Geklaut und zurückgeklaut: Das steckt hinter dem griechisch-iranischen Ölkrieg auf offenem Meer

Seite 3: Griechische Tanker im Iran: Was macht er "berechenbare Verbündete"?

"Piraterie gegen … Piraterie", betitelte Marios Dionellis einen Kommentar in der regierungskritischen Zeitung EfSyn. Er beschreibt das Drama der Angehörigen der in der Gewalt der iranischen Behörden befindlichen griechischen Seeleute und zitiert einen Verwandten des zweiten Ingenieurs, Manolis Vevaiakis, vom Tanker "Prudent Warrior".

Wir hoffen, dass alle so schnell wie möglich zurückkommen. Wir sorgen uns um Manolis und können nicht verstehen, warum er plötzlich zur Geisel in der Hand einer fremden Regierung wurde.

Die "Prudent Warrior" wurde ebenso wie die "Delta Poseidon" festgesetzt. Die "Armee der Wächter der iranischen Revolution", so der offizielle Name der berüchtigten Einheit, hält die Besatzung auf den Schiffen gefangen. Sie können zeitweise von ihren Mobiltelefonen Gebrauch machen, mit denen sie Kontakt zur Familie halten können. Dabei gaben sie an, gut behandelt zu werden.

Der Autor der nun EfSyn fragt sich, wer wohl den Mut habe, um den Angehörigen zu sagen, dass Griechenland in diese diplomatische und ökonomische Affäre geraten ist, weil die Regierung sich als besonders "berechenbarer Verbündeter" der USA erweisen wollte. Die Einstufung des "berechenbarer Verbündeten" stammt von Premierminister Kyriakos Mitsotakis selbst, der dies mehrfach in öffentlichen Stellungnahmen und Interviews betont hat.

Mitsotakis wartet im Gegenzug darauf, dass sich seine Verbündeten, die USA, für Griechenland einsetzen. Bislang wartet er vergeblich, sowohl, was den immer weiter eskalierenden Streit mit der Türkei und das Säbelrasseln in der Ägäis angeht, als auch bei anderen Problemen, wie aktuell dem Schicksal der beiden griechischen Schiffe und deren Besatzung.