Gestern Weltrevolution, heute Stellenabbau

Ein Interview mit der MLPD zu Telekom-Personalchef Thomas Sattelberger, der seine Fähigkeiten, wie er sagt, in kommunistischen Organisationen wie dem Kommunistischen Arbeiterbund erworben hat

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Bei der Telekom trennt man sich derzeit gerne: Konzernchef Réné Obermann zum Beispiel öffentlich von seiner Ehefrau. Was die Kollegen betrifft, hat sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren von rund 100.000 Mitarbeitern getrennt, 50.000 wurden jüngst „ausgelagert“, um in einer Tochterfirma für weniger Geld länger zu arbeiten. Jetzt sind laut Presseberichten erneut 35.000 Telekom-Arbeitsplätze durch Verkauf von Tochtergesellschaften oder durch Umorganisation bedroht.

Stellenabbau, das ist bei der Telekom der Job von Thomas Sattelberger, Vorstand Personal und Arbeitsdirektor. Er verantwortet und gestaltet die „zukunftsfähige und strategische Ausrichtung der Personalarbeit“, wie es auf der Web-Seite des Unternehmens heißt. Dabei profitiert der 58-jährige Diplom-Betriebswirt auch von seiner Zeit, als er die Weltrevolution propagierte. Denn der heutige Top-Manager (FAZ: „Vollstrecker“) war einst glühender Kommunist, der eine Gruppe der Revolutionären Jugend/Marxisten-Leninisten gründete und schließlich Mitglied im Kommunistischen Arbeiterbund (KAB/ML) wurde, wie die Stuttgarter Zeitung berichtet.

Im Alter von 16 bis 23 Jahren war der Oberschwabe politisch „exzessiv“ als Vorkämpfer der APO in Stuttgart tätig und war schon mal mit „Mao-Tse-Tung“-Rufen aus einem Gerichtssaal gestürmt. Doch Sattelberger möchte diese Zeit nicht missen, konnte er doch die in der kommunistischen Organisation erworbenen Fähigkeiten wie „eiserne Selbstdisziplin“, der „Blick fürs Wesentliche“, seine „Energie“ und „Überzeugungskraft“ für die Karriere nutzen, so der Personalvorstand in einem Interview mit den „Stuttgarter Nachrichten“.

Zur selben Zeit, als Sattelberger bei Daimler-Benz seine Ausbildung zum Betriebswirt macht, ist dort auch Wolfgang Göller (57) tätig. Der Programmierer war damals auch in linken Organisationen tätig - und auch er hat Karriere gemacht, er ist heute in Gelsenkirchen Bundesgeschäftsführer der Marxistisch-Leninistischen Partei Deutschlands (MLPD), die schon mal auffällt, weil sie Millionenspenden erhält.

Herr Göller, haben Sie schon eine Anfrage der Telekom, die Managerschulung bei der MLPD durchzuführen?

Wolfgang Göller: Also da wüsste ich nicht davon, da müsste ich bei uns im Hause rumfragen.

Auch keine sonstigen Anfragen aus der Industrie zwecks Managerschulung?

Wolfgang Göller: Da geh ich mal 100-prozentig davon aus, dass so was nicht passiert.

Sie haben eine Million Euro an Spenden bekommen. War das der Herr Sattelberger?

Wolfgang Göller: Nein, nein, das war ein Bergmann, der geerbt hatte.

Also von dem Herrn Sattelberger haben Sie keine Spenden erhalten?

Wolfgang Göller: Also mir persönlich ist nichts davon bekannt, aber ich kann Ihnen da aus dem Stand keine rechtsverbindliche Auskunft geben.

Auch keine Spende von der Telekom?

Wolfgang Göller: Da bin ich mir persönlich ziemlich sicher.

Würden Sie denn den Herrn Sattelberger heute in der MLPD aufnehmen?

Ich kenne den Mann jetzt nicht, daher kann ich keine Auskunft darüber geben. Wenn einer Mitglied werden will, muss er sich bei einer Grundeinheit melden und praktische Kleinarbeit leisten und dafür eintreten, dass es den kleinen Leuten besser geht.

Was müsste so ein Vorstandsmitglied an Parteibeitrag zahlen?

Wolfgang Göller: Bei uns ist das nach Einkommen gestaffelt, ich kann Ihnen das gerne zufaxen.

Stimmt es denn, dass man sich in so einer revolutionären Partei Eigenschaften wie Selbstdisziplin, Blick fürs Wesentliche, Energie und Überzeugungskraft aneignet? Wäre das nicht auch was für Hartz-IV-Empfänger?

Wolfgang Göller: Unsere Partei besteht ja zu 90 Prozent aus Arbeitern und kleinen Angestellten, und natürlich ist auch ein entsprechender Anteil von Hartz-IV-Betroffenen dabei.