Globale Konflikte 2024: Wenn die Welt in Flammen steht

Ukrainischer Soldat mit Drohne im Hintergrund an der Front.

Ukrainischer Soldat mit Drohne im Hintergrund an der Front. Bild: armyinform.com.ua

Die Welt erlebt eine dramatische Zunahme bewaffneter Konflikte. Mehr als 92 Länder sind in Konflikte im Ausland verwickelt. Was bedeutet das für die globale Sicherheit?

Die Kriege Russlands in der Ukraine sowie Israels in Gaza und dem Libanon ziehen zu Recht in den USA und Europa die Aufmerksamkeit auf sich, weil der Westen stark darin involviert ist und die Gefahr einer Eskalation in Richtung Weltkrieg besteht. Doch dabei geht unter, dass die Welt insgesamt immer mehr von Konflikten heimgesucht wird.

Die wuchernde Konfliktzone

Einem neuen Bericht zufolge ist der Anteil der Welt, der von Konflikten beherrscht wird, in den letzten drei Jahren um 65 Prozent gestiegen – das entspricht fast dem Doppelten der Größe Indiens.

In der Ukraine, in Myanmar, im Nahen Osten und in einem "Konfliktkorridor" um die afrikanische Sahelzone haben sich Kriege und Unruhen seit 2021 ausgeweitet und verschärft, so der jüngste Conflict Intensity Index (CII), der von dem Risikoanalysten Verisk Maplecroft veröffentlicht wurde.

Die Autoren der Studie sprechen davon, dass umgerechnet 6,15 Millionen Quadratkilometer von Kämpfen zwischen oder innerhalb von Staaten beherrscht werden, was bedeutet, dass 4,6 Prozent der Landmasse der Welt jetzt in Konflikten gefangen sind, verglichen mit 2,8 Prozent im Jahr 2021.

Zugleich ist die Zahl der Todesopfer in Konflikten um 29 Prozent gestiegen ist. In insgesamt 27 Ländern, darunter Ecuador, Kolumbien, Indien, Indonesien und Thailand, hat sich das Risiko seit 2021 deutlich erhöht.

92 Länder involviert in Konflikten

Insbesondere in der Sahelzone und am Horn von Afrika, in einer Zone von Mali bis Somalia, habe sich die Gewalt in den letzten drei Jahren verdoppelt. Dem Bericht zufolge sind 86 Prozent von Burkina Faso in einen Konflikt verwickelt, während es im Sudan und in Äthiopien zu massiven Gewaltausbrüchen gekommen ist.

Der Global Peace Index kam Mitte des Jahres bereits zu dem Ergebnis, dass es derzeit 56 Konflikte auf der Welt gäbe, so viele wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Sie sind zudem internationaler geworden. 92 Länder sind in Konflikte außerhalb ihrer Grenzen verwickelt, so viele wie nie zuvor seit Bestehen des Friedensindex.

Die steigende Zahl kleinerer Konflikte erhöhe zudem die Wahrscheinlichkeit, dass es in Zukunft zu größeren Konflikten kommt. Im Jahr 2019 wurden beispielsweise Äthiopien, die Ukraine und der Gazastreifen als kleinere Konflikte eingestuft.

Der menschliche Tribut, den Konflikte fordern, sei alarmierend. Im vergangenen Jahr wurden bereits 162.000 konfliktbedingte Todesfälle verzeichnet. Das war die zweithöchste Zahl in den letzten 30 Jahren, wobei die Konflikte in der Ukraine und im Gazastreifen für fast drei Viertel der Todesfälle verantwortlich waren.

200.000 Tote

Laut einer Auswertung von Armed Conflict Location and Events Data (ACLED) könnte die Zahl der weltweiten Konflikttoten bis Ende diese Jahres nun die Marke von 200.000 überschreiten und damit seit 2021 um fast ein Drittel steigen. Die Vereinten Nationen schätzten außerdem, dass die Zahl der durch Konflikte, Gewalt oder Verfolgung vertriebenen Menschen mehr als 120 Millionen in diesem Jahr betragen wird (Stand Ende April 2024). Davon sind vor allem Kinder betroffen.

Die weltweiten wirtschaftlichen Auswirkungen von Gewalt beliefen sich im Jahr 2023 auf 19,1 Billionen Dollar oder 2.380 Dollar pro Person. Das ist ein Anstieg um 158 Milliarden Dollar, der vor allem auf einen Anstieg der konfliktbedingten Verluste an Wirtschaftskraft um 20 Prozent zurückzuführen ist.

Die jüngste UN-Schätzung geht davon aus, dass allein der Krieg in der Ukraine direkte Schäden in Höhe von 152 Milliarden US-Dollar verursacht hat und die Kosten für den Wiederaufbau fast 500 Milliarden angewachsen sind. Die Kosten für den Wiederaufbau des Gazastreifens werden auf über 80 Milliarden Dollar geschätzt.

Hugo Brennan, Forschungsdirektor bei Verisk Maplecroft, sagte dem britischen Guardian, dass die jüngsten Konflikte weitreichende Auswirkungen auf Unternehmen, das Wirtschaftswachstum und die Lebensmittelsicherheit weltweit hatten, wobei die Lieferketten gestört wurden durch Russlands Einmarsch in die Ukraine, der die Getreideexporte in den Nahen Osten und nach Afrika gefährdete, und durch Angriffe der Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf die Schifffahrt im Roten Meer. Das beträfe auch die westlichen Industrienationen.