Gegenoffensive der Ukraine: "Es wird lang, es wird hart, es wird blutig"
Seite 2: Die Methoden der Kriegspropaganda
Das klingt fies, sei aber im Krieg legitim, hat der Osnabrücker Historiker Christian Hardinghaus in einer aktuellen Publikation dargelegt. Danach sind
die Methoden der Kriegspropaganda (…) immer gleich, genau wie die Prinzipien. Jede Kriegspartei glorifiziert ihre eigene Seite, dämonisiert die andere und findet zielgerichtete Narrative, um Unterstützung für den Krieg zu finden. Darin unterscheiden sich Russland und die Ukraine nicht.
Wir dürfen nicht den Fehler machen und Propaganda immer nur der Seite zuordnen, die einen Krieg begonnen hat oder als schuldige angesehen wird. Propaganda kann man auch nicht mit Lüge gleichsetzen, sie ist ein fieses, aber legitimes Mittel psychologischer Kriegsführung – ein Begriff, mit dem der Begriff Propaganda bereits propagandistisch vermieden wird.
Neue Osnabrücker Zeitung
Beispielhaft entlarvt sich die propagandistische Doppelmoral an den neusten Erzählungen über Streuwaffen. Die von den USA an die Ukraine gelieferte Streumunition gilt als konventionell sauber. (Man führe ja genaue Protokolle über den Einsatz …), die von den Russen verwendeten Streubomben verstießen dagegen gegen jedes Recht.
Zur Erinnerung: Das Übereinkommen über die Ächtung von Streumunition ist ein am 1. August 2010 in Kraft getretener völkerrechtlicher Vertrag, den 111 Staaten unterzeichnet haben, USA, Russland und Ukraine nicht.
Auf Seriosität bedachte Medien wie das ZDF fügen zumindest Hinweise wie diese ihrer Berichterstattung zu: Angaben zum Verlauf des Krieges oder zu Opferzahlen durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Seite können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Das Leid an der Front
Aber was es wirklich bedeutet, als Kombattant in der Gegenoffensive kämpfen zu müssen, sieht und hört man dort nicht. Telepolis-Redakteur Thomas Pany nennt das den "blinden Fleck in der Debatte".
Auch bei Telepolis beschreibt der ukrainische Autor Andrii Vlasov ein zugefügtes Video, das von einer ukrainischen Drohne aufgenommen wurde:
Mitten auf einer grünen Wiese ist eine Gruppe ukrainischer Soldaten zu sehen, etwa zehn Mann und ein gepanzerter Mannschaftstransporter Bradley … Die Soldaten sind in einem Minenfeld gefangen und versuchen, im zu entkommen.
Mehrere Soldaten liegen im Feld, sie sind bereits schwer verwundet, offensichtlich von Minen gesprengt. Andere Soldaten versuchen in das verminte Gebiet vorzudringen, zu ihren Kameraden zu kriechen; um ihnen zu helfen, um sie zu evakuieren. Doch auch sie werden in die Luft gesprengt! Ein paar Schritte – eine Explosion, ein anderer Soldat geht ein paar Schritte – wieder eine Explosion.
Es ist gut zu sehen, wie nach den Explosionen die unteren Gliedmaßen der Soldaten zerfetzt sind, sie ziehen verzweifelt Aderpressen heraus, um die Blutung zu stoppen. Blut rinnt aus den abgetrennten Beinen. Einige Soldaten kriechen zum Panzerfahrzeug und klettern hinein, hinter ihnen eine breite Blutspur.
Es ist nur ein kurzes Video von einem winzigen Frontabschnitt. – Mehrere schwer verwundete ukrainische Soldaten in fünf Minuten.
Die Länge der Frontlinie beträgt etwa 1.500 Kilometer! Und die ist von den Russen nahezu flächendeckend vermint. Sie haben Verteidigungslinien aus schweren Befestigungen gebaut, tiefe Gräben, Unterstände und geschützte Gefechtsstationen für Kanonen und Granatwerfer.
Soldaten und Panzer, die zum Angriff übergehen, sind leichte Ziele für die zahlreichen russischen Geschütze. "Buchstäblich jeder Meter des befreiten Gebietes ist mit Blut getränkt" und unter großen Verlusten erkämpft worden, so Vlasov.
Etwas, was die USA geradezu einzufordern scheinen, wenn man US-amerikanischen Medien glauben soll, in denen Militärs anonym mit der Aufforderung zitiert werden, die Ukraine solle mehr auf "den menschlichen Faktor" setzen, als teure Militärtechnik opfern.
Bekannt sind die Befürchtungen in der Nato, die Russen könnten aus erbeuteten westlichen Kampfpanzern ihre Schlüsse ziehen und militärtechnisch aufholen.
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