Global Peace Index: Seit 2008 wurde die Welt weniger friedlich
Europa ist die friedlichste Region, Afghanistan, Syrien oder Irak, in denen die USA militärisch interveniert haben, stehen am Ende der Skala
Die Welt soll seit 2013 ein kleines bisschen friedlicher geworden sein, auch wenn die den Konflikten zugrundeliegenden Probleme meist nicht gelöst wurden. Sagt der Global Peace Index (GPI), den das australische Institute for Economics & Peace (IEP) seit 2008 erstellt. 86 Länder hätten sich in den letzten 5 Jahren verbessert, 79 verschlechtert, aber gegenüber 2008 ist es weiter bergab gegangen, auch wenn die Militärausgaben in Relation zum BIP und die Zahl der Soldaten zurückgegangen seien. Der Trend spiegelt sich auch darin, dass global Traurigkeit, Angst und Stress seit 2008 deutlich zugenommen haben sollen.
Europa ist die friedlichste Region, der Nahe Osten und Nordafrika sind die am wenigsten friedlichen Regionen, obwohl es dort auch ein weniger friedlicher geworden sei. Was mit dem Bild nicht ganz zusammenstimmt, ist das Wettrüsten, das weltweit, aber vor allem zwischen den USA, Russland und China auch bei Atomwaffen, voranschreitet und die Welt deutlich unsicherer macht. Allerdings hält der Bericht fest, dass die Militarisierung in Israel am stärksten ausgeprägt ist, gefolgt von Russland, den USA, Nordkorea und Frankreich. Überdies hätten Maßnahmen zur positiven Friedenssicherung abgenommen, was in den nächsten Jahren zu einer Verschlechterung der Lage führen könne. Deutschland wird auf Platz 22 gelistet, die USA auf Platz 128, Russland noch nach der Türkei und Pakistan auf 154 vor dem Kongo und Libyen.
Island ist das friedlichste Land, Afghanistan das am wenigsten friedliche
Zusammengestellt wird der Index anhand zahlreicher Größen, neben bestehenden Konflikten, Terrorismus und Militärausgaben fließen darin auch die Zahl der Schusswaffen, der Morde, der Flüchtlinge und der Gefängnispopulation sowie die wirtschaftlichen Folgen von Gewalt und der Klimaerwärmung ein. Letztere führt nicht nur zur Migration, sondern auch zu Konflikten. Betroffen davon sind vor allem der asiatisch-pazifische Raum, Afrika südlich der Sahara sowie der Nahe Osten und Nordafrika. Die Folgen der Klimaerwärmung betreffen fast eine Milliarde Menschen und würden in den nächsten 10 Jahren mit am stärksten den Frieden gefährden. Schon 2017 seien 61,5 Prozent der Vertreibungen mit der Klimaerwärmung verbunden gewesen, dagegen 38,5 Prozent mit bewaffneten Konflikten.
Der Index zeigt eine seit 2010 wachsende Kluft zwischen den Ländern, die am wenigsten friedlich sind und sich weiter verschlechtern, und denjenigen, die am friedlichsten sind und sich verbessern. Wenig verwunderlich ist, dass in den friedlichsten Ländern auch die Lebenszufriedenheit, das Freiheitsgefühl und das der Anerkennung und Sicherheit höher ist.
Nach dem Index ist Island das friedlichste Land, danach folgen Neuseeland, Portugal, Österreich, Dänemark, Kanada, Singapur, Slowenien, Japan und die Tschechische Republik. Die größten Zuwächse an Friedlichkeit soll es in Russland und Eurasien, aber dann auch im Nahen Osten und Nordafrika gegeben haben. Auch wenn hier weiter gekämpft und bombardiert wird und das Kriegsrisiko hoch ist, sei die Zahl der Kriegsopfer gefallen, vor allem in Syrien und der Ukraine, aber auch die der Terroranschläge. Schlechter sieht es nach dem Index in Nord- und Südamerika aus. Besonders verschlechtert hat sich die Friedlichkeit in Mittelamerika und der Karibik, wo es die Menschen deswegen in die Migration drängt und die USA die Grenzen zu schließen versuchen. In Südamerika wächst die politische Instabilität wie in Nicaragua, Venezuela oder Kolumbien, in den USA oder Brasilien nahmen die politische Polarisation, die Morde oder Gewaltverbrechen zu.
Festhalten lässt sich, dass dort, wo die USA mit einer Koalition der Willigen militärisch interveniert sind oder eine Kriegspartei unterstützen, die Zustände am schlechtesten sind. Afghanistan, in das Deutschland Flüchtlinge abschiebt, ist jetzt das am wenigsten friedliche Land der Welt, letztes Jahr war es noch Syrien. Mit Afghanistan haben die USA den "Krieg gegen den Terror" begonnen, der auch nach 18 Jahren dort anhält und die Macht der Taliban wieder gestärkt hat. Nach Syrien werden Südsudan, der Jemen und Irak als die am wenigsten friedlichen Länder gelistet. Sieht man nur auf Europa, so bestätigen sich auch hier die negativen Folgen der militärischen Intervention. Schlusslicht ist hier natürlich die Türkei, danach folgt der Kosovo. Nach dem Nato-Krieg 1999, an dem sich die damalige rot-grüne Regierung beteiligt hatte, und der umstrittenen Unabhängigkeitserklärung 2008 ist das Land auch 20 Jahre später nicht stabil geworden, weiterhin ist die Nato mit der KFOR-Mission im Kosovo tätig.
Das Vertrauen in mächtige Länder ist seit 2008 gefallen. Vor allem hat es Trump geschafft, dass das Vertrauen in die US-Regierung 2017 abgestürzt ist, sehr viel stärker als das in die russische, chinesische oder deutsche Regierung. Jetzt vertrauen mehr Menschen der chinesischen Führung als der amerikanischen. Die Zustimmung zur russischen Regierung hat in Russland, Eurasien, in Afrika südlich der Sahara und Nordamerika abgenommen, aber in Asien zugenommen. Seit 2014 nahm die Zustimmung zu, liegt aber noch unter den der anderen Großmächte. China kommt am besten in Afrika südlich der Sahara an, sein Ansehen ist aber in Teilen Asiens wie Vietnam, dem Nahen Osten und Nordafrika gesunken, während es in Europa leicht gestiegen ist.
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