Herz-Jesu-Sozialist

Der venezolanische Staatschef Hugo Chávez provoziert die Saudis mit christlicher Symbolik

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Saudi-Arabien ist ein Land, bei dem sich mancher die Einreise zweimal überlegt, weil dort ziemlich viel verboten ist. Nicht nur Alkohol, Pokemon-Produkte und die Evolutionstheorie, sondern auch christliche Symbole.

Am Wochenende fand der dritte OPEC-Gipfel in der saudischen Hauptstatt Riad statt. Auf der Veranstaltung hatten sich trotz dieser Verbote viele Teilnehmer eingefunden – allerdings ganz überwiegend mit diplomatischer Immunität. Unter anderem wohnte dem Treffen auch der venezolanische Staatschef Hugo Chávez bei, der mit seinen Ölmilliarden und den Theorien des in Mexiko lehrenden Soziologen Heinz Dieterich einen "Sozialismus des 21 Jahrhunderts" verwirklichen will.

Weil Chávez das letzte OPEC-Treffen 2000 in Venezuela veranstaltet hatte, durfte er in Riad, der Tradition des internationalen Kartells folgend, die Eröffnungsrede halten. Der ehemalige Fallschirmjäger, von islamkritischen Blogs gerne in einer Reihe mit Islamisten wie Ahmadinedschad verteufelt, zeigte sich dabei wesentlich mutiger als sich gerne als Verteidiger des Christentums gebende US-Politiker: Er bekreuzigte sich zu Beginn seiner Rede - unter den Augen des saudischem Königs Abdullah. Sowohl das Praktizieren nichtislamischer Religionen in der Öffentlichkeit als auch die Verwendung christlicher Symbole ist nach den saudischen Gesetzen, die nicht nur in diesem Punkt wesentlich strenger sind als die des Iran, strikt verboten.

In seiner Rede nahm Chávez auch zweimal auf den christlichen Drittelgott Jesus Christus Bezug. Vor allem durch seine Äußerung "Wir wissen, dass der einzige Weg des Friedens, wie es Christus gesagt hat, in der Gerechtigkeit liegt" hätte sich die saudische Monarchie durchaus auch inhaltlich angegriffen sehen können. Die wahabitischen Despoten zogen es allerdings vor, wie in der After-Eight-Werbung zu reagieren: "Tun wir einfach so, als hätten wir's nicht geseh'n".

Dass Chávez wenig Lust hat, sich feudaler Etikette zu fügen, bewies er unlängst auch auf einem Iberoamerikanischen Gipfeltreffen in Spanien, bei dem er den spanischen König so lange reizte, bis dieser aus seiner Rolle fiel und in anherrschte, er solle "einfach das Maul halten".

Im Herbst 2006 hatte Chávez sich vor der UN-Vollversammlung der Vereinten Nationen bekreuzigt und den der saudischen Königsfamilie eng verbundenen US-Präsidenten George W. Bush mit dem Satz bedacht: „Der Teufel war gestern hier, und es riecht noch nach Schwefel“.

An dem Gipfeltreffen in Riad nahm auch der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad teil. Chávez prophezeite im Falle eines US-Angriffs auf den Iran ein Ansteigen des Ölpreises auf 200 Dollar. Ein Effekt, der nicht nur ihm, sondern auch den Staatsoberhäuptern anderer Ölnationen eigentlich gelegen kommen müsste. Trotzdem sprach sich der Venezolaner gegen solch einen Angriff aus und zeigte sich mit dem mittlerweile auf 100 Dollar angestiegenen Ölpreis öffentlich zufrieden.

In den letzten Jahren konnte Chávez sein Image in westlichen Medien unter anderem dadurch deutlich verbessern, dass er Bedürftigen in den USA und Großbritannien verbilligtes Heizöl und günstige Fahrscheine zukommen ließ.