Giftgas in Syrien: BBC gesteht Fake News ein

Seite 3: Bellingcat blamierte sich mit Bericht über OPCW und Syrien

Im November vergangenen Jahres erst hatte sich die auch von Nato-Mitgliedsstaaten finanzierte Internetseite Bellingcat in den Disput eingemischt – und offenbar schwer blamiert.

Bellingcat veröffentlichte damals einen angeblich geleakten Brief des OPCW-Generaldirektors Fernando Arias an einen der beiden ehemaligen Chemiewaffen-Inspekteure, die den Douma-Bericht beanstandet und später Informationen der Öffentlichkeit zugängig gemacht hatten.

Der Auszug eines maschinellen Schreibens, das in fünf Absätzen einige Thesen der umstrittenen Douma-Berichte wiederholt, belege, "dass ein Chemiewaffenangriff stattgefunden hat" und "dass jede Vorstellung einer Vertuschung durch die OPCW falsch ist", während "die Organisation entsprechend ihrem Mandat gehandelt hat", so Bellingcat.

Das Problem war aber nicht alleine, dass der geleakte Text eine solch weitreichende Interpretation gar nicht zuließ. Das Problem war auch nicht nur, dass Bellingcat in einem anonymen Text den bisher namentlich nicht bekannten Inspekteur "Alex" mit vollem Namen nannte. Das eigentliche Problem war, dass das angebliche Schreiben von Arias an den ehemaligen OPCW-Inspekteur nie abgeschickt worden war.

Nach Angaben von Bellingcat, dessen Rechercheure in der Vergangenheit auch mit dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel zusammengearbeitet haben, wurde der Brief "im Juni 2019 von mehreren Mitgliedern der OPCW verfasst" und dann von Arias an den ehemaligen Inspekteur Brendan Whelan versandt.

Diese Behauptung war aber falsch, wie das englischsprachige Online-Portal Grayzone zuerst berichtete: Arias sandte im Juni 2019 zwar ein Schreiben an Whelan. Es ist aber nicht der Brief, den Bellingcat veröffentlichte.

Dies konnte damals auch Telepolis über eigene Quellen bestätigen. Tatsächlich enthält Arias' Brief keinen einzigen Satz des Schreibens, das Bellingcat veröffentlichte.

Nachfragen von Telepolis, ob Bellingcat die Echtheit des Dokuments überprüft hat, ließ das Portal damals unbeantwortet, ebenso wie zuvor im Fall von Grayzone. Auch die Pressestelle der OPCW reagierte nicht auf ein entsprechendes Auskunftsgesuch von Telepolis.