Großbritannien baut Nationale Gendatenbank aus

Zur Abschreckung von Spuckangriffen auf das Zugpersonal wird die Spucke der Täter gesammelt und das DNA-Profil in der Gendatenbank für Straftäter ungegrenzt lange gespeichert

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In Großbritannien müssen Zugfahrer demnächst aufpassen, wenn sie, wie es dort häufiger gemacht zu werden scheint, wieder einmal aus Zorn einen Schaffner anspucken. Die werden jetzt nämlich bei der Bahngesellschaft Central Trains in England und Wales mit einem Set zum Einsammeln von Speichelproben für eine Genanalyse ausgestattet.

Großbritannien ist das Land mit der höchsten Dichte an Überwachungskameras. Auch hinsichtlich der Einrichtung und Erweiterung von Datenbanken mit Genanalysen zur Identifizierung von Tätern ist man vorbildhaft. Ein hoher britischer Polizist ist bereits mit dem Vorschlag aufgetreten, allen Menschen, am besten schon bei der Geburt oder bei der Einreise ins Land, eine Probe abzunehmen, um die genetische Identität zum Vergleich verfügbar zu haben. Immerhin sind in der Datenbank schon die Profile von zwei Millionen Menschen enthalten. Bislang dürfen nur Genproben von denjenigen gemacht und gespeichert werden, die wegen einer Straftat verurteilt wurden. Ein schon länger anstehendes Gesetz der Regierung sieht vor, dass jeder, der einer Tat beschuldigt wird, in die Gendatenbank aufgenommen werden soll (Britische Regierung will Nationale Gendatenbank der Polizei erweitern).

Der Vorschlag nach der Speicherung von Gen-Profilen aller Bürger kam trotz fortschreitender Erweiterung der Personengruppen, deren DNA-Identität gespeichert wird, wohl etwas zu früh. Möglicherweise gehen Entwicklungen aber andere Wege, um zum selben Ergebnis zu führen. Speichelproben, Haare oder auch Hautreste, die bei Fingerabdrücken zurückgelassen werden, reichen mittlerweile dazu aus, eine Genanalyse durchzuführen.

Zunächst einmal sollen die Speichelproben zur Genanalyse, wie der Telegraph berichtet, auch nur dazu dienen, den angeblichen Anstieg von Spukattacken in den britischen Zügen zu bekämpfen. Letztes Jahr habe es 38 derartige Spuckattacken gegeben, ein Drittel gegen das Fahrpersonal gerichtet, ein Anstieg um 10 Prozent. Rechtlich kann man gegen die Täter nämlich kaum etwas machen, weil bislang oft genug nur Aussage gegen Aussage stand oder der Täter verschwunden war. Mit der Speichelprobe würde der Täter aber nun weitgehend zweifelsfrei identifiziert und dann auch zu einer Strafe verurteilt werden können. In Schottland habe man bei Scotrails bereits seit März einen Test durchgeführt und drei positive Identifikationen erzielt. Zwei Prozesse sind am Laufen.

Daher kriegen nun erst einmal die auch mit Handys ausgestatteten Schaffner der Central Trains, die die Vorhut spielen, die Sets, die Handschuhe, einen Beutel und zwei sterile Tupfer enthalten. 2.000 dieser Sets wurden bestellt. Die Täterspucke wird der British Transport Police zur Analyse übergeben. Die aber gleicht die Proben in der britischen DNA-Datenbank gleich schon einmal ab, um zu sehen, ob sie einem gesuchten Straftäter entspricht. Ansonsten wird das Genprofil gespeichert und erweitert so den Umfang der Datenbank.

"Die Menschen denken", so ein Sprecher der British Transport Police, "dass Genanalysen mit schweren Verbrechen verbunden seien, aber da die Kosten herunter gehen, können sie nun auch bei weniger schweren Straftaten eingesetzt werden." Der Vorteil sei, dass man den Täter nicht an Ort und Stelle erwischen müsse, weil man ihn eventuelle auch mit dem Abgleich in der Gendatei identifizieren könne. Angeblich dient die Aufbewahrung der Genprobe zur Abschreckung der Spucktaten, aber einmal vorhanden, ist sie natürlich auch für andere Zwecke verwendbar: "Es geht nur darum, die Strafverfolgung zu ermöglichen und die Botschaft zu verbreiten, dass die DNA derjenigen, die auf Zugpersonal spucken, für immer gespeichert wird."