß, den die ukrainische Armee im Südosten unternimmt, berichtet.
Das bekannte Hin und Her einer sich widersprechenden Propaganda (s.o.)? Wer jetzt im Westen hofft, dass dies der große Durchbruch sei, sollte die deutlich relativierenden Hinweise aus den USA beachten. Die Washington Post z.B. stellt die Größe des ukrainischen Vorstoßes postwendend infrage.
Ihrem Bericht zufolge sei keinesfalls sicher, welches Ausmaß der Vorstoß der Ukraine im Südosten, über den die New York Times berichtet, tatsächlich sein wird. Ein US-Beamter äußerte sich dem Bericht zufolge zurückhaltend dazu, ob mit den Bewegungen der Hauptstoß der Gegenoffensive begonnen haben könnte. "Es besteht kein hohes Maß an Vertrauen, dass dies der große Schritt ist", sagte der Beamte.
Neben der New York Times und der Washington Post berichtet auch das US-Institut für Kriegsstudien (ISW) von einer bedeutenden ukrainischen Offensive im Westen des Gebietes Saporischschja. Allerdings warnt das Institut, zu hohe Erwartungen daran zu knüpfen, "die die ukrainischen Streitkräfte wahrscheinlich nicht erfüllen könnten". Das ISW gehe zwar weiter davon aus, dass die Ukraine bei ihren Gegenoffensiven erhebliche Fortschritte erzielen könne, aber über einen langen Zeitraum hinweg."1
Weiterhin keine Chance für Diplomatie
Dass die warnenden Stimmen aus Militärkreisen bei den Verantwortlichen in den USA, in Großbritannien und der EU auf Gehör stießen, lässt sich indes nicht ausmachen.
Unhinterfragt werden weiter Waffen an die Front geschickt. Die USA haben kurzfristig Munitionsnachschub im Wert von 1,35 Milliarden US-Dollar zugesagt, die EU will zusätzlich 25 Milliarden Euro über fünf Jahre zur Belieferung der Ukraine bereitstellen.
Die Idee, den sich ohne Aussicht auf eine positive Wendung hinziehenden Krieg einzustellen und in Verhandlungen mit dem Aggressor zu treten, hat noch niemand aus dem westlichen Lager aufgegriffen. Im Gegenteil, durch das Dekret des ukrainischen Präsidenten, jegliche Versuche zur Verhandlung unter Strafe zu stellen, und mit der Volte, den russischen Präsidenten zur internationalen Fahndung auszuschreiben, hat man weitere Steine in den diplomatischen Weg gestreut.
So überlässt man die Initiativen, für die Diplomatie zu werben, rechtspopulistischen Kräften oder denunziert jene, die man nicht recht(s) zuordnen kann, als Putin-Freunde oder Schlimmeres. Dass da Fragen offenbleiben, sollte niemanden wundern. Wie z.B.: Sich mit einem Peace-Zeichen in ukrainischen Farben schmücken und gleichzeitig immer mehr Sprengstoff für den Donbass fordern – wie geht das eigentlich zusammen?
Redaktionelle Anmerkung: In einer früheren Version dieses Textes hieß es, auf dem jüngsten Nato-Gipfel seien der Ukraine weitere 700 Milliarden Euro zugesagt worden. Richtig ist, dass es von der deutschen Bundesregierung eine Zusage über weitere 700 Millionen Euro gab. Wir haben die entsprechende Textstelle korrigiert und präzisiert.
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