Grünes Licht

Irak: Laserwaffen für US-Checkpoints

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Durchschnittlich acht Mal am Tag eröffnen US-Soldaten an Straßen-Checkpoints im Irak das Feuer auf Fahrer und Insassen von entgegenkommenden Autos, die ihr Tempo augenscheinlich nicht genügend drosseln. Das Risiko, dass im schnell heran nahenden Auto feindliche Guerillas sitzen, ist hoch, ebenso der immense Druck, der auf den Soldaten lastet (vgl. Kommunikationsprobleme beim US-Militär), die innerhalb von kürzester Zeit die richtige Entscheidung treffen müssen.

Denn auch das Risiko, dass im Auto, das beschossen wird, harmlose, unbeteiligte Zivilisten sitzen, ist sehr hoch und Fehleinschätzungen viel zu häufig. Spektakuläre Fälle (vgl. Das befreite Opfer wird zum Opfer der Befreier) sorgten für weltweites Aufsehen und Diskussionen. Nun verkündet das Pentagon freudig eine technische Lösung für das Dilemma der amerikanischen Soldaten an irakischen Straßenkontrollpunkten - einen „Meilenstein in der Geschichte der nicht-tödlichen Waffen“.

Wie die Los Angeles Times meldete, sollen jetzt tausende Laser-Geräte, die an M-4 Gewehre gesteckt werden, von der US-Armee in einem „Pilotprojekt“ im Irak eingesetzt werden. Die Zeitung berichtet bereits von ersten Anwendungen im Irak. Mit einem intensiven grünem Lichtstrahl sollen die Laseraufsätze, genannt "the green beam designator", die entgegenkommenden Fahrer blenden und vorübergehend erblinden lassen.

Ich bin davon überzeugt, dass dies einen großen Unterschied machen wird, was die Vermeidung von solchen Konfrontationen angeht. Ich verspreche niemand – niemand – wird dies ignorieren können.

Generalleutnant Peter Chiarelli

So enthusiastisch sich der US-Army-Kommandeur der „day-to-day“-Operationen im Irak gegenüber der neuen Laserwaffe zeigt, so skeptisch sind die Kritiker von Menschenrechtsorganisationen. Sie protestieren gegen den Einsatz der Waffe und führen die Genfer Konvention an, die den Gebrauch von Laserwaffen bannt, welche den Gegner blind machen.

Human Rights Watch glaubt nicht, dass die Waffe, die im Irak eingesetzt werden soll (eine schwächere Version von bereits getesteten, aber nicht im Kampf eingesetzten Laseraufsätzen), nur die harmlosen kurzzeitigen Wirkungen hat, wie das Pentagon behauptet. Vielmehr soll auch sie zu langfristigen Schädigungen des Augenlichts führen. Der Leiter, der für Waffen zuständigen Abteilung von Human Rights Watch, Steve Goose, verlangt von der amerikanischen Regierung eine Bestätigung, dass die Genfer Konvention nicht verletzt wird, und von der Waffe keine dauerhafte Blindheit verursacht wird, weil von zu nah oder mit größerer Stärke „geschossen“ wird.

Nach Angaben des Herstellers, so die LA-Times, hat eine Analyse durch ein „military standards panel“ erbracht, dass der Laser für die Augen schädlich sein könnte, wenn sein Strahl aus etwa 68 Metern (75 Yards) oder näher abgegeben wird.

Doch mit dieser Angabe zeigen sich auch Widersprüche, denn an andere Stelle des Berichts wird der Leiter der Entwicklungsabteilung des Herstellers B.E. Meyers & Co, David Shannon, zitiert, der am Telefon folgende Angaben machte: Die Anwendung von stärkeren Laserwaffen würde selbst im Krieg „grausam und ungewöhnlich“ sein, aber der Green Beam Designator sei deutlich sicherer, vor allem, wenn man bei der richtigen Ausbildung darauf achte, dass die Anwendung auf Ziele innerhalb von 75 Yards begrenzt werde.

Mit etwa 300 Metern gibt man die Reichweite des Lasers an, der vor allem zur Abschreckung eingesetzt werden soll. Gesehen wird der grüne Strahl auf eine Entfernung bis zu mehr als zwei Meilen, in der bildhaften Sprache eines Angestellten der Produktionsfirma soll es etwa so sein, als ob man direkt in die Sonne sehen würde. Tests in Camp Victory, dem Hauptquartier des amerikanischen Militärs in der Nähe von Bagdad, bei denen ein Laserstrahl in den Korridor einen Gebäudes angefeuert wurde, zeigten, dass die Reflexionen der Strahlen vom gefliesten Boden den Beobachtern, die dem Strahl nicht direkt ausgesetzt waren, „minutenlang“ die Sterne vor Augen tanzen ließen.

Man hofft demnach, dass den Lenkern von verdächtigen Fahrzeugen das richtige Licht aufgeht, bevor andere Waffen zum Einsatz kommen. Den Kritikern der Laserwaffe, die nach jahrzehntelanger Entwicklung vom Joint NonLethal Weapons Directorate des Pentagon (vgl. Mikrowellenwaffe für den Irak) zum Test freigegeben wurden, hält General Chiarelli entgegen:

I have no doubt, that bullets are less safe.

Wie ein Sprecher des Pentagon, Lt. Col. Barry Venable, Reuters mitteilte, wisse er nicht genau, wie lange, die vom grünen Laser-Licht bestrahlten an "optical incapacitation" leiden würden. Außerdem gab er vor, keine Kenntnis davon zu haben, wie verbreitet die Anwendung des „Lasergeräts“ im Irak sei.