Global 2000 bis heute: Wohlstand im Licht der Bevölkerungsprognosen

Moderne Stadt symbolisiert Wohlstand und Bevölkerungswachstum

Die Dynamik des Reichtums und Bevölkerungswachstums in einer modernen urbanen Landschaft.

(Bild: KI-generiert)

Wohlstand wird oft mit Zahl der Erdenbürger verknüpft. Entspringt er einer gesellschaftlichen Planung oder dem Eigennutz, wie Libertäre meinen? (Teil 2 und Schluss)

Die bis zu ihrer Gründung zurückreichende Verflechtung der Vereinten Nationen mit Plänen und Maßnahmen zur Geburten- und Bevölkerungskontrolle hat Telepolis an anderer Stelle ausführlicher beschrieben. Heute beteuern die UN, die Forderungen der Weltbevölkerungskonferenz von Kairo 1994 zu erfüllen, die folgende Maßnahmen umfassen:

Senkung der Müttersterblichkeit, Verhütung und Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten, einschließlich HIV/AIDS, Verhütung und Behandlung von unsicheren Schwangerschaftsabbrüchen und vor allem die Stärkung der Rolle der Frau.

C. Alison McIntosh, Jason L. Finkle: The Cairo Conference on Population and Development: A New Paradigm?, Juni 1995

Neben das "traditionelle" bevölkerungspolitische Bemühen der UN ist in den vergangenen Jahren aber auch eines getreten, welches erneut das Wachstum als solches problematisiert – so wie es bereits 1972 im Limits-to-Growth-Bericht des Club of Rome (CoR) problematisiert wurde, dessen Erbe in Deutschland etwa vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und seinem ehemaligen Direktor Hans Joachim Schellnhuber, aber auch der Transformationsexpertin Maja Göpel oder dem Informatiker Franz-Josef Radermacher angetreten wird.

De-Growth und Bevölkerungswachstum: Neue Perspektiven

Der Paradigmenwechsel mag damit zusammenhängen, dass eine unter vielen Prognosen einer Studie von 1980 mit dem Namen "Global 2000", gleichsam dem ausführlicheren Nachfolger der Limits to Growth, nicht eingetroffen ist. Sie lautete folgendermaßen:

Bei den derzeitigen und prognostizierten Wachstumsraten würde die Weltbevölkerung bis zum Jahr 2030 zehn Milliarden erreichen und sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts 30 Milliarden nähern. Diese Zahlen entsprechen weitgehend den Schätzungen der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA über die maximale Kapazität der gesamten Erde. [...] Das Bevölkerungswachstum wird im Jahr 2000 um 40 Prozent höher sein als 1975.

Gerald O. Barney: Global 2000

Jener Prognose war offenbar auch die vom CoR geteilte malthusianische Überzeugung eingeschrieben, dass eine lineare ansteigende Ressourcenverfügbarkeit nicht mit einem exponentiellen Bevölkerungswachstum wird schritthalten können. Mehr als 40 Jahre nach der Prognose hält das Portal "Our World in Data" stattdessen fest:

Die Wachstumsrate der Weltbevölkerung hat vor langer Zeit ihren Höhepunkt erreicht. Die [nebenstehende] Grafik zeigt, dass das globale Bevölkerungswachstum in den Jahren 1962 und 1963 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 2,2 % seinen Höhepunkt erreichte; seitdem hat sich das Wachstum der Weltbevölkerung jedoch halbiert.

Im letzten halben Jahrhundert haben wir in einer Welt gelebt, in der die Bevölkerungswachstumsrate zurückgegangen ist. Die UNO geht davon aus, dass sich dieser Rückgang in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen wird. Eine häufige Frage, die uns gestellt wird, lautet: Wächst die Weltbevölkerung exponentiell? Die Antwort ist nein.

Max Roser, Hannah Richie: How has world population growth changed over time?, Our World in Data, 1. Juni 2023

Wo die Bevölkerungszahl kein Problem mehr darstellt, bleibt es hingegen das ökonomische Wachstum, oder: der materielle Wohlstand. So heißt es in einem UN-Bericht vom Februar 2022:

Umweltschäden entstehen oft durch wirtschaftliche Prozesse, die zu einem höheren Lebensstandard der Bevölkerung führen, insbesondere wenn die vollen sozialen und ökologischen Kosten, wie z. B. Schäden durch Umweltverschmutzung, bei wirtschaftlichen Entscheidungen über Produktion und Verbrauch nicht berücksichtigt werden. Das Bevölkerungswachstum verstärkt diesen Druck noch, da es die wirtschaftliche Gesamtnachfrage erhöht. Die Länder, die am meisten zu nicht nachhaltigen Produktions- und Konsummustern beitragen, sind jedoch in der Regel diejenigen, in denen das Pro-Kopf-Einkommen hoch ist und die Bevölkerung, wenn überhaupt, nur langsam wächst, und nicht diejenigen, in denen das Pro-Kopf-Einkommen niedrig ist und die Bevölkerung schnell wächst.

Policy Brief No. 130, Hauptabteilung Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen, 26. Februar 2022

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