Handysucht kostet Ihren Job: Warum Ihr Chef Sie zum Abschalten zwingen sollte

Mann schaut während der Arbeit verärgert auf sein Smartphone.

(Bild: voronaman / Shutterstock.com )

Handysucht gefährdet Karrieren. Studie zeigt: Weniger Smartphone macht glücklicher und produktiver bei der Arbeit. Doch wie genau wirkt sich das aus?

Mehr als drei Stunden täglich schauen die Deutschen im Durchschnitt auf ihr Smartphone. Wer dies täglich eine Stunde weniger tut und sich stattdessen 30 Minuten mehr bewegt, tut nicht nur seiner Gesundheit etwas Gutes, sondern ist auch zufriedener und motivierter bei der Arbeit. Das zeigt eine neue Studie der Ruhr-Universität Bochum, die in der Fachzeitschrift Acta Psychologica veröffentlicht wurde.

Smartphone-Diät und Sport: So verbessern Sie Ihre Work-Life-Balance

Die Forschergruppe um Julia Brailovskaia untersuchte 278 Berufstätige aus verschiedenen Branchen über einen Zeitraum von drei Wochen. Die Probanden wurden in vier Gruppen aufgeteilt: Eine Gruppe reduzierte ihre private Smartphone-Nutzung um eine Stunde pro Tag, eine zweite Gruppe erhöhte ihre tägliche körperliche Aktivität um 30 Minuten, eine dritte Gruppe kombinierte beides und eine Kontrollgruppe änderte ihr Verhalten nicht.

Die Ergebnisse waren beeindruckend: Sowohl die Reduktion der Smartphone-Nutzung als auch die Kombination aus weniger Smartphone und mehr Bewegung führten zu einem deutlichen Anstieg der Arbeitszufriedenheit, der Arbeitsmotivation und der Work-Life-Balance. Gleichzeitig verringerte sich das Gefühl der Arbeitsüberlastung.

Die Forscher erklären die Zusammenhänge wie folgt: Viele nutzen das Smartphone auch während der Arbeit für private Zwecke. Das lenkt ab, Konzentration und Leistung lassen nach. Zeitdruck entsteht, Fehler passieren. Das kann zu Konflikten mit Kollegen und Chefs führen.

Häufiges Scrollen auf dem Smartphone in der Freizeit belastet zudem private Beziehungen. Beides drückt auf die Stimmung und das Selbstwertgefühl. Viele flüchten sich dann noch mehr ins Smartphone – ein Teufelskreis. Der Zwang, die Nutzung zu reduzieren, kann diesen durchbrechen.

Arbeitgeber aufgepasst: kostengünstige Wege zur Mitarbeitermotivation

Mehr Bewegung setzt zudem Glückshormone frei und baut Stress ab. Beides steigert die Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden. Schon kleine sportliche Erfolgserlebnisse stärken das Selbstbewusstsein.

"Diese Faktoren sind bedeutend für die Produktivität eines Unternehmens", erklärt Studienleiterin Brailovskaia. Die Forscherin sieht in den Ergebnissen einen einfachen und kostengünstigen Weg, die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern.

Neben den positiven Auswirkungen auf die Arbeit zeigte sich auch eine Verbesserung der psychischen Gesundheit: Depressive Symptome nahmen ab, während das Gefühl der Kontrolle und die positive psychische Gesundheit zunahmen. Besonders stark waren die Effekte in der Gruppe, die sowohl das Smartphone weniger nutzte als auch mehr Sport trieb.

Die Studie liefert damit wichtige Erkenntnisse für Arbeitgeber, die oft viel Geld in aufwendige Trainingsprogramme investieren, um die Zufriedenheit und Motivation ihrer Mitarbeiter zu steigern. Die Forscher schlagen vor, die bewusste Reduktion der Smartphone-Nutzung und die Steigerung der körperlichen Aktivität als kostengünstige Ergänzung oder sogar Alternative zu bestehenden Programmen in Betracht zu ziehen.

Brailovskaia betont: "Eine bewusste und kontrollierte Reduktion der nicht-arbeitsbezogenen Smartphone-Nutzungszeit könnte in Kombination mit mehr körperlicher Aktivität die Arbeitszufriedenheit und die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden verbessern."

Die Forscher empfehlen Unternehmen daher, ihren Beschäftigten eine freiwillige "Smartphone-Diät" in Kombination mit mehr Bewegung als "Challenge" anzubieten. Die positiven Erfahrungen könnten zu neuen Gewohnheiten führen und langfristig die Arbeitsqualität und Produktivität steigern.

Grenzen der Studie: Was bei der Interpretation zu beachten ist

Allerdings weisen die Wissenschaftler auch auf die Grenzen ihrer Studie hin: Die Interventionsphase dauerte nur eine Woche, die Nachuntersuchung nur zwei Wochen. Längerfristige Effekte müssen noch untersucht werden. Zudem war die Stichprobe relativ jung und bestand ausschließlich aus Kaukasiern, was laut Studie die Übertragbarkeit auf die allgemeine Erwerbsbevölkerung einschränkt.

Trotz dieser Einschränkungen liefert die Studie wertvolle Hinweise darauf, wie einfache Veränderungen im Alltag zu einer deutlichen Verbesserung der Arbeitszufriedenheit und der psychischen Gesundheit führen können. Für Unternehmen und Beschäftigte eröffnen sich damit neue, kostengünstige Möglichkeiten, das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zu steigern.