Gene und kulinarischer Opportunismus
Seite 4: Diabetes, Übergewicht, Herzkrankheiten
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Man hätte meinen mögen, die Ankunft der Europäer, die Einführung der Kartoffel, des Hausschweins, und all der zivilisierten Paraphernalien des Jahres 1769 hätten die Bewohner dieser Pazifikinsel in Jubel ausbrechen lassen.
Was dagegen die Begegnung mit westlicher Ernährung den Maori Neuseelands und allen anderen Menschen ihrer ozeanischen Domäne beschert hat, ist Diabetes, Übergewicht, Herzkrankheiten. Und überdies— da man das Rauchen ebenfalls zu dieser Form der Ernährung dazuschlagen kann — den Lungenkrebs. Und selbstverständlich Geschlechtskrankheiten, TB, und andere tödliche Infektionen.
Fragt sich also, um jetzt mal bei der Milch zu bleiben, wozu man die "flüssige Kuh" überhaupt braucht, wenn man als Mensch die ersten zwei oder drei Jahre mit gesunder Muttermilch hinter sich gebracht hat?
Kulinarischer Opportunismus
Man braucht sie nicht, stellt ein nun schon 80jähriger Freund aus Österreich kategorisch fest, aber er wandelt dieses Statement auf Befragen ein wenig um und ab. Er schreibt mir: "Als Vegetarier werde ich scheel angesehen, da ich auf ausgewogene und entstehungsnahe Ernährung Wert lege, demnach zwar keine Milch, jedoch Milchprodukte zu mir nehme — Yoghurt, Sauermilch, Käse - und auch sonst Tierisches, nämlich Fisch und Ei. Also ichthyo-ovo-lacto-vegetarisch. Für Veganer ein Graus. Sehr konsequent allerdings: kein Fleisch. Auch weil ich nicht will, dass ein Lebewesen, das träumt, für mich umgebracht werden muss. Immerhin sagte der Internist, der nicht weiß, was ich esse, beim Anblick meiner Blutwerte, dass ich sehr gesund lebe. Ist in meinem Alter zwar eh schon wurscht (aus Soja, Lupinensamen oder Weizen), aber trotzdem angenehm, weil positiv."
Das klingt doch ganz okay, oder?
Ich selber bezeichne mich eher als "kulinarischer Opportunist", also ich bevorzuge es zwar vegetarisch, esse aber, was die Leute mir vorsetzen, wenn ich mal irgendwo eingeladen werde. Das ist allerdings nicht immer eine befriedigende Lösung, denn oft setzen einem die Gastgeber dann irgendwas Gruseliges vor, halbrohes Huhn oder gebratene Kaninchen, die sich von kleinen Rattenkadavern kaum unterscheiden. Auch Schweinskopfsülze macht mich nicht wirklich froh, weder zu Neujahr noch sonst einmal. Da verzichte ich lieber von Anfang an auf die Hauptmahlzeit und halte mich an die "Sättigungsbeilage."
Ich war auch schon bei einem Weihnachtsessen mit einer österreichischen Familie beisammen, zu dem auch ein jüdischer Freund der Family samt seiner chinesischen Bekannten eingeladen war. Was gab es da nun zu essen? Knödel und einen großen Schweinsbraten. Ich glaube, ein Salat war auch dabei. Ich stiefelte mit Messer und Gabel durch eine gigantische Schnittmenge Schweinefleisch, angereichert mit Bratensoße und Knödeln. Es war hervorragend gekocht und sehr wohlschmeckend, ohne Zweifel, aber Sie sehen sicher schon, wo das Problem liegt in so einer Konstellation. Nein, ich meine nicht, dass Senf und Ketchup fehlten.
Jetzt fragen Sie sich bestimmt: Verfolgt der Mann bei alledem irgendeine Grundthese — einen wichtigen oder richtigen Gedanken — den er uns nun gleich präsentieren wird? Oder geht es nun noch mal 20 Seiten im Schweinsgalopp kreuz und quer durch die Landschaft?
Das erfahren Sie demnächst in diesem Theater.
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