Hat der IS eine schmutzige Bombe gebaut?

So sieht der IS das von ihm kontrollierte Territorium.

Nachdem der Islamische Staat bereits über chemische Waffen verfügen soll, drohen IS-Mitglieder Richtung London, sie hätten eine schmutzige Bombe mit 40 kg radioaktivem Material hergestellt

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Der "Islamische Staat" verkündete gestern, man habe eine schmutzige Bombe bauen können. Das Material, 40 kg Uran, stamme aus der al-Mosul-Universität. Berichtet hatte das etwa Muslim-al-Britani, bevor sein Twitter-Account geschlossen wurde, so die irakische Newssite IraqiNews: "Übrigens hat der Islamische Staat eine schmutzige Bombe. Wir fanden radioaktives Material in der al-Mosul-Universität."

So sieht der IS das von ihm kontrollierte Territorium.

Schon seit Beginn der Bedrohung durch al-Qaida Ende der 1990er Jahre wurde befürchtet, dass islamistische Terroristen an Massenvernichtungswaffen herankommen oder diese bauen können (Nuklearterrorismus). Die Terroristen haben auch gerne damit geliebäugelt, um die von ihnen ausgehende Gefahr zu steigern. Bislang wurden höchstens chemische Waffen in Syrien eingesetzt, zumindest blieb unklar, ob diese vom Assad-Regime oder von Islamisten verwendet wurden. Die YPG behauptete auch, dass der IS in Kobane chemische Waffen eingesetzt habe.

Dass der IS möglicherweise über chemische Waffen aus dem Altbestand von Hussein verfügt, ist durchaus möglich. Die Islamisten hatten letztes Jahr al-Muthana im Irak eingenommen und die irakischen Bewacher vertrieben, wo unter Hussein die meisten chemischen Waffen produziert und gelagert wurden. Die Amerikaner haben nach dem Sturz von Hussein die alten Waffen teilweise zerstört, oft fahrlässig unter freiem Himmel. Meist waren sie bereits nicht mehr einsatzfähig, verrostet oder leer, in manchen Geschossen gab es aber noch beträchtliche Mengen an Sarin und Senfgas. In al-Muthana sollen in versiegelten Bunkern weitere Bestände gelagert worden sein. Vermutet wurde nach dem möglichen Giftgaseinsatz in Kobane, dass der IS hier noch funktionsfähige Waffen gefunden haben könnte (Alte irakische Chemiewaffen in den Händen des Islamischen Staats?).

Neu ist die Befürchtung, der IS könne nicht nur radioaktives Material gefunden, sondern daraus auch eine funktionsfähige Bombe gebaut haben. Schon die Drohung macht aus ihr eine Panikwaffe, ob der IS zum Herstellen einer schmutzigen Bombe in der Lage wäre, lässt sich nicht beurteilen. In Großbritannien hat die Meldung eingeschlagen, zumal mit Hamayun Tariq auch ein britischer Sprengstoffexperte mit einer schmutzigen Bombe gedroht haben soll. Befürchtet wird ein Anschlag auf London, nachdem etwa Muslim-al-Britani erklärt hatte, dass eine solche Bombe, wenn sie in London explodieren würde, sehr viel mehr Unruhe als eine normale Bombe verursachen würde. Der irakische UN-Botschafter warnte bereits nach der Einnahmen von Mosul durch den IS, dass diesem auch radioaktives Material in die Hände gefallen sei, mit dem sich Bomben herstellen ließen.